Veni, Vidi, Gucci
stöhnt sie. »Ich bringe neues Leben hervor und gehe selbst dabei drauf. Ist das nicht paradox?«
»Du machst nur das durch, was schon Millionen Frauen vor dir durchgemacht haben.« Ich zucke zusammen, kaum dass der Satz heraus ist. Er sollte eigentlich lustig klingen, nicht belehrend. Ich frage mich, seit wann es mir schwer fällt, witzig zu sein. Besser, ich wage vorerst keinen weiteren Versuch.
»Es ist alles so ätzend«, fährt Summer niedergeschlagen fort. »Ich kann nicht mal mehr genüsslich eine Zigarette rauchen.«
»Was sagt eigentlich der Vater dazu? Oder war das, du weißt schon, eine künstliche Befruchtung ... oder so?« Ich gerate etwas ins Schwimmen. »Ein Retortenbaby oder so ...?« Ich habe schließlich keinen blassen Schimmer, oder? Summer und ich haben noch nicht über ihre Schwangerschaft gesprochen. Ich nehme an, das ist auch der Grund, weshalb sie dieses Treffen zum Lunch vorgeschlagen hat – bereits das zweite innerhalb von zwei Wochen.
»Du und deine Schnapsideen.«
Summer denkt, ich habe einen Witz gemacht. Ich lache und lasse sie in dem Glauben. Vielleicht ist das ja das tiefere Geheimnis, witzig zu sein, indem man ernst ist.
Summers Gesicht nimmt plötzlich einen besorgten Ausdruck an. »Hör zu, er weiß es nicht! Und du brauchst es ihm auch nicht zu sagen.«
»Beruhige dich wieder. Wie soll ich es ihm denn sagen? Ich weiß ja nicht einmal, wer er ist.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass Laurence der Vater ist.«
»Richtig, Laurence. Und wer ist dieser Laurence?«
»Mensch, hörst du mir überhaupt jemals zu? Laurence ist der Regisseur von Angel Face .«
» Angel Face? «
»Aaaahh! Der Film mit mir und Clive Owen, verflucht.« Summer bringt das Kunststück fertig, gleichzeitig zu schreien und zu flüstern.
Ich glaube nicht, dass ich ihr folgen kann.
»Okay, lass uns noch einmal zurückspulen, an den Anfang. Du hast also mit einem Regisseur geschlafen?«
Summer nickt ganz kurz, als würde eine ausdrucksstärkere Reaktion zu viele unerwünschte Emotionen auslösen.
»Warum?«, frage ich.
Summer nimmt ihre Sonnenbrille ab, sodass ich ihr endlich in die Augen sehen kann. Sie ist ein halbes Jahr älter als ich, sieht aber einige Jahre jünger aus ... normalerweise . Aber nicht heute.
»Weil ich total bescheuert war, darum. Das denkst du doch, oder? Du solltest mal dein Gesicht sehen.«
Offenbar sehe ich genauso schockiert aus, wie ich bin. Ich versuche, ein anderes Gesicht zu machen. Ich will nicht, dass diese Unterhaltung einen falschen Verlauf nimmt. »Nein, sorry. Ich bin nur überrascht ... Ich meine, du musst zugeben, dass du mit Männern bislang nicht besonders viel ... äh, am Hut hattest.«
Summer stößt einen tiefen Seufzer aus und wartet, bis die Kellnerin uns die Pasta serviert hat. »Ja, ich war mit dem Regisseur im Bett«, sagt sie schließlich. »Voll das Klischee, ich weiß, aber es ist nun mal passiert. Laurence kam gleich am ersten Tag am Set auf mich zu und meinte: ›Oh, du bist doch die, die bei Minnie abgeblitzt ist, nicht?‹, aber trotzdem hat er auf mich gewirkt wie ein Aphrodisiakum ... Oh Mann, er hat mir richtig imponiert. Gott, wie armselig.«
»Sag das nicht. Niemand kann etwas für seine Gefühle«, entgegne ich. Ich kann mich erinnern – obwohl ich mich lieber nicht erinnern würde –, dass Richards beruflicher Durchbruch damals ebenfalls wie ein Aphrodisiakum auf mich wirkte.
»Ich hatte danach keine Selbstachtung mehr ... ich kam mir richtig billig vor, wenn du es genau wissen willst«, fährt Summer fort. »Ich weiß nicht, warum ich mich mit ihm eingelassen habe, ich konnte einfach nicht anders. Ich habe mir nicht mal besonders viel davon versprochen, aber ... Verflucht, ich bin total durch den Wind.«
Und wenn ich mich auch noch so sehr anstrenge, ich kann mir beim besten Willen Summer nicht mit einem Kerl im Bett vorstellen. Und wenn das mich schon ganz wirr im Kopf macht, möchte ich nicht wissen, was in Summers Kopf los ist.
»Laurence ist ein toller Mann, Fran. Ich hätte zwar nie gedacht, dass ich mal so von einem Mann spreche, aber auf Laurence trifft das zu. Er strahlt so eine natürliche Autorität aus, ich habe ihn nicht ein einziges Mal laut werden hören. Er ist begabt, witzig, unheimlich kreativ, und er scheint wirklich ... mir ans Herz zu gehen.«
»Weiß er, dass du auf Frauen stehst?«
»Ja. Ich war so eine Art Mutprobe für ihn. Der Regieassistent, mit dem ich schon bei diesem blöden Zombiefilm
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