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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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unter geschwungenen, braunen Augenbrauen. Hektische rosa Flecken auf ihren Wangen zeugten von ihrer Angst und ein kleiner, herzförmiger Puppenmund war herzergreifend fest zusammengepresst. Einzig ihre Nase, ein wenig zu groß für ihr Gesicht, und ihr energisches Kinn erinnerten an ihren Vater.
    »Wo ist er?« Obwohl Joel von ihrem Anblick gerührt war, behielt er einen drohenden Unterton bei und trat einen Schritt näher auf die Liegende zu.
    Als sie den Kopf schüttelte, war er bei ihr, bevor sie seine Bewegung hatte sehen können. Seine Hände legten sich wie ein Schraubstock um ihr Gesicht und zwangen sie dazu, den Kopf zu heben und sich halb im Bett aufzurichten. IhrKörper reagierte instinktiv. Sie versuchte ihn abzuschütteln und mit Händen und Füßen zu treffen. Ein sinnloses Unterfangen, das seinen Griff nur fester werden ließ. Joel hielt das Mädchen gerade lange genug in diesem Griff, um ihr klarzumachen, wie schmerzhaft er auf Dauer sein würde. Dann legte er eine Hand auf ihren Unterkiefer und öffnete ihr gewaltsam den Mund.
    Sie verharrte reglos, während er ihre Zähne prüfte. Kein Vampir! Nachlässig, als spiele sie und ihre Unversehrtheit keine Rolle, ließ Joel die junge Frau ins Bett zurückfallen. Der Blick, mit dem sie ihn musterte, war tödlich. Er konnte spüren, wie sich seine Nackenhaare aufrichteten.
    »Also?!« Er lehnte sich lässig an die Wand, die sich im Schatten des Kleiderschrankes befand. »Wo ist er?«
    Wut überlagerte Judiths Angst. Der Fremde war kein Gespenst und kein Schatten aus einem Alptraum. Sein Griff hatte ihr eindrucksvoll demonstriert, dass sie es mit einem lebendigen Mann zu tun hatte. Einem exzentrischen und wahrscheinlich völlig durchgedrehten Mann, der ihren Vater suchte.
    Der Griff nach ihren Zähnen hatte sie an Vampirjäger denken lassen. – Etwas, das sie im Zusammenhang mit ihrem Vater, dem meist abwesenden Professor für Mythologie und Geschichte nicht überraschte.
    Vampir. Jäger
. Wieder meldete sich ungewolltes Wissen, gab ihr zu verstehen, dass sie etwas Wichtiges übersah und ließ ihren Kopf schmerzen. Am liebsten hätte sie sich an den Kopf gegriffen, wagte es aber nicht.
    Joel war ihr Zögern nicht entgangen. Er entschloss sich, ihr einen kleinen, mentalen Anstoß zu geben. Es ging nicht.
    Er versuchte es abermals und musterte ihr Gesicht unter halbgeschlossenen Lidern. Keine Reaktion, keine menschlichen Gedanken und Emotionen, nur vampirische Ruhe. Es konnte nicht sein. Sie war kein Vampir. Ihr Brustkorb hob sich bei jedem Atemzug auf sehr menschliche Art und Weise und das Blut pochte warm und lebendig in ihren Adern. Trotzdem war er versucht, abermals ihre Zähne zu prüfen.
    Nur seine Logik hielt ihn zurück. Wenn er beim ersten Mal keine Anzeichen dafür gefunden hatte, dass Magnus seine Tochter verwandelt hatte, würde er auch beim zweiten Prüfen keine finden. Es musste eine andere Erklärung geben. Er musste an Morna denken und die geistige Abschottung der Hexe. Vielleicht hatte Magnus seiner Tochter ein paar einfache, mentale Tricks beigebracht, um sie zu schützen?
    Joel dachte einen Moment lang daran, den Druck auf die Psyche des Mädchens zu verstärken, doch volle Gewalt bedeutete auch volles Risiko. Eine Maßnahme, die nur zu oft in Wahnsinn für das menschliche Opfer endete.
    »Ich weiß es nicht!« Die junge Frau, die im hellen Radius ihrer Nachttischlampe saß, erwiderte seinen Blick zum ersten Mal völlig offen. Auch ohne seine vampirischen Fähigkeiten hätte Joel gewusst, dass nicht log. Trotzdem fühlte er sich getäuscht.
    »Würdest du es mir sagen, wenn du es wüsstest? Wenn du auch nur vermuten würdest, wo ich ihn finden könnte?«
    »Willst du mich verarschen?« Ein Ausdruck, den er nicht zu deuten vermochte huschte über ihr Gesicht. Offenbar hatte der Mund der jungen Frau geantwortet, bevor ihr Gehirn eingreifen und ihre Worte mit einem Plan verknüpfen konnte.
    »Also nein.«
    Joel trat ins Licht, so dass sie ihn zum ersten Mal wirklich sehen konnte. Er wusste, sein Anblick würde seine Wirkung nicht verfehlen.
    Judith starrte den Fremden an. Hatte sie ihn vorher nur im Halbdunkel gesehen, oder als Angreifer nur Bruchteile von ihm wahrgenommen, erlaubte ihr das Licht nun einen ersten vollkommenen Blick auf ihren Alptraum.
    Er war wunderschön. Für ihn schienen Schwarz und Weiß erst erfunden worden zu sein. Nichtfarben, die sein Äußeres widerspiegelten. Seine Haare und seine Augen waren vollkommen schwarz,

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