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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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Kinhin ist eine Art Meditation. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, nehmen Sie doch mal am Imaginationsunterricht teil.«
    Tim musterte den Schülersprecher von der Seite. Jeans, Sweatshirt, Feinrippjacke. Das dunkelblonde Haar trug er kurz, die blauen Augen wirkten freundlich. Machte bisher einen sympathischen Eindruck.
    »Du wirst im Kampfsport ausgebildet?«
    Chester grinste wieder. »Ich bin ein Filii Iani, ja. Glauben Sie, der Direktor stellt mich Ihnen zur Seite, wenn ich nicht alles über die Schule wüsste? Ich kämpfe seit vier Jahren und gehe wie die da.« Er fing Tims fragenden Blick auf. »Das Fach heißt Kinhin, und das, was wir tun, heißt gehen. Ganz einfach. Die Lehre stammt aus Asien. Praktizierenden Zen-Buddhisten ist sie bekannt. Gobinda Veden hatte was übrig für den Buddhismus.«
    Das kam Tim bekannt vor. Er seufzte innerlich, als er an die Zugfahrt und an die damit verbundene Recherche nach diesem bescheuerten Vipassana-Kram zurückdachte. Er umgriff die Mappe mit den Kopien, die er aus den Archiven mitgenommen hatte mit beiden Händen und klemmte sie sich unter die Achsel. Umständlich zog er die Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche und hielt sie Chester hin.
    Der schüttelte den Kopf und grinste breit. »Ich würde ja gern, aber auf dem Gelände ist Rauchen verboten.«
    Tim verdrehte die Augen und schob die Schachtel zurück. »Ihr seid also alles kleine Buddhisten.«
    »So ungefähr.« Chesters Grinsen wurde noch breiter, zeigte weiße Zähne. »Viel von dem, was in Imagination unterrichtet wird, basiert auf dem Buddhismus. Und die Schule schickt sich an, möglichst wenig vom Lehrplan zu ändern.« Er zog die Brauen hoch. »Moderne philosophische oder psychologische Erkenntnisse? Alles Quatsch! Werden Sie hier nicht finden, jedenfalls nicht im Imaginationsunterricht.«
    Tim kam nicht umhin, das Grinsen zu erwidern. »Höre ich da Sarkasmus heraus?«
    »Ich muss hier zur Schule gehen, weil meine Eltern es so wollen. Weil ich angeblich ein Filii Iani bin und diese spezielle Gabe der Imagination habe. Aber ich bin nicht verpflichtet, alles, was hier passiert, gut zu finden. Wenn Sie Lobhudeleien auf die Schule hören wollen, dann müssen Sie zum Direktor gehen. Der ist darin ein Ass.«
    Tim lachte. Der Kerl war eine Wohltat!
    »Und ich habe geglaubt, Sir Veden schickt mir seinen Vorzeigeschüler«, sagte er.
    »Oh, ich bin sein Vorzeigeschüler. Der beste hier seit Jahren. Aber ich bin nicht immer einer Meinung mit ihm. Ich glaube, das schätzt er an mir.«
    »Du hast diese Imaginationsgabe?«
    »Angeblich. Ich merke nichts davon, und das Schulfach geht mir einfach nur auf die Nerven. Uralte Theorien und Lehren. Die Ägyptischen Mumien aus dem Tal der Könige sind frischer als dieser Lehrstoff.« Chester warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Kann ich Ihnen im Moment irgendwie helfen? Ich muss dann nämlich zum Lateinunterricht.«
    »Kannst du wirklich.« Tim deutete auf die Mappe. »Ich habe heute Vormittag begonnen, die Schülerlisten durchzusehen und dabei festgestellt, dass ein paar Jahrgänge fehlen.«
    »Ja, die sind verbrannt. Vorletztes Jahr gab es ein kleines Feuer in den Archiven, da ist so einiges draufgegangen. So ist das, wenn man alte Dokumente nicht ins moderne Computersystem einpflegt, was?« Der Schülersprecher beobachtete die Kinhin-Schüler und grinste vage.
    »Weiß die Schulbehörde davon?«
    Chester zuckte die Schultern und sah Tim suchend an. »Ist es nicht Ihr Job, das rauszufinden?«
    »Äh, klar.« Er senkte den Blick und räusperte sich.
    »Ich muss dann mal los«, sagte Chester. »Wenn Sie mich brauchen, lassen Sie mich einfach ausrufen.« Er zwinkerte. »Ich liebe es, den Unterricht zu schwänzen. Bis dann!« Er drehte sich um und lief über den Campus davon.
    Tim sah dem Schülersprecher nach. Es gab also auch an Eliteschulen normale Leute. Gut zu wissen.
     
     
    Im engen Hausgang des Wohnheims sah er die Gestalt seines Cousins schon von weitem. Er stand reglos an einer Weggabelung und sah den Schülern zu, die an ihm vorbeiliefen. Als er Tim kommen sah, ging er zu seiner Zimmertür hinüber, sperrte auf und bedeutete ihm, mitzukommen.
    »Miefige, winzige Räume«, sagte Loki, schlüpfte aus der Lederjacke und ließ sie auf den Boden fallen. »Was hast du in Erfahrung gebracht?«
    »Nicht viel.« Tim warf die Unterlagen auf den kleinen Tisch am Fenster und setzte sich in den Stuhl. »Bin nicht weit gekommen, sind unglaublich viele Schüler. Bis jetzt

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