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Venus

Venus

Titel: Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Buschheuer
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eine Banane aus dem Korb nimmt, sie schält und hineinbeißen will.
    »Das nicht dürfen!«, kreischt Scheich Ramzi. Venus erinnert sich nicht mehr an ihren Traum, wird dennoch von einem großen Unbehagen befallen, als sie den Scheich sieht. »Mussen zu Allah beten, bevor essen Banane!«
    »Ach, und wenn nicht?«, fragt Benito verächtlich und beißt ab. Offenbar kann er sich nicht entschließen, Ramzidirekt anzusprechen. »Kann gar nicht glauben, dass gerade ein Kümmeltürke hier den Polizisten spielt.«
    Toga, der gerade eine Fleischtomate aufschneidet, verhaucht geschickt einen Rülps: »Du musst die Banane Krishna opfern, bevor du sie isst.«
    »Noch irgendwelche Vorschläge?«, fragt Benito griesgrämig in die Runde.
    Toga fällt demonstrativ auf die Knie, um zu beten, für Benito zuvörderst, vielleicht auch für Ramzi, nicht zuletzt rückwirkend für die Banane, deren weißmehlige Spitze soeben in Benitos zerknautschtem Hundegesicht verschwindet. Ramzi hält seine schmutzigen Hände wie Krallen und faucht.
    »Also«, sagt Benito mampfend. »Der Stinke-Fakir sollte sich mal einen Termin bei meinem Psychiater geben lassen.«
    »Es war einmal Mann«, flüstert der Scheich, während er langsam und leicht hinkend um Benito herumläuft, »der hatte verloren Ring. Sucht in Zimmer von Haus, aber nix finden. Dann holen Hilfer mit Werkzeuge und mehr Licht. Hilfer sucht und sucht in Zimmer, viele Jahren, aber nix finden. Da holt Mann mehr Hilfer, die suchen und suchen in Zimmer, aber nix finden Ring in Zimmer.«
    »Ich habe kein Ahnung, wovon der spricht«, sagt Benito, den die körperliche Nähe des Scheichs, den er heimlich verehrt, zu verwirren scheint. »Ich weiß nur, dass euer Gott ein Zyniker ist.«
    »Der Ring war nicht in dem Zimmer«, sagt leise Venus.
    Der Scheich ignoriert den Einwurf des Albinohuhns und verlässt kichernd den Raum. Das Telefon klingelt. Toga nimmt ab.
    »God’s Motel«, meldet er sich.
    »Kennst du diese Kakerlakenfallen?«, fragt Benito. »Roach Motel heißen die. Der Slogan ist gut: Sie checken ein, aber sie checken niemals aus.«
    »Wenn du dich ihm zynisch näherst, wird er für dich ein Zyniker sein«, raunt Toga, den Hörer zuhaltend, Benito zu. »In dieser Beziehung ist er wie ein Spiegel. Welches Gesicht auch immer du ihm zeigst, er reflektiert es.« Benito überlegt, von wem Toga wohl spricht, vom Scheich oder von Gott. Er betrachtet den Tempelpräsidenten, er ist ihm unheimlich, weil er das Olivenöl so weggetreten über die Tomatenstücke gießt, als wasche er Jesus persönlich die Füße. Toga beendet sein Telefonat und hebt zu einer seiner verschwiemelten Beweisführungen an: »Wie lange gehst du nun schon regelmäßig zum Psychiater?«
    »Zwanzig Jahre. Wieso? Und ihr? Wie lange hockt ihr schon hier? Denkt, Gott liebt euch nur, wenn ihr den ganzen Tag betet und singt und opfert und ja keinen Spaß am Leben habt! Geht doch mal raus! Die Sonne scheint! Die Vögel singen! Geht ins Kino! Setzt euch in die Bar, trinkt ein Glas Wein, genießt das Leben!«
    »Leise!«, flüstert Toga augenrollend. »Bitte! Die Gäste schlafen noch!«
    Benito schlurft hinaus. So enden die Debatten meist: mit seinem Abgang.
    »Da läuft es, unser Sinnbild an Lebensfreude«, sagt Mau, stülpt sich eine Plastiktüte auf den Kopf, zieht sein Gesicht in griesgrämige Falten und macht Benitos harten italienischen Akzent nach: »Ich bin so deprrrrimiert! Es gibt keine Hoffnung! Ich trrrage einen Stein in mirrr! Ich will tottt sein!«
    »Der Ring war nicht im Zimmer«, wiederholt leise Venus, »aber was hat das mit Benito zu tun?«
    »Anyway, dieser Scheich ist gar nicht mal so verrückt«, sagt Mau. »Die Überlegung, dass die Ursache für eine Depression vielleicht in einem früheren Leben liegen kann, ziehen Psychiater überhaupt nicht in Betracht.«
    »Du meinst, der Ring war in einem anderen Zimmer?«
    »In einem anderen Zimmer, in einem anderen Haus, in einem anderen Land, in einem anderen Leben. Anyway, irgendwo anders.«
    Daniel H. Boone ist am frühen Mittag eingetroffen. Direkt von Watch Exchange aus ist er hergelaufen, wo er den Uhrenhändler befragt hat, welcher tatsächlich beobachtete, wie sein Kollege von einer blonden Frau in einem roten Kleid eine Goldstein Diamond Pearl Master angekauft hat, den Ankauf aber nicht durch die Bücher hat gehen lassen. Den besagten Kollegen, Mister Kingsley, haben wir in den Urlaub nach Hawaii geschickt, um die Sache etwas spannender zu machen. Boone behält

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