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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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immer tiefer in den Schlamassel hineinbrabbelte und sie letzten Endes die Beleidigte spielen konnte. So lief es immer ab. Diesen Gefallen konnte er ihr tun.
    »Was soll ich sagen? Sag mir, was ich sagen soll, damit wir es hinter uns bringen können. Ich sage alles, was du willst. Also, was willst du hören? Dass ich ein Arschloch bin? Dass deine Freunde super sind? Dass dieser Affe mit der Wolle auf dem Kopf, die bestimmt grauenhafter stinkt als alles zusammen in dieser abgefuckten Pseudo-Studentenbude, ein wirkliches Genie ist, was die atonale Musik angeht, die er der Gitarre entlockt? Was davon soll ich sagen?«
    Ihr hübsches Gesicht erbleichte unter seinen Worten. Er konnte den Schmerz, den er in ihr auslöste, in ihren Augen sehen, die an Glanz zu verlieren schienen. Dann aber biss sie die Zähne aufeinander, warf das Haar mit einer knappen Kopfbewegung zurück und reckte das Kinn vor.
    »Es haben nun einmal nicht alle so erstklassige, adlige Gesellschaft wie du«, erwiderte sie, und dann schloss sie den Mund, senkte den Kopf und rieb sich über die Stirn. »Nein, ich werde mich jetzt nicht auf dein Niveau herablassen. Ich werde sachlich bleiben.« Ella sah auf. »Tim, ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.«
    Ihm wurde kalt. Er versuchte, aus ihrem Gesicht abzulesen, was genau diese Worte bedeuteten, doch ihre Miene war weiterhin lediglich gezeichnet von Enttäuschung. »Ella, es tut mir leid«, sagte er und streckte noch einmal die Hand nach ihr aus. »Ich bin einfach müde und –«
    Sie wich seiner Berührung aus. »Nein, Tim. Ich will deine Ausflüchte jetzt nicht hören. Jetzt nicht, und auch morgen oder übermorgen nicht. Ich schätze, wir sollten uns eine Weile aus dem Weg gehen.«
    »Was soll das heißen? Machst du ... du machst doch nicht ...?« Er konnte es nicht aussprechen. Unmöglich.
    Ella senkte den Blick. »Ich weiß es nicht. Ich muss darüber nachdenken. Bitte geh jetzt.«
    Tim starrte sie an. »Das kann doch nicht dein Ernst sein! Meine Worte waren unüberlegt, sie waren dumm, aber ich habe das doch nicht wirklich so gemeint! Ella, ich –«
    »Sei bitte still«, unterbrach sie ihn erneut. »Geh einfach. Du bist ohnehin derart mit deinem versnobten Cousin beschäftigt, dass dir mein Fehlen gar nicht auffallen wird.« Damit marschierte sie hocherhobenen Hauptes aus der Küche und zurück ins Wohnzimmer, ohne ihn noch einmal anzusehen.
    Einen Augenblick erwog er, ihr nachzulaufen, doch er konnte den Gedanken, vor all ihren Freunden bettelnd auf sie einzureden, nicht ertragen. Tims Blick fiel auf eine halb geleerte Flasche Wodka, die neben der Tür auf dem Boden stand. Er nahm sie, ging hinaus und warf die Haustür hinter sich zu.
    Feiner Sprühregen fiel in dichten Wolken vom Himmel. Tim lief die Straße hinauf, setzte sich in seinen Wagen, schraubte die Flasche auf und nahm einen tiefen Schluck. Nach einigen Sekunden, in welchen er einfach nur den Regentropfen dabei zusah, wie sie über die Windschutzscheibe hinunterrannen, schaltete er das Autoradio an. Sein angesteckter MP3-Player, klüger als er selbst, gab Where Is My Mind von den Pixies zum Besten.
     


     
    Einen Takt lang verstummte die Musik.
    Die Stimmen der vielen Menschen dröhnten durch den Saal wie das Krächzen von Raben in vorherigem Singvogelgezwitscher. Im gedämpften, ockerfarbenen Licht, das die Kronleuchter verströmten, glänzte der Schmuck der herausgeputzten Frauen in ihren farbenprächtigen Kostümen und Kleidern, und vereinzelt funkelte die Anstecknadel einer der Männer auf, die allesamt ihre besten dunklen Anzüge trugen. In diesem Saal mochten die Kleidungs- und Schmuckstücke von so beträchtlichem Wert sein, dass sie mit dem von Immobilienanwesen und Automobilen problemlos mithalten konnten.
    Schließlich ließen die Violinisten ihre Bögen über die Saiten gleiten, und die Musik legte sich wieder wie eine sanfte Schneeschicht über das Stimmengewirr.
    Loki von Schallern stand aufrecht im Schatten einer der Säulen bei der Treppe, die Hände in den Hosentaschen der Bluejeans versenkt. Die graublauen Augen wanderten von einem Gesicht zum anderen, ansonsten stand er völlig still.
    Als sich ihm einer der Kellner in weißem Hemd und schwarzer Stoffhose näherte, das Silbertablett mit unzähligen Champagnergläsern vollbeladen, fixierte Loki die freundlichen braunen Augen und schüttelte kaum merklich den Kopf. Der Kellner nickte leicht, schwenkte in eine andere Richtung ab und bot einer Gruppe von drei

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