Venus und ihr Krieger
Frucht unserer Bemühungen in meinem Leib wächst. Ich brauche nicht mehr heimlich in deine Gemächer zu schleichen, muss meine Dienerin nicht in Träume versenken. Ich werde ganz offiziell neben Solonios liegen.«
Romelia ließ sich wieder in ihre Kissen fallen. So war das also! Sie hatte ihre Freude gehabt, nun benötigte sie Claudius nicht mehr und Romelia wohl auch nicht.
»Ich wünsche dir viel Freude dabei«, sagte Romelia spitz und ihr Blick glitt wieder leidend und kraftlos zur Decke. »Lass mich jetzt allein, ich möchte schlafen.«
»Es tut mir Leid, wenn ich dich mit meinen Erzählungen überanstrengt habe«, beeilte sich Athenais zu versichern.
»Nein, nein«, widersprach Romelia matt. »Es war sehr interessant. Doch nun brauche ich dringend Ruhe.«
Athenais erhob sich. »Ich wünsche dir gute Besserung. Und hier habe ich dir ein Fläschchen mit Wein und geriebener Schlangenhaut mitgebracht. Das bringt dich wieder auf die Beine.« Sie stellte die Phiole auf den Tisch.
Als Athenais durch die Tür entschwunden war, sprang Romelia von ihrem Lager auf und warf die Phiole wütend gegen die Wand. »Elende Giftmischerin! Verräterin! Lass dich nicht wieder bei mir sehen!«, tobte sie. Nein, sie wollte etwas ganz anderes! Nun hatte sie Claudius für sich allein, ganz allein! Jetzt musste er sie endlich entführen! Sie hatte keine Lust mehr zu diesem langweiligen Spiel zwischen den Schlafzimmern, sie wollte endlich etwas Aufregendes erleben! Sie würde sich von Claudius entführen lassen und eine abenteuerliche Flucht begehen. Dabei würde sie in Augenblicken höchster Gefahr in seinen Armen liegen und sie würde dieses Kribbeln spüren, diesen Taumel zwischen Tod und Leidenschaft, zwischen Angst und Sinnesrausch. Jetzt sofort musste es geschehen! Nicht einen Augenblick länger wollte sie warten!
Sie sprang aus ihrem Bett und riss die Tür ihrer Kammer auf, dass Drusilla vor Schreck von ihrer Bank purzelte.
»Bleib liegen, du Speckrolle!«, brüllte Romelia sie an und stürmte mit wehenden Gewändern durch die Gänge hinüber in den Gästetrakt der Villa. Ohne anzuklopfen, öffnete sie die Tür zu Claudius’ Kammer – und erstarrte. Sie sah seinen breiten Rücken und seine starken Arme, in denen ein weibliches Wesen lag. Pila!
Romelias Schreckensschrei ging in Wutgeheul über.
»Du elende falsche Schlange!«, schrie sie und packte Pila an ihren Haaren. Mit einem gewaltigen Ruck zerrte sie die Unglückliche aus Claudius’ Bett. Pila stürzte hart auf den Fußboden, wo die Kleidung des Gladiators achtlos verstreut lag. Obenauf lag sein Gürtel mit dem kurzen Dolch. Romelia riss den Dolch aus der Scheide und holte aus, um auf Pila einzustechen. Mit einem Satz sprang Claudius aus dem Bett und fiel Romelia in den Arm.
»Mach dich nicht unglücklich!«, rief er.
»Das ist meine Sklavin und ich kann mit ihr machen, was ich will!«, schrie Romelia rasend vor Zorn. »Ich bringe sie um, ich bringe diese elende Hure um!«
Sie kämpfte mit Claudius um das Messer in ihrer Hand, ohne Pilas Haar mit der anderen loszulassen. Mit einer heftigen Bewegung brachte sie Claudius eine Schnittwunde am Arm bei, sodass er für einen Augenblick zurücktaumelte. Diesen Moment nutzte Romelia aus. Mit einem kräftigen Schnitt trennte sie Pila den Zopf ab. Während Pila entsetzt aufschrie und zu spät schützend ihre Arme über den Kopf warf, brach Romelia in ein unartikuliertes Siegesgeschrei aus, wobei sie Pilas Haar wie eine Trophäe in der Luft schwenkte.
Der Lärm hatte die Wachen auf den Plan gerufen, die sich jetzt in der Türöffnung der Gästekammer drängten.
»Nehmt sie gefangen, diese elende Sklavin. Sie hat mich angegriffen! Sie soll sofort in die Arena gebracht werden. Ich will sie sterben sehen!«
Die Wachen packten die am Boden liegende Pila grob und rissen sie hoch.
»Claudius! Hilf mir!«, schrie Pila in Todesangst.
Doch Claudius blieb stehen und sein Gesicht versteinerte sich maskenhaft. Wortlos starrte er auf Pila, die von den Wachen aus der Kammer geschleift wurde.
»Claudius! Hilf mir doch!«, gellten ihre Schreie in seinen Ohren. Er jedoch umfasste Romelias Schultern und zog sie an sich. »Beruhige dich, Romelia. Eine Sklavin ist es nicht wert, dass du derart außer Kontrolle gerätst. Wo ist dein kühler Edelmut geblieben? Leg dich zu mir, ich will dich ein wenig trösten.«
Pila, die diese Worte noch vernommen hatte, fühlte sie wie Peitschenhiebe.
»Claudius! Was sprichst du da? Du Verräter!
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