Venus 01 - Piraten der Venus
sprechen. Ich hatte Danus nicht versprochen, daß ich seinem Rat folgen würde; und ich war entschlossen, ihn in den Wind zu schla gen, wenn sich die Gelegenheit ergab.
Langsam wurde ich meines Aufenthalts überdrüssig, der prak tisch einer Gefangenschaft gleichkam, denn selbst freundliche Wächter und ein menschliches Regime sind kein befriedigender Ersatz für die Freiheit. Ich hatte Danus nach den Plänen befragt, die man mit mir hatte, aber er war einer direkten Antwort dadurch ausgewichen, daß er mich als Gast des Jong bezeichnete und mir eine Audienz in Aussicht stellte, bei der über meine Zukunft ge sprochen werden sollte.
Plötzlich kamen mir die Beschränkungen zu Bewußtsein, die mir auferlegt waren, und ich war nicht mehr gewillt, sie länger zu er tragen. Ich hatte kein Verbrechen begangen, sondern war ein friedlicher Besucher Vepajas. Ich hatte weder den Wunsch noch die Möglichkeit, irgend jemanden Schaden zuzufügen. Ich wollte etwas unternehmen.
Noch vor wenigen Minuten war ich mit meinem Schicksal zu frieden gewesen und hätte die Entscheidungen meines Gastgebers friedlich abgewartet; jetzt plötzlich wollte ich das alles nicht mehr. Was hatte den plötzlichen Wechsel bewirkt?
Ich wandte mich an Danus. »Sie haben mich immer sehr freund lich behandelt«, sagte ich, »und ich habe glückliche Tage hier ver bracht, aber ich gehöre einer Rasse an, der die Freiheit über alles geht. Wie ich Ihnen schon erklärt habe, ist es nicht meine Schuld, daß ich hier bin; da wir aber diese Tatsache nun einmal nicht leug nen können, erwarte ich die gleiche Behandlung, die Ihnen zuteil geworden wäre, wenn Sie unter ähnlichen Umständen mein Land besucht hätten.«
»Und welche Behandlung wäre das?« fragte er.
»Das Recht auf Leben, Freiheit und die Erlangung persönlichen Glücks«, erklärte ich ihm.
»Aber mein lieber Freund, nach Ihren Worten könnte man ja vermuten, daß Sie hier ein Gefangener sind!« rief er aus.
»Aber ich bin ein Gefangener, Danus«, erwiderte ich, »und nie mand weiß das besser als Sie.«
Er zuckte die Schultern. »Es tut mir leid, daß Sie so darüber den ken, Carson.«
»Wie lange soll das noch dauern?« fragte ich.
»Der Jong ist der Jong«, erwiderte er. »Er wird nach Ihnen schicken, wenn er es für richtig erachtet – aber dadurch sollte die Sympathie, die unsere bisherige Zusammenarbeit bestimmt hat, nicht beeinflußt werden.«
»Ich hoffe, daß sie uns immer erhalten bleibt«, sagte ich, »aber Sie können Mintep ausrichten, daß ich seine Gastfreundschaft nicht länger annehmen kann; wenn er nicht bald nach mir schickt, wer de ich aus eigenem Antrieb gehen.«
»Das sollten Sie nicht versuchen, mein Freund«, warnte er mich.
»Und warum nicht?«
»Sie würden keine zehn Schritte weit kommen, wenn Sie die Räume verlassen, die Ihnen zugewiesen sind«, sagte er ernst.
»Wer sollte mich aufhalten?«
»Überall in den Korridoren sind Krieger postiert«, erklärte er. »Sie haben Befehle vom Jong.«
»Und doch bin ich kein Gefangener!« rief ich mit bitterem La chen.
»Es tut mir leid, daß Sie die Sprache auf diese Frage gebracht haben«, sagte er, »da Sie sonst wahrscheinlich nichts davon erfah ren hätten.«
Hier reckte sich mir doch tatsächlich die eiserne Faust im Samt handschuh entgegen. Meine Lage war nicht gerade beneidenswert. Selbst wenn ich hätte fliehen können, gab es keinen Ort, wohin ich mich wenden konnte. Aber eigentlich wollte ich Vepaja überhaupt nicht verlassen – ich hatte das Mädchen in dem Garten ge sehen.
6
In der folgenden Woche befreite ich mich mit Hilfe der Salbe für immer von meinem Bartwuchs und bekam außerdem das Unsterblichkeitsserum eingespritzt. Daß Mintep hierzu seine Einwilligung gegeben hatte, schien mir darauf hinzudeuten, daß ich eines Ta ges vielleicht doch freigelassen wurde, denn sonst wäre es sinnlos gewesen, mir die Unsterblichkeit zu geben. Aber dann dachte ich daran, daß das Serum ja nicht automatisch unsterblich machte, so daß mich Mintep auch jetzt noch jederzeit vernichten konnte. Die ser Gedanke brachte mich zu der Vermutung, daß mir die Injektion nur eine Sicherheit vortäuschen sollte, die es eigentlich gar nicht für mich gab. Ich wurde mißtrauisch.
Während mir Danus das Serum einspritzte, fragte ich ihn, ob es viele Ärzte in Vepaja gebe. »Nicht so viele wie früher«, erwiderte er. »Die meisten Menschen sind heute viel gesundheitsbewußter geworden und würden auch ohne das
Weitere Kostenlose Bücher