Veni, Vidi, Gucci
würde ich dir wahrscheinlich genau dasselbe raten ...«
Wirklich?
»Ich meine, was bleibt mir anderes übrig?«
»Egal, was passiert, ich bin immer für dich da, Summer. Das weißt du, nicht wahr?«
»Ja, so wie jetzt«, entgegnet sie, und Tränen kullern über ihr Gesicht.
Als die Kellnerin die Rechnung bringt, setzt Summer ihre Sonnenbrille wieder auf. Nachdem die Kellnerin weg ist, lächelt Summer mich unter Tränen an. »Tut mir leid, Fran.«
»Was tut dir leid?«
»Dass du dir das ganze Gejammer anhören musstest. Wir haben die ganze Zeit nur von mir geredet. Sag, wie geht es dir überhaupt?«, fragt sie.
Ich überlege kurz, ob ich Summer die schlechte Neuigkeit – die Sache mit Richard – erzählen soll, entscheide mich jedoch dagegen, schließlich hat die »Was keiner weiß, ist auch nie passiert«-Strategie bis jetzt funktioniert ... Ich werde mich ausschließlich auf Positives beschränken. Und heute gab es etwas Positives. Noch mehr solche Tage wie heute, und ich bin mir sicher, dass die schlechte Neuigkeit bald kein Thema mehr ist.
»Ich habe heute Morgen ein paar Leute angerufen. Leute, mit denen ich früher gearbeitet habe«, erzähle ich Summer, während ich bei der Erinnerung daran lächeln muss.
»Wirklich?«, erwidert sie, plötzlich hellhörig geworden. »Mit wem hast du gesprochen?«
»Kannst du dich noch an Chris Sergeant erinnern?«
»Der Head of TV bei Saatchi ?«
»Ja. Früher einmal war ich seine liebste Synchronstimme. Sei’s drum, jedenfalls war Chris am Samstag auch auf der Party, und ich war derart unhöflich zu ihm, dass ich ihn anrufen musste, um mich für mein Verhalten zu entschuldigen. Er will sich mit mir treffen. Er hat gesagt, dass er sich in den nächsten Tagen bei mir meldet, wenn er ein bisschen mehr Luft hat.«
»Das höre ich gerne. Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du deinen faulen Hintern in Bewegung setzen und deine alten Kontakte spielen lassen sollst?«
»Das hat damit nichts zu tun. Chris ist ein alter Freund von mir.«
»Ja, ein alter Freund, der rein zufällig Head of TV von Londons größter Werbeagentur ist. Das hat sehr wohl damit zu tun, meine Süße, aber du brauchst dich deswegen nicht zu schämen. Wie auch immer, wen hast du noch angerufen?«
»Isabel ... du weißt schon, von Harvey und Isabel.«
Ich kann selbst nicht glauben, dass ich mich dazu überwunden habe. Ich habe tatsächlich Isabel kontaktiert, obwohl der bloße Gedanke daran mir so viel Angst gemacht hat, dass mir regelrecht übel war. Es hat eine Stunde gedauert, bis ich mich zu dem Anruf durchgerungen hatte. Ich erzähle Summer von der Mischung aus Krieg der Welten und Willy Wonka und von der Rolle als südafrikanisches Alien und dass Harvey und Isabel mich für die perfekte Besetzung halten, aber dass die Leute von Sony noch ein Wörtchen mitzureden haben.
»Das ist unglaublich, Fran. Wir sitzen sozusagen beide im selben Boot.«
»So habe ich das noch gar nicht betrachtet ... Bloß dass ich nicht gegen Sharon Stone antreten muss.«
»Und wie geht es jetzt weiter?«
»Isabel schickt mir das Drehbuch zu. Und am Montag wollen die Verantwortlichen von mir eine Leseprobe hören. Mir geht jetzt schon die Düse.«
»Warum? Du hast es doch super drauf mit Südafrikanisch. Du klingst authentischer als Winnie Mandela. Das ist deine Chance. Herzlich willkommen in der grausamen Arbeitswelt. Das ist der Neubeginn, ich weiß es.«
»Ich bin mir da nicht so sicher. Gleich so eine große Rolle? Mir wäre für den Anfang eine etwas kleinere viel lieber, um ganz langsam wieder hineinzukommen und –«
»Hör auf, Fran«, unterbricht Summer mich, die ihre alte Unerbittlichkeit, die ich so sehr an ihr schätze, wiedergefunden zu haben scheint. »Ich warne dich, ich bin im Moment eine hormonelle Zeitbombe, und ich werde dich töten, wenn du erneut kneifst. Versprich mir, dass du mich nicht enttäuschst.«
»Okay, ich verspreche es.« Und das ist mein Ernst. Summer hat recht. Keine faulen Ausreden mehr.
Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. »Shit, ich komme zu spät«, fluche ich.
»Wohin musst du?«
»In die Schule. Ich habe wegen Thomas einen Termin bei der Konrektorin.«
»Deine armen Kinder. Es ist immer die Schuld der Eltern, wenn Kinder in der Schule negativ auffallen, weißt du?«, sagt Summer. Erst seit zwei Minuten schwanger und schon die Supermami. Wahrscheinlich gibt sie mir als Nächstes Tipps, wie man Auberginen am besten zubereitet.
»Du kannst mich mal«, erwidere
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