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Venus

Venus

Titel: Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Buschheuer
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Arsch, mit jungen oder mit alten Brüsten, sie kamen in allen Haut- und Haarfarben, in allen Rocklängen, sie waren ihm alle recht. Es gab keine von ihnen, von schlank undschön bis krummbeinig und hässlich, die es nicht in seine Phantasien schaffte. Eine schaffte es auch in sein Bett. Toga tobte. Diesmal drohte dem Swami der Rauswurf. Er musste versprechen, Mitglied einer Selbsthilfegruppe zu werden, und ließ sich fortan von Toga Brom in den Tee schütten. Fast jeden Abend traf sich der Swami mit anderen »Sexsüchtigen«, vornehmlich orthodoxen Juden und Katholiken, und betete mit ihnen gemeinsam um Befreiung vom krankhaften Trieb. Es war dieser Zirkel, in dem er erstmals in Worte fasste, wovon er sich bedroht sah. Er sagte, seine Seele hänge im Geilheitsanfall nur noch mit einem dünnen Faden am Körper, er habe Angst, dass dieser Faden eines Tages reiße.
    Er machte gute Fortschritte, bis Baula bei den Glücklichen Sklaven Gottes aufkreuzte. Sie war die Schlange, der Teufel, das Feuer, das auf die Welt kam, um die Butter zum Schmelzen zu bringen. Er erinnert sich nur noch, dass er frische Milch aus dem Kühlraum im Keller holte, als Baula plötzlich vor ihm stand, schielend, ein Auge gen Himmel, eines gen Hölle, als sie den engen Rock schürzte, langsam, ganz langsam, sodass Zentimeter für Zentimeter ihre saftigen weißen Schenkel hervorquollen, und dass sie ihn mit dem langen rot lackierten Zeigefinger heranwinkte. Immer höher zog und schob ihre andere Hand den Rocksaum, unter dem sich keine Unterwäsche befand. Er starrte auf das dunkle Dreieck ihrer Schamhaare, als sei er hypnotisiert worden. Er witterte den anziehenden und absolut unanständigen Duft eines triefenden weiblichen Geschlechtsteils. Das Nächste, was er weiß, ist, dass er die ihm unbekannte, ja unsympathische Frau in die Kartoffelsäcke gefickt hatte, von hinten, er hatte seine großen weichen Hände in ihre großen weichen Brüste vergraben. Er hatte sie gefickt,mit weit ausholenden wütenden Beckenbewegungen, mit einem bullenhaften Stöhnen, das sich gemeinsam mit seinem Samen tief aus seinem Bauch entlud. Die Wände müssen gewackelt haben in der Tempelkirche zum heiligen Franz, die Permanenten hatten sich tuschelnd auf der Kellertreppe versammelt, um dem Schauspiel beizuwohnen, der Swami mit geraffter Kutte, sein kräftiger angespannter Arsch, ihre zitternden weißen Backen, sein Brüllen, ihr Fauchen, die Staubwolken, die aus den Kartoffelsäcken aufstiegen, und von oben, aus dem Regenbogensaal, klangen leise die Bongotrommeln des ahnungslosen Arjuna im Takt.
    Toga erteilte Baula das bereits erwähnte Hausverbot und führte mit Bliss Swami ein eingecremtes Vierstundengespräch. In einem hoffnungslosen Fall wie diesem, führte der Diener des Dieners aus, müsse Bliss Swami über ein weltliches Leben außerhalb der Glücklichen Sklaven Gottes nachdenken, müsse sozusagen, das war angedeutet, ein Unglücklicher Sklave Gottes werden, oder, wenn ein Verbleib im Hause ihm am Herzen läge, über eine Heirat. Es lag allerhand Drohung in dem Ratschlag. Es gäbe außer dem Modell der sexlosen Ehe, die er, Toga, führe, und die er ihm, Bliss Swami, nicht empfehlen könne, ja noch das herkömmliche Modell, in welchem Sex einmal monatlich zum Zwecke der Kinderzeugung erlaubt sei, natürlich nur, wenn beide Partner vorher jeweils fünfzig Runden gechantet hätten. Weiter fiele ihm, so Toga, keine Lösung ein, von der eines chirurgischen Eingriffs – hier bog er sich in stummem Phantomschmerz – mal abgesehen.
    Der Swami bat den Freund, flehte ihn an, um eine letzte Chance, er wolle es nun schaffen, er sei sich nun gewiss, dass er den Tiger nicht länger füttern wolle, daswar eine der Umschreibungen für Sex unter den Glücklichen Sklaven Gottes, »den Tiger füttern«, er wolle zölibatär leben, ohne Wenn und Aber. Zwei riesige Schwurfinger hob der Swami und Toga gab ihm eine letzte Chance. Wenige Monate später bat der erneut vom Tiger gerittene Bliss Swami die überraschte Kuki um ihre Hand und wurde statt einer Antwort ausgelacht. So lief der arme Mann weiter als Mönch umher, die Vedischen Schriften in der einen Hand, die Libido in der anderen.
    Ein halbes Jahr später trat unsere Venus in sein Leben. Die Aufmerksamkeit, die ihm die junge und schöne Frau entgegentrug, machte ihn verlegen. Ihre Zuneigung verwirrte ihn. Es war nicht die übliche Wirkung, die diese Frau auf ihn hatte. Es war auch nicht die übliche Wirkung, die er auf eine

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