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Venice Beach

Venice Beach

Titel: Venice Beach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Besson
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worden ist, Sie sind kein Zeuge und werden natürlich nicht verdächtigt, aber Ihr Name steht in einem Notizbuch, welches das Opfer bei sich trug, deshalb muss ich Ihnen ein paar Fragen stellen.« Er hat geantwortet: »Ich stehe zu Ihrer Verfügung«, so wie man es in den Serien im Fernsehen mit dem Brustton der Überzeugung sagt. Sobald er zu sprechen aufhörte, haben seine Kiefer die Wangen leicht verformt. Ich habe keine Schlüsse daraus gezogen. Es ist für niemanden selbstverständlich, auf die Fragen eines Polizisten zu antworten, besonders wenn er eine Leiche im Gepäck hat.
     
    Ich fing an: »Sagt Ihnen der Name Billy Greenfield etwas?« Er hat ein paar Sekunden verstreichen lassen, als suchte er in seiner Erinnerung, sein Kopf hat sich nicht bewegt, aber seine Augen waren zur Decke gerichtet. Schließlich äußerte er: »Nein, Lieutenant, ich denke, ich habe seinen Namen nie gehört.« Die Bewegung der Kiefer hat sein Gesicht erneut schmaler werden lassen.
     
    Ich erwiderte: »Das Opfer muss Sie aber gekannt haben, denn es verfügte über Ihre Telefonnummer.« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: »Ach, wissen Sie, viele Leute, Journalisten und Fans zum Beispiel, reißen sichArme und Beine aus, um diese Art von Informationen aufzutreiben. Sie können sich nicht vorstellen, wie viele aufdringliche Telefonanrufe ich von Leuten bekomme, die ich nie getroffen habe.« Die Erklärung schien mir einleuchtend. Was mich daran störte, war, dass sie aufgesagt klang, als ob sie vorbereitet gewesen wäre. Allein, ich beabsichtigte nicht, diesen Details eine übertriebene Aufmerksamkeit zu schenken. Für den Augenblick musste ich mich an die Aussagen halten.
     
    Ich führte die Befragung »meine betont unparteiische Haltung beibehaltend« (ein Lieblingsausdruck McGills) fort: »Sie können mir also bestätigen, dass Sie vorgestern Abend um sieben Uhr keine Verabredung mit Billy Greenfield hatten?« Sehr darum bemüht, nicht die Ruhe zu verlieren, erwiderte er: »Ich bestätige es Ihnen.« Ich wusste nicht, ob wir Katz und Maus miteinander spielten, aber es sah mir ganz danach aus.
     
    Ich senkte die Stimme: »Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen diese Frage auf eine etwas direkte Weise stelle: Haben Sie jemals näheren oder entfernten Umgang mit Prostituierten gehabt?« Ich hatte absichtlich einen Ausdruck gebraucht, der sowohl auf Männer wie auf Frauen zutrifft. Er richtete sich angespannt auf und brach augenblicklich in ein gezwungenes Lachen aus, das seinen Körper zurückwarf. Er sagte: »Nein, Lieutenant, ich habe alles, was ich brauche. Ich möchte keinen unbescheidenen Eindruck erwecken, aber ich benötige nicht diese   … Tricks, um Gesellschaft zu haben.« Ich stimmte ihm zu: »Ja, gewiss, ich verstehe.« Und ich erinnerte mich an die rothaarige Magersüchtige vom Swimmingpool.
     
    Ich setzte die Befragung fort: »Nehmen Sie Drogen?« Er antwortete: »Lochen Sie mich ein, wenn ich Ja sage?« Und ich: »Nein, versprochen, das bleibt unter uns.« Er gab zu: »In diesem Fall ist die Antwort: Ja. Aber ich habe sie mir nicht durch diesen Mister Greenfield beschafft.« Ich erwiderte: »Ich erinnere mich nicht, Ihnen gesagt zu haben, dass er mit Drogen handelte.« Er nahm die Zigaretten vom Tisch und zündete sich eine an. Ich beobachtete, wie er seine Hand vor das Feuerzeug hielt, als wolle er die Flamme vor einem Luftzug schützen. Ich fragte mich, ob die andere Hand, die, die ich nicht sehen konnte und die das Feuerzeug hielt, ob diese Hand zitterte.
     
    Er hat seine Augen in meine versenkt. Eine mit Schmerz vermischte Härte durchzuckte sie. Ärgerte er sich über sich, weil er vielleicht zu viel geredet hatte? Ärgerte er sich über mich, weil ich ihn, ohne es wirklich zu wollen, in die Falle gelockt hatte? Im ersten Augenblick habe ich nicht verstanden, dass er über meinen Polizistenreflex enttäuscht war. Viel später hat er mir gestanden, dass er schon damals etwas ganz anderes von mir erhoffte. Wir bewegten uns nicht auf derselben Ebene.
     
    Ich sagte: »Ich möchte Sie nicht länger stören. Sie sehen, es war nur ein Routinebesuch.« Und ich stand ruckartig auf. Er war überrascht von meiner Heftigkeit, von der Kürze unserer Unterhaltung. Zögernd erhob er sich. Er murmelte: »War das wirklich alles, was Sie von mir wissen wollten?« Ich bejahte mit einem Kopfnicken und streckte ihm die Hand hin, um mich zu verabschieden. Einmal mehr zögerte er. Er war offensichtlich verunsichert. Dachte

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