Veni, Vidi, Gucci
Haushaltshilfe oder ein Au-pair-Mädchen haben können. Oder sogar einen Kissenaufschüttler. Aber aus irgendeinem Grund habe ich das nie in Anspruch genommen. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich mit etwas Unterstützung auch die Zeit gehabt hätte, mich um mein Leben zu kümmern. Natasha ist ein gutes Beispiel dafür, dass das funktionieren kann.
Es ist nie zu spät, tröste ich mich. Ich muss an das Telefonat mit Richard denken. Vielleicht könnte die Lösung, die er sich für uns vorstellt, Hauspersonal beinhalten. Mit Unterstützung einer Stylistin und eines Kochs könnte ich meinen Mann mit wechselnder Tagesgarderobe und kulinarischen Leckereien nach Hause locken. Das ist mein voller Ernst. BEI NATASHA FUNKTIONIERT ES AUCH. Ich kann das nicht oft genug betonen.
»Neunundachtzig ... neunzig ...«, skandieren Quinn, Molly, Fabian und Trist im Baumhaus. Thomas zeigt erste Ermüdungserscheinungen, aber er gibt nicht auf. Und ich auch nicht.
Es ist noch alles drin.
Die Sonne strahlt am Nachmittagshimmel, Natasha scheint mich sympathisch zu finden, und die Kinder haben ihren Spaß. Ich bin mir sicher, dass Richard und ich gemeinsam einen Weg finden werden.
Ich bin mir ganz sicher.
»Sie haben ein wundervolles Haus, Natasha. Und Sie sehen immer tipptopp gestylt aus. Als würde Sie das alles nicht die geringste Mühe kosten.« Ich sage das ohne jegliche Verbitterung, weil ich keine empfinde.
»Papperlapapp. Ich habe eher den Eindruck, das trifft auf Sie zu.«
Ich will ihr entgegnen, dass es durchaus stimmt, dass ich mir nicht die geringste Mühe gebe, aber sie lässt mich nicht.
»Und was mich betrifft«, fährt sie fort, »ich sehe aus, als wäre ich einem blinden Stylisten in die Hände gefallen. Richtig zum Fürchten.«
Ihre Halskette passt zu ihrem Armband, und die Farbe ihres Haarbands passt zu der Farbe ihres Oberteils. Wo sieht sie denn zum Fürchten aus? An den Ohren? Nun, ich erspähe in der Tat einen Leberfleck auf ihrem Ohrläppchen. Vielleicht ist das ja ihr Problem.
»Vermissen Sie eigentlich Ihren früheren Beruf?«, frage ich.
Natasha lacht. »Als Verkäuferin? Warum sollte ich den vermissen? Nein, ich bin mit all dem hier schon genug ausgelastet.« Sie macht eine ausladende Geste, die das Haus, den Garten und die Ansammlung von Söhnen umfasst. »Aber an Ihrer Stelle würde ich meinen Beruf schon vermissen«, sagt sie weiter. »Sie waren früher Stimmenimitatorin, nicht wahr?«
»Ja, so ähnlich«, entgegne ich, wobei ich mich frage, wie sich das bis zu Natasha herumgesprochen hat. »Ich überlege zurzeit, ob ich wieder in meinen alten Beruf einsteigen soll.«
»Fantastische Idee. Was hindert Sie noch daran?«
Gute Frage. Es ist mir schon nicht gelungen, Richard darauf eine befriedigende Antwort zu geben. Wie soll es mir also jetzt gelingen?
»Ach, wissen Sie, die Kinder nehmen mich ganz schön in Anspruch. Sie kennen das sicher selbst«, verstecke ich mich hinter der praktischsten Ausrede, die es für eine Frau gibt.
»Unsinn!«, ruft Natasha. »Besorgen Sie sich ein Au-pair-Mädchen, und Ihrer Karriere steht nichts mehr im Wege«, sagt sie lachend.
Das waren auch Summers Worte, wenn ich mich recht erinnere.
Natasha füllt erneut mein Glas, das irgendwie leer ist. Typisch Pimm’s: Der rinnt einem einfach so durch die Kehle – obwohl Natashas Glas noch ziemlich voll ist, wie mir auffällt.
»Sie sollten wirklich wieder einsteigen, wenn das Ihr Wunsch ist. Adam hat mir erzählt, dass Richard Sie in diesem Punkt hundertprozentig unterstützt.«
»Oh ja, das tut er«, erwidere ich, wobei ich wünschte, ich könnte mich an diesen Adam erinnern.
»Das sollte er auch. Die Männer haben nämlich immer leicht reden. Sie verschwinden den ganzen Tag im Büro und tun auch noch so, als wäre es anstrengend, eine Sekretärin zu haben. Wenn Sie mich fragen, ist das hier der anstrengendere Part. Zu Hause bleiben und die Kinder großziehen und den alltäglichen Trott bewältigen.«
»Finden Sie wirklich?«, frage ich, während neue Hoffnung in mir aufkeimt. Offenbar bin ich nicht die Einzige, die Schwierigkeiten hat, sich in der Mutterrolle zurechtzufinden.
»Zum Teufel, ja.« Natasha nickt. »Die Männer sind nie zu Hause, und wenn sie doch mal da sind, dann erwarten sie von uns, dass wir ihnen den Arsch hinterhertragen, ohne dass es sie kümmert, was wir für einen Tag hinter uns haben. Männer sind Egoisten.« Sie schließt die Augen und schüttelt sich leicht. »Eben Männer, nicht
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