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Veni, Vidi, Gucci

Titel: Veni, Vidi, Gucci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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ich, woraufhin Summer mir fest und liebevoll die Hand drückt. Da beleidigt man jemanden, und dann so etwas. Vielleicht sollte ich das mal bei Richard ausprobieren.
    »Keine Angst, ich bin sicher, das ist alles halb so wild«, sagt sie. »Thomas ist ein guter Junge.«
    Davon bin ich überzeugt.
    »Ich bin sehr stolz auf dich«, sage ich. »Weil jetzt Hollywood ruft und so.«
    »Nein, ich bin stolz auf dich.« Summer schenkt mir ein blasses Lächeln. »Geh ruhig. Ich übernehme die Rechnung. Und mach dir keinen Kopf. Alles wird gut. Das gilt für uns beide.«
    Aber irgendwie macht Summer den Eindruck, als glaube sie selbst nicht daran.

5
 
    I ch hätte mich gar nicht so beeilen müssen, da Mrs Gottfried mich ohnehin warten lässt. Ich sitze vor ihrem Büro und überlege, wie ich mich am besten verhalten soll. Thomas ist kein schlechter Junge. Er schikaniert niemanden, er spuckt im Flur nicht auf den Boden, und er prügelt sich auch nicht. Aber den Lehrern macht seine unterdurchschnittliche Sozialkompetenz Sorgen. Altmodisch ausgedrückt, Thomas ist der stille Außenseiter der Klasse. Außerdem macht ihnen seine Unkonzentriertheit Sorgen. Obwohl er – dank der Playstation – im Lesen viel besser geworden ist, bewegen sich seine Leistungen insgesamt im unteren Niveau. Altmodisch ausgedrückt, Thomas ist der stille Außenseiter und das Schlusslicht der Klasse.
    Ich habe Thomas’ Lehrer darauf hingewiesen, dass seine Konzentration sich schlagartig bessern würde, wenn er von seinem Platz aus nicht einen hervorragenden Blick auf das Fußballfeld hätte. Das habe ich nicht ohne Grund erwähnt. Ich wollte das Gespräch auf etwas Positives lenken. Auf das besondere Talent meines Sohnes. Immerhin ist Thomas von Chrystal Palace zum Probetraining eingeladen worden, verdammt! (Shit, ich muss dringend diesen Ron anrufen.) Sollte die Schule sich daher nicht vielmehr darüber freuen, dass sich in ihrer Mitte ein – meiner bescheidenen Meinung nach - junger Pele befindet? Doch ich hätte mir den Atem sparen können. Fußball ist eine tolle, wunderbare und großartige Sache ... bis auf eine Besonderheit. Nach dem Schlusspfiff gibt es gewöhnlich einen Gewinner. Was bedeutet, dass es auch einen Verlierer gibt. Zwar befürwortet die Arlington-Philosophie den Konkurrenzkampf ... aber nur vorausgesetzt, jeder kann gewinnen.
    Das diesjährige Finale im FA Cup zwischen Arsenal und Liverpool endet 2:0. Arsenal holt die Trophäe ... zusammen mit Liverpool, das hervorragend gespielt hat und das, nicht zu vergessen, in tadellos sauberen Trikots pünktlich zum Anpfiff erschienen ist.
    Aber was weiß ich schon, denke ich, als Mrs Gottfried in ihren ungemein vernünftigen Schuhen auf mich zukommt.
    »Mrs Clark, danke, dass Sie gekommen sind«, sagt sie – so viel Freundlichkeit bin ich gar nicht von ihr gewohnt. »Ich weiß, dass Sie sehr beschäftigt sind.«
    Bin ich zwar nicht, aber das hüte ich mich zu sagen. Ich folge Mrs Gottfried gottergeben in ihr Büro und nehme auf dem angebotenen Stuhl Platz.
    »Ich bedaure sehr, dass ich Sie so früh in diesem Schuljahr zu mir bitten muss«, bemerkt sie, während sie sich hinter ihrem Schreibtisch niederlässt. Sie schenkt mir ein Lächeln, und ich taue ein wenig auf. Mrs Gottfried ist zwar für die meisten Kinder an der Schule eine Hassfigur, aber deshalb darf man sie nicht sofort verurteilen. Und auch nicht wegen ihres leichten deutschen Akzents. Ich darf nicht alles abtun, was sie sagt nur weil sie mit einem komischen Akzent spricht. Nein, das wäre dumm und kindisch und würde mir nicht ähnlich sehen (jedenfalls heute nicht). Heute werde ich Mrs Gottfried eine Chance geben.
    Ich beginne mit einer kleinen Präventivrede zur Verteidigung meines Sohnes.
    »Ich bin froh über diesen Termin«, erwidere ich. »Ich finde es nämlich großartig, dass die Schule die Eltern ganz selbstverständlich in, äh, schulische Angelegenheiten einbezieht. Aber darf ich erwähnen, dass Thomas mir versprochen hat, sich in diesem Schuljahr mehr anzustrengen? Selbstverständlich liebt er seinen Fußball immer noch heiß und innig, aber er will sich diesmal wirklich dahinterklemmen und –«
    »Mrs Clark, verzeihen Sie, dass ich Sie unterbreche. Aber wir reden aneinander vorbei. Thomas ist nicht der Grund unseres Gesprächs ...«
    Oh Gott, dann geht es also um mich. Aber worum genau? Ich schaue an meiner Kleidung herunter. Jeansjacke, Cargo-Hose und abgewetzte Timberland-Treter. Summer hat vorhin schon den Kopf

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