Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
komplett, Scharfschützen sind auf den Dächern postiert. Eine Einheit ist gerade dabei, den Wald einzunehmen und sich um den Bunker herum zu positionieren.«
Lühnsmann nickte zufrieden. »Dann eilen wir diesem BKA-Tölpel mal zu Hilfe.« Er klatschte in die Hände. »Vöge, Sie gehen mit und halten mich über Funk auf dem Laufenden. Und dass mir bloß keiner versehentlich von Schallern abknallt!«
*
»Kommen Sie rein«, sagte der Schülersprecher. »Ich dachte schon, Sie würden ewig um die Ecke stehen bleiben.«
Loki senkte die MP und legte den Kopf schief. Sein Blick glitt über die Wände, fand aber immer wieder Chester. »Das sind die angeblich verbrannten Unterlagen aus den Schularchiven, nicht wahr?«
»Ganz genau.« Chester deutete auf den zweiten Stuhl. »Kommen Sie schon, setzen Sie sich. Reden wir, bevor die Bullen eintreffen.«
Ohne den Jungen aus den Augen zu lassen, ging Loki zum Tisch, packte den Stuhl und zog ihn ein gutes Stück Richtung Ausgang. Er platzierte ihn zwischen die Papierstapel und setzte sich, die MP so auf dem Schoß, dass er sie jederzeit hochreißen und schießen konnte.
»Schlau von Ihnen, mir diese Falle mit den angeblich fehlenden Beweisen zu stellen«, sagte Chester. »Ich bin prompt drauf reingefallen.« Er griff nach einer Zigarettenschachtel, die neben der Kerze auf dem Tisch lag, und zündete sich eine Zigarette an. »Wollen Sie auch eine?«
Loki schüttelte den Kopf.
Chester zuckte die Schultern. »Wie Sie meinen. Ich würde zugreifen, denn wer weiß, ob Sie jemals wieder dazukommen.« Er grinste. »Sagen Sie schon, wann habe ich mich verraten?«
Lokis graue Augen fanden den Kasten auf dem Tisch. Es war tatsächlich eine Geldkassette. Chesters Hand griff danach, zog das Ding zu sich, und dann legte er beide Arme darauf ab und erwiderte Lokis Blick.
»Was ist darin?«, fragte Loki.
Chester zog an der Zigarette. Seine Augen reflektierten für den Bruchteil einer Sekunde das rote Funkeln der Glut. Er musterte Loki und ließ ein breites Grinsen sehen. »Sie wussten gar nicht, dass ich es bin, stimmt’s? Sie waren sich nur sicher, dass es nicht Veden ist, das ist alles.«
Loki schwieg, erwiderte nur Chesters Blick.
»Fast hätte ich Sie hinters Licht geführt, geben Sie’s zu. Fast!«
Immer wieder sah Loki die Geldkassette an. Sie sah sauber aus, war noch nicht lange in Gebrauch. Im Deckel befand sich eine kleine Ausbeulung.
Chester seufzte. »Sie könnten wirklich was sagen, Herr von Schallern. Wie wär’s denn damit: Sie sagen mir, ob Sie wussten, dass ich es bin, und wenn ja, wie Sie drauf gekommen sind. Dafür sage ich Ihnen, was hier drinnen ist.« Er tippte auf die Kassette und zog an der Zigarette, spähte grinsend zu Loki.
Loki erwiderte den Blick des Schülersprechers. »Dein Vater hat dich verraten. Du und Veden seid die einzigen Filii Iani mit der Imaginationsgabe. Angesichts dieser Tatsache recherchiert ein guter Ermittler zunächst nach den Familienverhältnissen. Die Familie van Laan hat seit Jahrhunderten keinen Nachkommen mit der Gabe in die Welt gesetzt. Ist das nicht bezeichnend?« Loki legte den Kopf leicht schief. »Ein Anruf bei deinem Vater hat genügt, um herauszufinden, dass Ingo van Laan nicht dein leiblicher Vater ist.«
Chesters Grinsen wurde brüchig. Er lehnte sich im Stuhl zurück, ließ aber die Geldkassette nicht los. »Dad würde das niemals irgendwem am Telefon sagen.«
Lokis Mundwinkel lächelten. Leise und mit leicht verstellter Stimme erwiderte er: »Guten Tag, Herr van Laan. Hier ist Baumann von der Stadt Kiel. Wir sind gerade dabei, Adoptionsunterlagen zu sortieren, und da ist mir aufgefallen, dass die Ihre nicht rechtskräftig ist. Es fehlt eine Unterschrift. Können Sie vorbeikommen, damit wir das aus der Welt schaffen? Ich nehme an, Ihnen ist daran gelegen, dass Chester von Rechtswegen Ihr Sohn bleibt.«
Chesters Gesicht verfinsterte sich. »Ich wurde nicht adoptiert.«
»Was mir dein Vater auch auf der Stelle bestätigt hat. Er ließ mich wissen, dass er sich bei deiner Geburt als dein Vater hat registrieren lassen.« Loki sah Chester fest an. »Er wusste, dass du das Ergebnis eines Seitensprungs deiner Mutter bist und hat dich trotzdem großgezogen. Aber du wusstest das nicht. Zumindest nicht, bis du auf die Unterlagen im Archiv gestoßen bist.«
Chesters Augen huschten durch den Raum, blieben schließlich auf einem der Zettel hängen, die mit Klebstreifen schlampig an der Wand befestigt waren. Loki
Weitere Kostenlose Bücher