Venus 03 - Krieg auf der Venus
mußte zuerst wissen, was es mit meinem Verdacht auf sich hatte. Jedenfalls konnte ich keine direkten Fragen stellen oder ein ungebührliches politisches Interes se bekunden; ich war auf das angewiesen, was ich zufällig auf schnappte.
Zehn Tage waren vergangen, und ich war meinem Ziel noch nicht nähergekommen. Ich machte mir Sorgen wegen Duare. Was mußte sie von mir halten? Hatte ihr Muso die Wahrheit gesagt? War sie gesund? Diese Fragen, auf die es keine Antwort gab, brachten mich fast an den Rand des Wahnsinns, und mehr als einmal war ich versucht, meine selbstgewählte Aufgabe auf zugeben und nach Sanara zurückzukehren. Aber dann dachte ich wieder an die Freude, die ich ihr bereiten konnte, wenn ich ihren Vater befreite, und ich entschloß mich doch zum Bleiben.
Eines Tages bat mich Zerka zu sich, und ich ergriff freudig die Gelegenheit, mich einmal zu entspannen.
Wir begrüßten uns mit dem üblichen »Maltu Mephis!« – ein Gruß, der zwischen uns völlig fehl am Platze schien. Ich hatte schon immer das Gefühl gehabt, Zerka mache sich insgeheim über vieles lustig – besonders über die dummen Zani-Riten.
»Himmel!« sagte sie lachend. »Was für einen hübschen Za ni-Wächter Sie abgeben!«
»Mit diesem Haarschnitt?« fragte ich mit schiefem Lächeln.
Sie legte den Finger an die Lippen. »Psst«, sagte sie. »Ich hatte gehofft, daß Sie inzwischen etwas klüger geworden wären.«
»Kann ich mich nicht einmal selbst kritisieren?« fragte ich lachend.
Sie schüttelte den Kopf. »An Ihrer Stelle würde ich nur die Atorier und den Feind in Sanara kritisieren.«
»Aber das tue ich nicht«, sagte ich offen. »In meiner Wel… Heimat würde man mich als unbeschriebenes Blatt bezeichnen.«
»Diesen Ausdruck kenne ich nicht«, sagte sie. »Ist es möglich, daß man in Vodaro eine andere Sprache spricht?«
»O nein, wir sprechen dieselbe Sprache«, versicherte ich ihr.
»Und lesen sie auch?«
»Natürlich.«
»Das habe ich mir gedacht.«
Ich konnte mir nicht denken, warum diese Feststellung für sie von Interesse war, aber ehe ich darauf eingehen konnte, wech selte sie das Thema. »Sie mögen Mantar?« fragte sie.
»O ja, sehr. Es ist nett, einen Gentleman zum Freund zu ha ben.«
»Seien Sie vorsichtig«, erwiderte sie. »Das ist eine indirekte Kritik. Bei mir brauchen Sie zwar keine Sorgen zu haben, aber man muß immer mit Spionen rechnen. Ich würde vorschlagen, daß wir einen kleinen Ritt unternehmen. Dabei können wir uns offen unterhalten. Mein Gantorführer ist seit seiner Geburt in unserer Familie; auf ihn ist Verlaß.«
Es kam mir etwas seltsam vor, daß sie mich zur offenen Aus sprache aufforderte, nachdem sie mich vorher eindringlich ge warnt hatte, meine Zunge zu hüten.
»Ich bin sicher«, erwiderte ich, »daß die ganze Welt hören kann, was ich zu sagen habe. Ich bin hier sehr glücklich.«
»Das freut mich zu hören.«
»Ich habe gelernt den Mund zu halten. Es überrascht mich, daß ich überhaupt noch reden kann.«
»Aber Sie unterhalten sich doch offen mit Mantar?«
»Nein, auch mit ihm spreche ich nur über offizielle Dinge.«
»Aber Mantar können Sie voll vertrauen! Sie können mit ihm alles bereden; er würde Sie niemals verraten.«
»Warum?« fragte ich direkt.
»Weil Sie mein Freund sind«, erwiderte sie.
»Ich weiß Ihre Freundschaft zu schätzen und bin sehr dank bar dafür. Ich hoffe nur, daß ich Ihnen meine Schuld eines Tages zurückzahlen kann.«
»Vielleicht haben Sie dazu einmal Gelegenheit, wenn ich Sie besser kenne.«
Ein Gantor wurde in den Palasthof gebracht, und wir kletter ten hinauf. Diesmal war ich mit Zerka und dem Tierführer allein.
»Wohin wollen wir?« fragte Zerka.
»Irgendwohin. Ich würde mir gern einige öffentliche Gebäude der Stadt ansehen.« Ich hoffte nun endlich die Lage des Gap kum Rov herauszufinden, in dem der geheimnisvolle König gefangen gehalten wurde. Ich hatte niemanden danach zu fragen gewagt und gedachte auch Zerka damit nicht zu belasten. Trotz ihrer Beteuerungen wollte ich lieber den Mund halten. Dem äußeren Anschein nach war sie eine offene und aufrichtige Frau, der wirk lich an einer Freundschaft zu mir gelegen war, aber ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, daß sie damit einen bestimm ten Zweck verfolgte. Vielleicht war sie doch eine Spionin.
Sie gab dem Führer Anweisungen und lehnte sich bequem zu rück. »Jetzt müssen wir uns mal richtig aussprechen«, sagte sie. »Wir wissen eigentlich recht wenig
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