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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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Schublade aus dem Schreibtisch und nahm ein Päckchen mit Tabletten hervor, hielt sie in die Höhe. »Ich nehme sie jeden Tag, damit ich nicht wieder in diesen Wahnsinn abdrifte. Seitdem habe ich keine Sekunde mehr eine Imagination durchgeführt – ich lehre sie nicht und ich praktiziere sie nicht. Ich mache nicht einmal das Kinhin. Ich gehe nur noch dem Kampfsport nach, das ist alles.«
    »Darf ich?« Loki ließ sich vom Direktor die Tablettenschachtel in die Hand legen, drehte sie um und betrachtete sie. Er gab sie wieder zurück. »Das ist ein Medikament gegen Psychosen.«
    Veden nickte und verstaute sie wieder in der Schublade. »Menschen nehmen sie gegen Psychosen, bei uns Filii Iani wirken sie gegen geistige Gaben. Sie legen sie lahm. Ich bin nicht der Einzige, der seiner Fähigkeit zum Opfer fällt und die Kontrolle über sie verliert.«
    »Haben Sie vergessen, die Tabletten zu nehmen? Ist vielleicht deshalb diese Imagination wiedergekommen, sodass sie sogar Menschen verschluckt?« Tim fiel es schwer, über dieses Zeug zu sprechen – ihm wollte es einfach nicht eingehen, dass das möglich sein konnte. Ein irrer Filii Iani war eine Sache, okay, aber einer, der unabhängige Welten erschuf und damit in die Realität eingriff? Unvorstellbar.
    Veden zog tief Luft ein. »Es ist beinahe unmöglich, dass ich das vergesse. Hier in der Schule erinnert mich Frau Benz, daheim meine Haushälterin. Außerdem habe ich zusätzlich einen Alarm in meinem Handy aktiviert, der zehn Minuten später losgeht, falls ich es doch einmal versäumt habe.« Er erklärte, dass er sich an eine Imagination erinnern können müsste, aber die letzte Erinnerung an diese abscheuliche Welt ende exakt elf Monate und dreizehn Tage nach dem Unfall, als ihn der Psychiater erlöst habe.
    Der Direktor befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. »Dennoch: Alles, was Sie erzählt haben über diesen Zombie weist auf mich hin.« Er schluckte schwer, der Adamsapfel vollführte seinen Tanz. In einer seiner Imaginationen, sagte er, in der ersten Schicht, hätten Hora und er einen Menschen heimgesucht. Sie seien zu ihm in die Wohnung gegangen, hätten ihn über seiner Badewanne aufgehängt und ihm den Bauch aufgeschlitzt, sodass die Gedärme heraushingen. »Wir sahen zu, wie er verblutete«, schloss er die grauenhafte Erzählung. Jetzt liefen Veden die Tränen über die Wangen. Er ließ sie gewähren, schien sich nicht dafür zu schämen. »Das kann kein Zufall sein.«
    Tim hatte schon viele Verbrecher mit einem unglaublichen Schauspieltalent gesehen, war oft genug auf sie hereingefallen, aber der Verbrecher hier sagte die Wahrheit. Er glaubte ihm. Veden war ein gebrochener Mann, fertig gemacht von seiner eigenen Gabe, die sich verselbstständigt hatte. Es tat ihm leid, dass der Direktor jetzt auch noch Schuld war am Verschwinden so vieler Menschen, ganz zu schweigen vom Tod der beiden, die bisher aufgetaucht waren, aber er musste eingesperrt werden. Vor ein Gericht gestellt, verurteilt und zur Sicherheit aller dingfest gemacht werden. So viel war klar. Denn Veden war gefährlich.
    Sie schwiegen. Veden hatte das Gesicht in den Händen vergraben und weinte leise, während Loki wieder zum Fenster hinaussah. Alle warteten darauf, dass letzterer etwas sagte.
    Und der tat ihnen nach ein paar Sekunden den Gefallen. »So einen Zufall gibt es nicht, das denke ich auch.« Loki sah den Direktor an. »Wer weiß von Ihrer Krankheit, Sir Veden?«
    Veden zog ein Taschentuch aus der Hosentasche, wischte sich erst über die Augen und die Wangen, schnäuzte sich dann. »Niemand. Ich schäme mich sehr dafür. Meine Eltern und mein Lehrer Sir Crawn wussten es, aber die sind alle schon verstorben. Es lebt nur noch der Psychiater, ansonsten weiß es niemand.«
    »Ihre Haushälterin und Frau Benz?«
    »Sie wissen nur, dass ich Tabletten nehme, mehr nicht.«
    Wieder folgten einige Sekunden Schweigen. Lokis Augen waren fest auf Veden gerichtet, erneut lag dieser unheilvolle Ausdruck auf seinem Gesicht. Tim fragte sich schon, worauf sein Cousin wartete, als der endlich weitersprach.
    »Können Sie mir einen Lieferdienst empfehlen, der gute Salate macht?«
    Nicht nur Veden hob jetzt voller Verwunderung den Blick. Auch Tim starrte Loki an. Manchmal würde er seinem Cousin am liebsten eine reinhauen für die Dinge, die er sagte. Veden hatte es nicht verdient, dass man mit ihm spielte.
    »Einen Lieferdienst?«, stammelte der Direktor. »Nein. Ich lasse mich nicht beliefern, ich werde

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