Venus 03 - Krieg auf der Venus
aber auf jeden Fall versuchen, aus der Stadt zu fliehen. Ich konnte Mintep nicht helfen, indem ich hierblieb. Meine einzige Hoffnung lag darin, Sanara zu erreichen und Taman zu warnen.
Hastig zog ich mich an und ging in die Halle hinunter. Der Portier begrüßte mich höflich, und niemand schenkte mir besondere Aufmerksamkeit, als ich in das Eßzimmer ging und mein Frühstück bestellte.
Ich hatte mich entschlossen, zunächst Zerka zu besuchen. Viel leicht konnte sie mir aus der Stadt helfen. Ich würde ihr schon eine glaubhafte Geschichte auftischen. Nach dem Frühstück kehrte ich in die Hotelhalle zurück, in der es jetzt etwas lebhaf ter zuging. Mehrere Zani-Wächter trieben sich herum, und als ich zur Tür ging, kamen mir die beiden Wächter entgegen, mit denen ich mich gestern gestritten hatte. Ohne zu stocken ging ich weiter. Beide erkannten mich und salutierten.
Ich trat auf die Straße hinaus und machte noch einen kleinen Spaziergang, ehe ich mir einen öffentlichen Gantor suchte, der mich zur Toganja Zerka bringen sollte. Gleich darauf befand ich mich in der Sänfte dieses erstaunlichen Taxis und schwankte eine breite Straße entlang, die parallel zum Ozean verlief.
Bald hatten wir das Geschäftsviertel verlassen und kamen in einen herrlichen Wohndistrikt. Schließlich hielten wir vor einem der Paläste, und mein Führer stieß einen lauten Schrei aus. Ein Wächter kam aus dem massiven Tor und starrte zu mir empor.
»Was wollen Sie?« fragte er.
»Ich komme auf Einladung der Toganja Zerka«, erwiderte ich.
»Wie heißen Sie, bitte?«
»Vodo.«
»Die Toganja erwartet Sie«, sagte der Wächter und öffnete das Tor.
Der Palast war ein prunkvolles Gebäude aus weißem Gestein, das mich an Marmor erinnerte. Es umspannte drei Seiten eines herrlichen Gartens, der zum Ozean hin offen war und sich mit seinen Rasenflächen und Blumenbeeten fast bis ans Wasser er streckte. Aber im Augenblick war ich weniger an der Schönheit dieser Szene als an meiner Rettung interessiert.
Ich mußte nur wenige Minuten warten, bis ich vorgelassen wurde. Zerkas Empfangszimmer erinnerte mich an einen Thronraum, und sie saß auf einem großen, erhobenen Sessel. Sie be grüßte mich sehr freundlich und lud mich ein, auf den Kissen zu ihren Füßen Platz nehmen.
»Sie sehen sehr ausgeruht aus. Ich hoffe, Sie haben sich im Hotel wohl gefühlt und eine gute Nacht gehabt?«
»O ja«, sagte ich.
»Ist irgend etwas passiert, nachdem wir uns verabschiede ten?«
Ich hatte das Gefühl, sie wollte mich aushorchen, aber warum sollte ich es ihr nicht erzählen?
»Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit zwei Zani- Wächtern. Ich verlor die Beherrschung und schlug einen von ih nen zu Boden. Das war sehr dumm von mir.«
»Allerdings. So etwas dürfen Sie nie wieder tun, wenn die Provokation auch noch so groß ist!«
»Ich habe den beiden schließlich Ihren Ring gezeigt, und dann war alles vorbei. Heute morgen habe ich sie wiedergesehen, und sie grüßten mich.«
»Und mehr ist nicht passiert?« fragte sie.
»Nein, nichts Wichtiges jedenfalls.«
Sie sah mich eine volle Minute schweigend an, als ob sie sich über irgend etwas klarwerden wollte. Schließlich sagte sie: »Ich habe nach einem Mann geschickt, in dessen Hände ich Ihre Zu kunft legen möchte. Sie können ihm vorbehaltlos vertrauen – verstehen Sie? – vorbehaltlos!«
»Vielen Dank«, sagte ich. »Ich weiß nicht, warum Sie das alles für mich tun, aber ich möchte Ihnen sagen, wie sehr ich Ihre Freundlichkeit zu schätzen weiß. Wenn ich Ihnen irgendwann einmal zu Diensten sein kann, brauchen Sie es nur zu sagen.«
»Oh, das ist nicht nötig«, sagte sie. »Sie haben mich vor einem sehr langweiligen Abend mit mir selbst bewahrt.«
In diesem Augenblick öffnete ein Diener die Tür und verkün dete: »Maltu Mephis! Mantar!«
Ein Mann mit der Frisur und in der Uniform eines Zani- Wächters betrat den Raum. Er machte vor Zerka halt, salutierte und sagte: »Maltu Mephis!«
»Maltu Mephis!« erwiderte Zerka. »Willkommen, Mantar. Das ist Vodo.« Und zu mir gewandt: »Das ist Mantar.«
»Maltu Mephis! Erfreut!« sagte Mantar.
»Die Freude ist ganz meinerseits«, erwiderte ich. Mantar runzelte die Stirn und wandte sich fragend an Zerka, die ihn lächelnd anblickte.
»Vodo ist fremd in diesem Land«, sagte sie. »Er kennt unse re Sitten noch nicht. Sie werden ihn darin unterweisen müssen.«
Mantar blickte mich erleichtert an. »Damit werde ich sofort be ginnen«,
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