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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Kleidungsstücke zeugten von ihrem Ausbruch gen Wasser. Doch noch mehr erstaunte es ihn, dass Maeve aufstand, als sei nichts geschehen. Nur ihr Blick strafte ihre Haltung Lügen und warnte ihn davor, Fragen zu stellen. Dies wiederum reizte ihn, genau das zu tun.
    »Es ist fertig!«
    »Müssen wir bei einer Leiche schlafen?« Die Stimme der Königin wirkte ebenso schamhaft und schuldbewusst wie ihr Blick.
    »Ja.«
    Hasdrubal gönnte ihr jedes Quentchen Unwohlsein und ging, ohne ihr Folgen abzuwarten, zu seiner unverhofften Entdeckung zurück. Tatsächlich folgte ihm Maeve – wenn vielleicht auch nur, weil sie es ihm gerade in diesem Augenblick schuldig war.
    Maeve war dankbar dafür, dass ihr kurzer emotionaler Ausbruch sie um die entnervende Ausgrabungsarbeit gebracht hatte. Zumindest war der modrige Geruch inzwischen erträglich und hatte der sanften Würze Platz gemacht, die der spätnächtliche Wind mit sich trug. Sie warf einen Blick gen Himmel.
    Bald würde es hell werden. Selbst jetzt konnte sie die Drohung und das Versprechen der Sonne bereits fühlen. Wärme und Leben. Sie seufzte und überbrückte die letzten Meter.
    Von der königlichen Hoheit Medbs war nicht mehr viel übrig. Anders als in normalen Hügelgräbern musste die große Königin in einer Steinhöhle begraben worden sein, denn ein kleiner Hohlraum bot genügend Platz für Maeve und Hasdrubal – und für eine Überraschung.
    »Nach dir!« Hasdrubal bot der Vampirin den Vortritt an und verschloss sorgsam hinter ihr den kleinen Eingang.
    »Warum …?«, weiter kam Maeve nicht, denn der Karthager legte ihr einen Zeigefinger an die Lippen. Eine sehr intime Geste, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte und an dem zweifeln ließ, was sie eben mit dem erinnerten Julius erlebt hatte.
    »Die Sonne geht gleich auf«, erklärte er und ihr lief ein Schauder über den Rücken. Er war ihr zu nahe. Viel zu nahe. Plötzlich wünschte sie sich, nicht ausgerechnet ihn zu ihrem Mörder ausersehen zu haben, wünschte sich weit weg von ihm – und von dieser Gruft, die genau genommen auch ihr Grab werden könnte. »Aber was …?«
    Hasdrubal lachte leise und dirigierte sie rückwärts ein Stück tiefer in das kleine Gewölbe. Offenbar hatte er sich bereits im fahlen Licht des Morgengrauens einen Überblick verschafft.
    »… waren das für Zeichnungen?« Endlich gelang es Maeve ihre Frage zu vervollständigen.
    »Informationen zu deiner Geschichte, deiner Herkunft«, erklärte Hasdrubal. Er klang erschöpft und nicht mehr bereit, weiterzureden.
    Auch Maeve konnte die Müdigkeit bleischwer in ihren Gliedern fühlen, kämpfte aber gegen sie an. Neue Informationen bedeuteten neue Hoffnung. Für sie und für die Vampire.
    »Welche?« Maeve stoppte ihre Bewegung und Hasdrubal drängte sie nicht weiter rückwärts, sondern ließ sie gewähren.
    »Du hattest Recht, du bist nicht die Kriegerkönigin Medb, aber ihr zu Ehren ist ein Kind benannt worden. Ein Zwillingskind.«
    Durch die Dunkelheit konnte Maeve Hasdrubals Kleidung hören, als er sich setzte. Sie folgte seinem Beispiel. Doch die plötzliche Kälte in ihren Adern hatte nichts mit dem Sitzen auf dem kalten Boden zu tun oder mit der Raumtemperatur. Unbewusst rückte sie näher an den Karthager heran.
    »Einem jungen Mädchen namens Deirdre wurde prophezeit, dass sie zu einer Schönheit heranwachsen würde, wegen der Könige und Helden in Streit geraden würden.«
    Maeve lehnte ihren Kopf an Hasdrubals Schulter und genoss das Gefühl der Wärme, die langsam von ihm zu ihr überging. Sie ließ ihre Kopfhaut prickeln, sandte kleine Schauder über ihren Rücken und tastete sich über ihre Haut vor, bis sie selbst die entfernten Gliedmaßen erreicht hatte.
    »Der König von Ulster Conchobar mac Nessa wollte sie heiraten, sobald sie erwachsen war. Aber Deirdre verliebte sich in Naoise, mit dem sie floh. Doch überall wurden die beiden vom jeweiligen König verfolgt. Schließlich stellteConchobar die beiden, es kam zu einem Kampf, in dem Naoise getötet wurde. Die schwangere Deirdre beging vor den Augen ihres Sohnes Selbstmord, indem sie ihren Kopf gegen einen Felsen schlug …« Hasdrubals Stimme verstummte.
    »Und dann?« Maeve veränderte ihre Position und versuchte ihrem alten Vertrauten ins Gesicht zu blicken.
    Hasdrubal starrte sie an. Nie zuvor hatte er ihr Gesicht so nahe gesehen, es noch nie zuvor so ungeniert betrachten können. Um Maeves Augen spann sich ein feines Netz aus Lachfältchen, zwei kleine

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