Veni, Vidi, Gucci
Ich höre, wie er sich von Thomas und Molly verabschiedet. Er erzählt ihnen irgendeinen Mist von einer angeblichen Geschäftsreise. Die Enttäuschung der Kinder ist verhalten. Ich frage mich, ob sie etwas spüren.
Danach kehrt Richard in die Küche zurück, und ich begleite ihn zur Haustür.
Ich frage mich, ob er wirklich ins Büro fährt oder doch zu der Gucci-Schönheit. Ich bemerke die kleine Reisetasche auf dem Boden, die diskret in der Ecke steht, neben dem Schirmständer. Wann hat er die gepackt? Hat er die Hemden mitgenommen, die ich für ihn gewaschen und gebügelt habe?
»Ich rufe dich an«, sagt Richard und hebt die Tasche vom Boden auf.
»Tu das«, erwidere ich. Ich sehe ihm nach, ohne mich von der Stelle zu rühren, bis ich höre, wie er den Wagen startet.
Dann gehe ich zurück in die Küche und genehmige mir den lang ersehnten Drink.
Auf dich, Natasha. Cheers .
3
F reundinnen wie Sureya kommen immer wie gerufen.
Allerdings habe ich sie heute direkt nach dem Aufstehen angerufen. Um sie zu bitten, die Kinder in die Schule zu bringen. Ich wollte mich nicht den hämischen Blicken von Cassies Hexenklub aussetzen.
Als Sureya kam, stopfte ich mir ein paar gebrauchte Taschentücher in die Hand, um meine Lüge, ich sei zu erkältet, um die Kinder in die Schule zu bringen, glaubhaft zu machen. Aber Sureya kennt mich viel zu gut und fiel keine Sekunde lang darauf herein. Und bei mir dauerte es ebenfalls keine Sekunde, bis die Tränen kullerten. »Es tut mir furchtbar leid. Dass ich neulich am Telefon so hässlich zu dir war und ... alles.«
»Schon vergessen. Du gehst jetzt zu mir«, befahl Sureya. »Dort wartest du auf mich ... Und setz schon mal Wasser auf.« Sureya hätte ein Nein nicht gelten lassen. Sie warf mir ihren Haustürschlüssel zu, schnappte sich die Kinder und sauste los.
Ich sah ihnen nach, zog dann meine Jacke an und machte mich auf den Weg zu Sureyas Haus.
Als sie kam, erzählte ich ihr von Richard. Alles. Jetzt, nachdem ich fertig bin, sieht sie aus, als würde sie jeden Moment explodieren ... oder so. Ich habe sie noch nie so schockiert und wütend erlebt. Schockierend wütend.
»Ich könnte mich selbst in den Hintern treten. Ich habe dich mit meinem ganzen Optimismus voll gesülzt, als du mir diese Rechnung gezeigt hast. Du darfst nie wieder auf mich hören, verstanden? Mensch, dass ich auf der Feier nichts bemerkt habe! Sonst habe ich immer ein gutes Gespür für versteckte Anzeichen.«
»Sureya, vergiss es einfach. Ich habe die Anzeichen auch ignoriert, obwohl ich sie direkt vor der Nase hatte, schriftlich, mit dem Briefkopf vom Langham Hilton Hotel.«
»Ich begreife das nicht, Fran«, sagt Sureya, über den Tisch gebeugt, den Kopf in die Hände gestützt. Man könnte meinen, sie wäre von ihrem Ehemann verlassen worden. »Richard hat für dich so eine tolle Geburtstagsparty ausgerichtet. Das ergibt einfach keinen Sinn. Liebt er diese andere Frau?«
Ich gehe über den Umstand hinweg, dass Richard und ich nicht über diese andere Frau gesprochen haben, indem ich das Thema wechsle. Ich berichte Sureya von der jungen Frau im Park.
Danach ist sie außer sich, wie ich erwartet hatte. »Diese widerlichen, bösen Weiber haben einen langsamen und qualvollen Tod verdient für das, was sie dir angetan haben. Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, weil ich nur meine Schwangerschaft im Kopf hatte und dich dabei sträflich vernachlässigt habe.«
»Blödsinn. Schließlich ist es nicht deine Aufgabe, mich vor den AREI-Hexen und Richard vor seinem herumwildernden Schwanz zu beschützen. Du kannst überhaupt nichts dafür. Verstanden?«
Sureya reagiert oft sehr emotional. Im Moment gewinnen ihre Hormone wieder die Oberhand, und sie fängt an zu weinen, was mich ebenfalls dazu animiert. Würden uns Außerirdische durch die Jalousien beobachten, würden sie uns sicher für bescheuert halten. Während sie unzählige Gefäße mit einer heißen braunen Flüssigkeit in sich hineinschütten, führen sie über mehrere Erdstunden ein Gespräch, in dessen Verlauf sie manchmal die Gesichter verziehen und kleine Tropfen aus ihren Augen treten. Offenbar haben sie keine Kontrolle über diese Flüssigkeitsproduktion.
»Bitte, lass uns jetzt über dich reden«, sage ich zu Sureya, nachdem wir unsere Tränen abgewischt haben. »Ich habe dir noch gar nicht gesagt, wie sehr ich mich für dich freue. Ich finde es wirklich toll, dass du schwanger bist.«
»Ich weiß.« Sureya lächelt und sieht
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