Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
Körperhaltung im Kreis marschierten. Sie runzelte die Stirn und holte zu Loki auf.
»Darf ich fragen, was die Kinder da unten machen?«
Der BKA-Ermittler blieb stehen, folgte ihrem Blick und richtete die graublauen Augen anschließend auf Tina. Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen, und für einen Moment glaubte sie, er verspottete sie damit. Es sah überhaupt nicht echt aus, dieses Lächeln.
»Haben Sie von dieser Schule gehört, Tina?«, fragte er, und erneut fiel ihr auf, wie merkwürdig er die Selbstlaute ihres Namens betonte. Aus seinem Mund klang er fast exotisch.
Sie schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Ich nehme an, die Schule hüllt sich in ... Diskretion , wie Sie das wahrscheinlich nennen würden.«
Das Lächeln wurde für den Bruchteil einer Sekunde breiter. »In der Tat. Und das aus gutem Grund. Die Lehren dieser Bildungsstätte mögen für bescheidene Geister womöglich etwas bizarr erscheinen.« Er deutete auf die Schüler hinüber. »Dies sind Schüler des Kinhin. Sie gehen im Shashu, wie Sie sehen können. Sie bewegen sich im Uhrzeigersinn. Ihre Geschwindigkeit variiert, augenscheinlich begnügen sie sich derzeit mit einer etwas langsameren Ausführung.« Nun wandte er sich zu Tina um, sah ihr einen Moment fest in die Augen und ließ den Blick anschließend an ihr hinunterwandern. »Sie praktizieren Hatha Yoga.«
Verblüfft betrachtete Tina ihn, ehe sie auflachte. »Ganz genau, Herr von Schallern! Sie haben eine wirklich gute Auffassungsgabe!«
Jetzt war das Lächeln echt. Loki sah erneut zu den Schülern. »Nun, aus Ihren Asanas dürften Sie über die Wirkung von Bewusstwerdung auf Körper und Geist Bescheid wissen. Hierzu dient auch das Kinhin. Es schult die Achtsamkeit und bewirkt eine innere Einkehr.«
»Ich wusste gar nicht, dass es auch in Deutschland solche Schulen gibt. Interessant.«
Loki von Schallern richtete die graublauen Augen auf Tina. Das Lächeln war geschwunden, das Gesicht bar jeglicher Mimik. »Sie würden sich wundern, was es in Deutschland noch alles gibt.« Er wandte sich ab und machte einen Schritt nach vorne, hielt inne und legte Tina eine Hand auf den Rücken, sah sie aber nicht an. »Wollen wir? Die Zeit eilt.« Seine Hand sank herab, er ging erneut voraus.
Tina merkte, dass sie leicht rot wurde. Irgendwie wusste sie, dass dieser komische Kauz niemanden einfach so anfasste, und das machte sie verlegen. Eilig und trotzdem leicht nervös folgte sie ihm in das Innere eines der Jugendstilhäuschen, marschierte neben ihm einen Gang hinunter. An einer der unzähligen weißen Holztüren blieb Loki schließlich stehen, zog einen Schlüssel aus der Hosentasche und sperrte auf.
Bevor er die Tür jedoch aufmachte, sagte er leise: »Verzeihen Sie bitte die Unordnung. Ohne meine Haushälterin bin ich verloren.« Und dann offenbarte er einen solch chaotischen Raum, dass Tina sich enorm zusammenreißen musste, um nicht zu lachen.
Sie betrachtete die Zigarettenkippen, die überall herumlagen, die achtlos niedergeworfenen Kleidungsstücke, das ungemachte Bett und den kleinen Tisch, auf dem sich Unterlagen häuften. Gegen ein Schmunzeln kam sie nicht an.
Loki ging zu einem der beiden Stühle vor dem Tisch, kippte ihn um und wischte Asche und ein Paar Socken zu Boden. »Bitte, setzen Sie sich doch.« Er ging zu dem Fenster hinüber und kippte es, anschließend ließ er sich auf dem verbliebenen Stuhl nieder und sah sie wartend an.
Tina zog den Aktenkoffer auf den Schoß, klappte die Schließen auf und holte einen Ausdruck heraus, den sie ihrem Gastgeber reichte. Hinterher beobachtete sie wortlos sein Gesicht, während er die Ergebnisse ihrer zweiten toxikologischen Untersuchung studierte. Ein paar Minuten vergingen. Lokis Mienenspiel ließ nicht erkennen, ob er mit den Resultaten zufrieden war, aber Tina wusste auch so, dass er es sein würde, vorausgesetzt er konnte mit den medizinischen Fachbegriffen etwas anfangen.
Sie lehnte sich im Stuhl zurück und sah sich erneut um. Ihr Blick fiel auf einen monströsen Kopfhörer, der unter der Bettdecke hervorspitzte. Danben ragte ein weiterer Gegenstand heraus, allem Anschein nach ein Notebook. Welche Musik ein Mann wie Loki wohl hörte? Klassik? Jazz? Irgendetwas in diese Richtung wahrscheinlich.
Und es war wirklich unordentlich. Erstaunlich unordentlich sogar, wenn man bedachte, dass der Urheber dieses Saustalls so peinlich genau auf sein Aussehen zu achten schien. Wie hatte ihre Mutter immer zu sagen gepflegt? Innen
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