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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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entschuldigen und darauf hoffen, dass er sie nicht umbrachte.
    Sie fand zwei geräumige Fahrstühle. Ihnen gegenüber lag das Treppenhaus. Ella öffnete die Tür und lief die Stufen in den zweiten Stock hinauf. Oben angekommen fand sie das Pendant zum unteren Korridor vor. Erneut orientierte sie sich an den Wegweisern und ging nach rechts, einen weiteren Flur entlang, dessen Wände in einem beigen Ton gestrichen und mit hässlichen, biederen Landschaftsbildern geschmückt waren. Schließlich erreichte sie die gesuchte Station, nickte einem Pfleger hinter einer Rezeption zu und suchte nach der Zimmernummer, die ihr die Empfangsdame genannt hatte.
    Die Tür stand offen. Sie trat vor und spähte in das Patientenzimmer, in dem nur ein einziges Bett stand. Darin lag Tim, das Gesicht von ihr abgewandt, und an seinem Bett stand sein Cousin. Ella zog sich rasch zurück.
    Auf Loki hatte sie wirklich keine Lust. Es war schon genug, dass sie sich Tim stellen musste, da konnte sie auf die geballte Ladung BKA-Zorn getrost verzichten.
    Der Mann hatte sich ihr gegenüber zwar zuvorkommend erwiesen, indem er Zobel irgendwie dazu gebracht hatte, den Polizeidienst hinzuwerfen, sodass Ellas Erpressung weiterhin ein Geheimnis blieb und ihre Zusammenarbeit mit Zobel nicht in die Verlängerung ging, aber das machte es nicht besser. Sie wollte ihm nicht dankbar sein müssen, und deshalb war es besser, wenn sie Loki nicht begegnete.
    Kurzerhand drehte sie sich um und hastete den Korridor zurück. Sie musste eben noch einmal herkommen.
    Als sie um die Kurve zum Treppenhaus hin abbiegen wollte, packte eine Hand ihren Ellbogen. Ella drehte sich um – und blickte in Loki von Schallerns ausdrucksloses, geschundenes Gesicht, das so sehr im Widerspruch zu seinem stechenden Blick stand. Sie unterdrückte einen Fluch.
    Trotzig reckte Ella das Kinn vor. »Was wollen Sie? Weitere Drohungen ausstoßen?«
    Ein Grinsen spielte um die schmalen Lippen. Es war eindeutig nicht echt, denn das restliche Gesicht lächelte keineswegs. »Auch ich grüße Sie, Frau Berg. Sind Sie hier, um meinen Cousin zu besuchen?«
    »Das geht Sie überhaupt nichts an!«
    Das Lächeln wurde breiter, und jetzt blitzten auch die Augen amüsiert. »Sie gehen in die falsche Richtung.« Er legte den Kopf leicht schief und wirkte plötzlich sehr viel jünger, und irgendwie auch weniger affektiert, ja fast schon schelmisch. »Er weiß von nichts«, sagte er leise. »Ich überlasse es Ihnen, es ihm zu sagen.«
    Ella betrachtete das Pflaster, das knapp unter dem Haaransatz auf seiner Stirn prangte, ließ den Blick über die geschwollene Gesichtshälfte wandern, die so dunkel wie sein Jackett war, und dann verschränkte sie die Arme. »Was wollen Sie?«
    Das Lächeln wurde tatsächlich noch breiter, entblößte schneeweiße Zähne. »Ich biete Ihnen Waffenruhe an, wenn Sie diesen Ausdruck erlauben.«
    »Warum? Wollen Sie mich damit zum Schweigen bringen?«
    Jäh schwand das Lächeln, die graublauen Augen aber leuchteten weiterhin vergnügt. »Nein, Frau Berg. Wie könnte ich Sie zum Schweigen bringen, wenn Sie doch überhaupt keine Fakten auf der Hand haben? Erwähnen Sie mich ruhig in Ihren Artikeln – es gibt mich offiziell beim Bundeskriminalamt gar nicht. Wenn Sie sich also Ihren guten Namen verspielen möchten, nur zu.«
    Er hielt einen Augenblick inne, dann sprach er weiter: »Sie sollten jetzt zu Johnny gehen. Er wird sich über Ihren Besuch freuen, wie ich glaube. Nutzen Sie die Zeit sinnvoll, welche ich Ihnen verschafft habe. Einen Rat will ich Ihnen allerdings noch geben: Lügen Sie ihn nicht noch einmal an. Ich werde es nämlich erfahren.« Damit wandte er sich ab, ging mit geschmeidigen Schritten um die Ecke und öffnete die Tür zum Treppenhaus.
    Ella sah ihm mit gerunzelter Stirn nach. Das war vielleicht ein komischer Kauz!
     
     
    Zwei Minuten später stand sie erneut in der Türe, streckte den Arm aus und klopfte. Auf Tims Lippen breitete sich ein freudiges Grinsen aus.
    »Ella!«
    Sie trat ein und betrachtete ihn. Seine Nase war geschwollen und blau verfärbt, ansonsten sah er nicht besonders krank aus. Die haselnussbraunen Augen zumindest waren genauso schön wie in ihrer Erinnerung.
    »Setz dich doch«, sagte Tim. »Schön, dass du gekommen bist!«
    Sie folgte seiner Einladung, stellte den Rucksack ab und ließ sich auf dem Stuhl neben seinem Bett nieder. Einen Moment sah sie auf ihre Turnschuhe hinunter, auf der Suche nach den richtigen Worten.
    »Wer ist Johnny?«,

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