Venusblut - Schreiner, J: Venusblut
Bewegung sah, hatte der Vampir sie auf das Bett geworfen. Über ihr thronend wirkte er furchteinflößend und sein Blick wies mehr als deutlich daraufhin, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie war den entscheidenden Schritt zu viel gegangen. Hier und jetzt würde sie den Preis dafür bezahlen und sterben.
Panisch trat sie nach dem Vampir und zu ihrer Überraschung traf sie ihn dieses Mal tatsächlich. Und das, obwohl er versuchte ihr auszuweichen. Die Tatsache, dass sie ihn verletzt hatte, dass sie ihn überhaupt verletzten konnte, gab ihr neuen Auftrieb und sie verstärkte ihre Bemühungen, sich aus seinem Griff zu befreien.
Joel, der eben dabei war, den Griff um ihre Handgelenke zu verlagern, verlor das Gleichgewicht. Die Berührung, der volle Körperkontakt, gab ihm den Rest. Es dauerte eine Sekunde, bis er bemerkte, dass das laute und vehemente Knurren aus seiner Kehle kam. Eine Sekunde, die er brauchte, um die Widerspenstige unter sich festzuhalten und mit Hilfe seiner Hände und Beine reglos zu fixieren.
Judith stöhnte empört auf. In den Klauen des Raubtieres gefangen.
Als er den Kopf zu ihr beugte, schloss sie die Augen. Sie würde ihn bei ihrer Tötung nicht ansehen, sondern ihn ausschließen und sich wehren – wenn auch nur noch mental. Niemals würde sie um Gnade bitten, ihn niemals ihren Stolz brechen lassen. Ihr Tod würde ihm keine Befriedigung verschaffen – nur Nahrung.
Sein Mund legte sich auf ihren und trotz ihrer Überraschung versuchte sie, ihre Lippen geschlossen zu halten. Zwecklos. Der Druck seines mahlenden Mundes war mehr, als sie ertragen konnte. So also würde es enden. Ebenso schmerzhaft wie es begonnen hatte. Sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten, als sie nachgab und ihren Mund öffnete.
Joel biss zu. Sanft dieses Mal, verführerisch. Er griff nach ihren Gedanken und strich an ihnen entlang. Sein Schmeicheln war auf allen Ebenen eindeutig.
Judith wand sich unter dem Vampir. Sie wusste selbst nicht mehr warum. Tausend Gedanken schwebten durch ihren Kopf, schienen nicht mehr ihr zu gehören, sondern einer fremden Frau. Einer Frau, die genoss, was gerade geschah,die Hilflosigkeit begrüßte, mit der er sie dazu zwang, seine Liebkosung zu empfangen. Alles in ihm, sein Körper, sein Mund und seine Gedanken, forderten sie auf nachzugeben. Eine Aufforderung, die sie längst nicht mehr benötigte. Ihr Körper schien nur noch aus Wollust zu bestehen, aus einer Leidenschaft, die sie selbst erschreckte und ihre zivilisierte Fassade und ihre Moralvorstellung zu einer Lachnummer degradierte.
Joel löste sich von der Wunde, dieser Möglichkeit, Judiths Körper zu infiltrieren, zu penetrieren und sich zu eigen zu machen, und schloss sie mit einem neckischen Lecken seiner Zunge. Sie verheilte augenblicklich und gestattete ihm, sich ausgiebig ihrem Mund zu widmen. Zu seiner Verblüffung war Judiths Gegenwehr erlahmt und ihre Lippen lagen weich unter ihm. Gerade, als er dachte, er könne sich von ihr lösen, sich entschuldigen und ihr das Versprechen geben, sich von nun an von ihr fern zu halten – sehr fern – brach ihr geistiger Widerstand in sich zusammen und er befand sich im Zentrum einer rollenden Welle.
Judith spürte seine Gedanken, die ausstrahlende Verführungskraft und begriff, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hätte ihn aufhalten können. Jetzt war es zu spät! Aber selbst dieser Gedanke spielte keine Rolle mehr. Er war bloß ein weiterer Grund, sich später aufzuregen, aber nicht jetzt. Jetzt gab es nur noch sie und ihn und die Lust zwischen ihnen. Sein Geschmack drang von ihrer Zunge in ihren Körper und prickelte in ihrem Verstand. Wie konzentrierte Seide flüsterte ihr Blut von verbotenen und verruchten Dingen, während der Vampir weiterhin ihre Hände gefangen hielt. In einem Griff, der genau die richtige Dosis Schmerz durch ihre Adern sandte. Judith grollte, weil er sich Zeit ließ, viel zu viel Zeit.
Joel biss erneut zu. Ein menschlicher Biss in ihren Hals. Gerade fest genug, um ihr die immer noch vorhandene Gefahr vor Augen zu führen und sich an ihren wollüstigen Schreien zu ergötzen.
Judith hörte ihren eigenen Schrei, fremd und anregend in ihren Ohren. Ein Opfer, welches darauf brannte, vollkommen unterworfen zu werden. Bevor ihre ohnehin vage Moralvorstellung eingreifen konnte, biss der Vampir erneut zu. Sie konnte spüren, wie sich seine Zähne in ihre Haut drückten und einen nahezu vollkommenen Abdruck in ihr hinterließen. Sie bäumte
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