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Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
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sah auf der Piste immer aus wie Schweinchen Dick. Was war ich stolz, dass jemand wie Bernd mich mochte. Schließlich war er fast zwei Jahre älter als die verpickelten, pubertierenden Jungs in meiner Klasse. Hatte schon einen richtigen Bart. Und an diesem Abend, als wir uns dieses absurde Eheversprechen gegeben haben, da hatte ich mir tatsächlich eingebildet, dass später im Herbergsbett vielleicht irgendwas zwischen uns laufen würde. Wobei ich natürlich mehr an eine harmlose Knutscherei als an Sex gedacht habe. Aber nicht mal dazu kam es. Wir besiegelten unser Abkommen mit Handschlag, und gleich darauf sagte Bernd mir, was für ein toller Kumpel ich doch sei. Es ging sogar das Gerücht rum, dass er bei dieser Skifreizeit ein Techtelmechtel mit unserer über dreißig Jahre alten Sportreferendarin angefangen hatte. »Also«, beendet Bernd seine Geschichte, »natürlich bin ich nicht sicher, ob Helen ihr Versprechen halten wird, aber falls doch, werdet ihr natürlich alle zur Hochzeit eingeladen.« Um uns herum wird mittlerweile gegrölt und geklatscht, und da ich kein Spielverderber sein will, sage ich ganz cool:
    »Okay, okay, ich werde es mir überlegen.« Bernd zwinkert mir zu, die Menge verteilt sich wieder, und ich stehe herum wie Piksieben. Das war doch irgendwie eine komische Aktion, oder? Was sollte das denn? Da kommt Lara grinsend auf mich zu:
    »Bernd als dein Backup, das hast du mir ja nie erzählt.«
    »Backup?«
    »Na ja, so nennt man das doch. Ich hatte zwei. Toni und Martin.«

    »Tatsächlich?«
    »Klar. Die sind allerdings mittlerweile beide verheiratet. Also muss ich wohl doch bei Manu bleiben, auch wenn er manchmal so ein unsensibler Trottel ist. Tschuldigung noch mal wegen der Karte. Wenn man nicht alles selber macht.«
    »Ach, schon okay«, winke ich ab. »Aber sag mal, das mit Backup und so, ist das bindend?« Verständnislos blickt sie mich an. »Also, das meinte er doch nicht ernst? Ich muss ihn doch jetzt nicht wirklich heiraten, oder?«
    »Natürlich nicht, das ist doch nur ein Gag.«
    »Ach so, na Gott sei Dank«, sage ich schnell. Ich bin verwirrt. Ich eise mich mit einer Ausrede los, schnappe mir eine neue Flasche Prosecco und verziehe mich ins Badezimmer. Dort lasse ich mich auf den Badewannenrand sinken und atme tief durch. Nein, natürlich ist das ein Gag gewesen. Aber ich komme mir trotzdem bloßgestellt vor. In seiner kleinen, gemeinen Rede hat er im Grunde alle noch mal mit der Nase darauf gestoßen, was mit mir los ist. Dass ich dreißig bin. Und unverheiratet. Und beides gegen meinen Willen. Und das so einfach rauszuposaunen, noch dazu als mein bester Freund, das finde ich ziemlich grausam. Andererseits habe ich schon einiges getrunken an diesem Abend und möchte niemandem Unrecht tun, am wenigsten Bernd. Na gut, beschließe ich, jetzt wird erst mal gefeiert. Und morgen, in nüchternem Zustand und bei Tageslicht, denke ich noch mal drüber nach. Vielleicht komme ich ja dann hinter die Pointe.
     
    Es ist das zweite Mal innerhalb weniger Monate, dass ich mit einem ausgeprägten Brummschädel und einem Ekel erregenden Geschmack auf der Zunge in der Wohnung von Michael und Nick erwache. Doch es ist nicht ganz
dasselbe. Diesmal liege ich in einem himmlischen Wasserbett. Die beiden haben mir doch tatsächlich ihr Schlafzimmer abgetreten. Ist ja ein Ding. Ich bemühe mich, gerührt zu sein, während ich unauffällig die schwarze Satindecke nach etwaigen weißen Flecken absuche. Als ich keine finde, bin ich ehrlich gerührt. Frisch bezogen. Natürlich, ich bin ja nun auch eine reife Frau. Dreißig Jahre alt. Da sackt man nach einer Party nicht mehr einfach irgendwo zusammen und schläft seinen Rausch aus. Oh nein.
    »Sieh es doch positiv.« Ich bekomme beinahe einen Herzanfall vor Schreck, als plötzlich Sophia neben mir im Bett liegt. »Vielleicht schaffst du es jetzt endlich, wirklich erwachsen zu werden. Dich von all deinen Kindheitsschemata zu lösen. Deinen Vater nicht mehr all deinen Beziehungen im Weg stehen zu lassen.« Ohne sie eines Blickes zu würdigen, schäle ich mich aus dem Bett und gehe ins Badezimmer. In der Wohnung ist es noch ganz still. Gerade mal halb zehn. Während ich unter der Dusche stehe und das heiße Wasser meine Lebensgeister allmählich zurückbringt, lasse ich den gestrigen Abend noch einmal Revue passieren. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl in der Magengegend. Hm, was war denn bloß los? Auf keinen Fall habe ich mit jemandem geschlafen, oder auch

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