Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
ging aber zielstrebig weiter. »Sie gehören nicht zu denen?«
»Nicht direkt.« Er wusste, dass es besser war, die Klappe zu halten, vor allem der Presse gegenüber, aber Tim wollte ihr imponieren. Deshalb sagte er mit Nachdruck: »Ich bin vom Bundeskriminalamt.«
Zu seiner Genugtuung sah sie beeindruckt aus. »Wow. Gratulation zur Aufdeckung der kriminellen Machenschaften an dieser Schule.« Sie feixte und hieb ihm sanft den Ellbogen in die Rippen, eine Geste, die ihre Unbefangenheit unterstrich.
Tim kam nicht umhin, breit zu grinsen. Er sah sie von der Seite an, betrachtete das Profil ihres hübschen Gesichtes, das so phantastisch vom Haar umrahmt wurde. Ihr ganzer Stil hatte etwas erfrischend Unaffektiertes, von der Schlichtheit ihrer Klamotten bis hin zu ihrem Gebaren.
»Ich heiße Tim«, sagte er unwillkürlich.
Ella sah ihn an, lächelte und bog nach links ab. Sie öffnete eine unscheinbare Tür, die auf eine an der Außenwand befestigte Feuerleiter führte. Mit einer weit ausholenden Geste trat sie zurück und bedeutete Tim, vorauszugehen.
*
Ella Berg nahm dankend die Zigarette und ließ sich von Tim Feuer geben. Sie rauchte vielleicht drei Zigaretten in einem Jahr, aber nach dieser ungewollten sportlichen Betätigung war dagegen nichts einzuwenden.
Mit dem Rücken – genauer: mit dem Rucksack – lehnte sie an einem der uralten, gigantischen Bäume im Park, sah auf den Kirchturm der Gemeinschaftsschule hinüber, der zwischen den Baumwipfeln aufragte und atmete tief durch.
Es war beinahe sechs Uhr abends, die Sonne begann unterzugehen. Die Dämmerung gab dem Park eine heimelige Atmosphäre, die Welt schien zusammenzurücken. Während Ella an der Zigarette zog, war sie sich über die Berührung ihrer Schulter mit der Tims, der neben ihr lehnte, nur zu bewusst. Sie fragte sich, ob dieses behagliche Gefühl nicht auch etwas mit seiner Gegenwart zu tun hatte.
Ihr Plan war aufgegangen, sie hatte Kontakt zu einem der BKA-Männer. Zwar hatte sie gehofft, beide anzutreffen, aber einer war besser als keiner. Überdies schien dieser Jung etwas für sie übrig zu haben, und das war mehr als gut.
So unauffällig wie möglich musterte sie ihn von der Seite. Zobel hatte Recht: Der Kerl sah überhaupt nicht so aus, als sei er irgendein Beamter, schon gar kein Bulle. Er war relativ jung, vielleicht dreißig Jahre alt, und seine wirren blonden Locken und die einfachen Klamotten – Kapuzenshirt und Jeans – gaben ihm einen unkonventionellen Touch. Außerdem war er sportlich, denn er hatte sie mühelos eingeholt, und das gelang wirklich nicht allen. Und wie er die Tür einfach so aufgestoßen hatte, ohne zu wissen, was sich dahinter verbarg, die Pistole dabei lässig in der Hand! Das war phantastisch gewesen.
Ella hielt inne. Was passierte denn hier? Sie sollte sich doch nicht verknallen! Schon gar nicht in einen mutmaßlichen Informanten! Sie rückte von ihm ab, richtete sich auf und sah ihm in die haselnussbraunen Augen. Er lächelte.
Ella räusperte sich. »Das war ein Abenteuer, was?«
Tim zuckte die Schultern und zog an der Zigarette. »Und wie. Kiffende Kinder jage ich nicht alle Tage.« Das Grinsen wurde breiter und entblößte ebenmäßige Zähne. »Darf ich dich duzen?«
»Klar.« Ella versuchte, lässig auszusehen, aber sie fühlte sich seltsam benommen, fast als sei sie betrunken. Es wurde Zeit, dass sie hier wegkam, aber zuvor musste sie noch ihre Fäden ziehen. Sie riss sich zusammen, ließ die Zigarette auf den Boden fallen und trat sie aus. Gerade, als sie etwas sagen wollte, hob Tim die Stimme.
»Hast du Lust, dass wir uns wiedersehen? Vielleicht auf einen Kaffee oder so?« Dabei richtete er sich auf, sodass er ihr näher kam. Vorhin, als sie schließlich allein gewesen waren, hatte er ein wenig schüchtern gewirkt, doch jetzt blickte er sie direkt aus seinen großen Augen an, jede Scheu war verschwunden.
Dafür war es nun Ella, die sich unbehaglich fühlte. Ungewollt machte sie einen Schritt zurück. Sie konnte den Blick von seinen Augen einfach nicht losreißen. Wortlos nickte sie.
Tim griff in seine Hosentasche, ohne von ihr wegzusehen. Schließlich senkte er den Blick doch, schaltete das Display des Smartphones ein und seufzte. »So spät schon! Verdammt!« Er richtete die Augen wieder auf Ella. »Ich muss leider los. Du kannst mir glauben, dass ich lieber hier bleiben würde. Wenn du meinen Kollegen kennen würdest, wüsstest du warum.« Er grinste.
»Deinen Kollegen?« So ganz
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