Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venus allein zu Haus

Venus allein zu Haus

Titel: Venus allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Voosen Jana
Vom Netzwerk:
nur rumgeknutscht aber … Jetzt fällt’s mir wieder ein. Diese dusselige Geburtstagsrede von Bernd ist es, die mir Magenschmerzen bereitet. Dass wir heiraten werden, weil ich ja keinen anderen abgekriegt habe, trotz meines hohen Alters. Und alle fanden es wahnsinnig witzig. Und mir wird klar: Der Gag an der Sache, den ich mir gestern nicht mehr zu erfassen zugetraut habe, ist ein nicht existenter. So einfach. Dreißig musste ich werden, um zu kapieren, dass Bernd anscheinend lieber einen Freund verliert als eine gute Pointe. Vielleicht bin ich auch einfach nur überempfindlich?
Nick platzt ohne anzuklopfen herein, gerade als ich aus der Dusche steige und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Ich stoße einen markerschütternden Schrei aus und grabsche nach dem erstbesten Handtuch, um damit meine Blöße zu bedecken.
    »Oh, Entschuldigung, Helen, sorry. Ich wusste nicht, dass du … oh Gott.« Mit fest zusammengekniffenen Augen steht er im Türrahmen, wird erst rot, dann blass, tastet nach dem rettenden Rückweg und schließt schnell die Tür. Na, wenigstens bin ich jetzt wach. Widerwillig steige ich in meine Klamotten von gestern. Sie stinken natürlich bestialisch. Dann traue ich mich schließlich in die Küche, wo Michael und Nick ebenfalls ziemlich gerädert sitzen und den ersten Kaffee schlürfen. Nick traut sich kaum, mir in die Augen zu schauen, als er mir meinen Cappuccino reicht.
    »Helen, ich schwöre, das war wirklich keine Absicht.«
    »Ach, ist schon gut«, sage ich mit der Gelassenheit einer alten Frau, die schon viel zu viel erlebt hat, um sich über Kleinigkeiten aufzuregen. »Vielen Dank übrigens für die Party. Es war ja echt lustig. So im Großen und Ganzen!«
    »Gern geschehen. Ja, ich fand’s auch gelungen«, sagt Michael, »deinen Freund Bernd fand ich übrigens echt nett.«
    »Ach ja?«, horcht Nick auf.
    »Nicht soooo nett.«
    »Das will ich aber auch gemeint haben.«
    »Schade, dass du ihn heiratest und nicht einen von uns«, werde ich wieder in das Gespräch eingebunden, »wo wir uns das so schön zurechtgelegt hatten.«
    »Ich heirate ihn nicht«, sage ich sehr deutlich, »und was habt ihr euch zurechtgelegt?«
    »Na ja, wir dachten, du könntest doch einen von uns
heiraten, dann ziehst du hier mit ein und könntest unsere Kinder bekommen. Eins von jedem«, sagt Michael gelassen. Da bleibt mir doch die Spucke weg.
    »Du willst doch Kinder, oder?«, vergewissert sich Nick.
    »Du willst mir ein Kind machen?«, frage ich spöttisch. »Du fällst doch schon in Ohnmacht, wenn du mich nackt siehst.«
    »Ich dachte auch an künstliche Befruchtung«, sagt er trocken. So, das hat er sich ja ziemlich gut ausgedacht. Da stelle ich doch lieber mal sofort was klar:
    »Tut mir Leid, ihr werdet euch eine andere Zuchtstute suchen müssen.« Ich bin ehrlich sauer. Was ist denn heute Nacht passiert, dass plötzlich alle meine Freunde so grausam zu mir sind. Jetzt fällt es mir auf, das kann kein Zufall sein. Erst die Karte von Manu und Lara (auch wenn sie nichts davon wusste), dann Bernds kleine Rede und jetzt das hier. Wie kann denn von einem Tag auf den anderen alles anders werden?
    »Das war doch nicht total ernst gemeint«, sagt Michael beruhigend, »damals haben wir mal drüber rumgesponnen, aber mehr so im Scherz. Als du gedacht hast, du wärest vielleicht schwanger von einem von uns. Weißt du nicht mehr?« Ich blicke von einem zum anderen und die Tränen steigen mir in die Augen. Ein Scherz? So einer wie Bernd ihn gestern gemacht hat? Das ist nicht lustig. Gar nicht witzig. Was stimmt denn nicht mit mir, dass ich immer weinen muss, wenn andere lachen? Verwirrt starren die beiden mich an. Anscheinend können sie überhaupt nicht verstehen, was sie falsch gemacht haben.
    »Warte, du weinst doch jetzt nicht deswegen, oder?«, fragt Nick mich völlig ratlos. Ich schüttele schluchzend den Kopf. »Warum dann?« Aber ich kann nicht darauf antworten, ich weine immer weiter. »Doch, sie weint wegen
deinem dummen Spruch«, wirft Michael Nick vor, der hilflos meinen Arm tätschelt.
    »Aber es war doch wirklich nicht so gemeint.«
     
    Die nächsten Stunden bemühen sich die beiden, ihren Fehler so gut es eben geht wieder gutzumachen. Was so viel bedeutet, dass ich mit einem imposanten Frühstück verwöhnt werde (weiß der Teufel, wo sie das jetzt noch hergezaubert haben) und in eine Decke gehüllt auf dem Sofa sitzend zusehen darf, wie die beiden langsam wieder Herr über das Chaos in ihrer Wohnung

Weitere Kostenlose Bücher