Venusblut - Schreiner, J: Venusblut
hervorbrach, und die Kontrolle über ihren Körper übernahm, um sie sogleich an den Vampir abzugeben. Ein lang gezogener, animalischer Schrei quoll aus ihr empor, als sie die Entladung ihrer Sinne kommen fühlte und der Orgasmus über ihr zusammenschlug
12
Als die Leidenschaft abebbte, schloss sich bittersüße Verzweiflung um Maeve. Nie wieder würde Julius sie anfassen, ihr nie wieder Liebe schwören. Er war tot und nur ihre Erinnerung und ihr Bund waren ihr geblieben.
Sie begann zu weinen, als der Schmerz ob des Verlustes beinahe zur körperlichen Qual wurde.
Hasdrubal starrte auf das verzweifelte Geschöpf im Uferschlamm, welches vor wenigen Augenblicken noch eine verführerische Undine gewesen war. Nun wirkte sie wie ein Irrwisch, der wütend auf alles und jeden zu sein schien. Wasser und Schlamm spritzte unter ihren Hieben auf und tauchte ihre Makellosigkeit in Dreck: Ihr nahezu gleichzeitiges Lachen und Weinen klang zum Erbarmen.
Hasdrubal lief ein Schauder über den Rücken. Der Wechsel zwischen Verzückung und Hysterie erinnerte ihn an die Maeve der letzten Jahrhunderte, die Maeve, die von Wahnsinn zerfressen gewesen war, ein Spielzeug in den Händen ihrer Schwester. Noch vor Minuten hatte er die Vampirkönigin dafür gehasst, dass sie nicht mehr wahnsinnig war – nun hatte er Angst, sie könne wieder der geistigen Umnachtung anheim fallen.
Was war bloß in Edwards Tempel geschehen? Wie hatte Maeve den Verlust ihrer Schwester überlebt und gleichzeitig den Wahnsinn abgeschüttelt?
Er trat aus dem Schatten der Bäume hervor, doch sie nahm keine Notiz von ihm. Zornig weinend schlug sie weiter auf die Wasseroberfläche ein, als gelte dieser ihre gesamte Wut.
»Maeve?« Hasdrubal legte all seine Gefühle für die verhasst-geliebte Königin in dieses eine Wort und hoffte, dass sie ihn hörte und verstand. Als sie nicht reagierte, bückte er sich nach ihrer Kleidung und hob sie auf. »Ich bin hier und ich werde dich jetzt mitnehmen.« Er trat näher an die um sich Schlagende heran, die tatsächlich in ihrer Bewegung inne hielt und nur noch erstarrt in sich hinein weinte.
»Wir schaffen das!« Hasdrubal zögerte einen Moment, bevor er der nacktenGestalt vor sich unter die Arme griff und sie hochhob. Sie wog weniger als erwartet und ließ sich widerstandslos auf seinen Arm nehmen. Schluchzend klammerte sie sich an ihn, als sei er das einzig Reale in der Welt.
Trotzdem wirkte sie nicht wahnsinnig. Hasdrubal war verwirrt, mit welch kindlichem Vertrauen sie sich in seine Umarmung schmiegte. Als gäbe es keinen Verrat, keine Todesdrohung zwischen ihnen – und keinen Julius.
»Hasdrubal?« Ihre Stimme war so leise, dass er sie beinahe nicht gehört hätte.
»Pscht«, beruhigte er sie. »Ich bin hier.« Er machte die ersten Schritte.»Ich bringe uns für den Tag in Sicherheit.«
Gedankenschnell erreichte er Medbs Steingrab.
»Ich muss es aufgraben.« Hasdrubal sah sich nach einem Platz um, an dem er die Vampirkönigin für die nächsten Minuten in Sicherheit und aus seinem Weg bringen konnte. Ihr Griff um seinen Oberkörper verstärkte sich.
»Maeve!« Er suchte ihren Blick, doch ihre Augen blickten starr geradeaus, als sähen sie ausschließlich einen Punkt in ihrem Inneren.
»Ich muss den Cairn für uns aufgraben.« Ihre Umarmung wurde nicht lockerer. »Ich komme ja wieder!« Hasdrubal strich ihr beruhigend durch die roten Locken und wunderte sich über die Gefühle, die in ihm tobten. Er wollte sie in Sicherheit bringen. Er wollte ihr helfen. Und gleichzeitig verlangte alles in ihm nach Rache, nach einer Erklärung und danach, sie von sich zu stoßen und zu vergessen. »Ich verspreche es dir, ich komme wieder!«
Zögernd wurde der Griff der Abwesenden lockerer und sie ließ es zu, dass er sie in einiger Entfernung zum Cairn in das weiche, nachtkalte Gras legte. Schuldgefühl griff mit aller Macht nach ihm und drückte zu. Sie vertraute ihm! Sie glaubte seinem Versprechen und vertraute darauf, dass er zu ihr zurückkam. Schlagartig gerieten Hasdrubals rebellische Pläne ins Schlingern. Als sich dann auch noch eine einzelne Träne aus Maeves geschlossenen Augen hervorstahl, konnte der Karthager nicht widerstehen.
Er bückte sich zu ihr und anders als wenige Stunden zuvor machte ihn der Anblick der beinah Schlafenden nicht wütend, sondern rührte ihn.
»Ich weiß nicht, was los ist, aber wenn es dich quält, solltest du es jemandem erzählen …« Sachte strich er ihr die Träne von der Wange. »Ich
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