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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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nur Illusionen und Geräusche.
    »Judith?!« Dieses Mal rief Joel vehementer und mit mehr Nachdruck, auch wenn er befürchten musste, dass sein Ruf genau den gegenteiligen Effekt haben könnte. Wahrscheinlich hockte sie hinter einem Busch und betete zu einem Gott, der ihr nicht helfen konnte oder wollte, darum, dass Joel wieder verschwand.
    Er hasste den Dschungel!
    Mit dem Gedanken setzte er sich in Bewegung und begrüßte den Umstand, dass es ihm nicht gelungen war, Tiere in diese Welt zu imaginieren. Trotzdem lenkte ihn jedes Geräusch ab und sorgte dafür, dass er sich suchend umsah.

    Judith blieb stehen, als die Geräusche der Flora und Fauna um sie herum abrupt verstummten. Selbst der schwache, unaufdringliche Wind war verschwunden und ließ die künstliche Welt leer und leise zurück.
    Ein Schauder lief ihr über den Rücken, als sie an die zahlreichen Horrorfilme dachte: Die Ruhe vor dem Sturm. Gleich würde etwas Entsetzliches geschehen, ein Monster würde aus den Schatten treten und – sie sah sich um – es gab keinen Ort, an den sie fliehen könnte. Sie horchte eine Weile, doch nichts geschah und nichts deutete darauf hin, dass noch etwas geschehen würde.
Natürlich nicht!
, tadelte sie sich in Gedanken.
Erst muss ich weitergehen und abgelenkt sein
. Ein neuer Schauder lief ihr über den Rücken und verwandelte ihre Haut in Kälte. Nur Joels Liebesbisse strahlten ungerührt weiterhin Wärme aus und schienen realer zu sein als ihre Umgebung.
    Würde sie den Gipfel des Berges erreichen, bevor die Stille verbreitende Bedrohung sie erreichte? Würde Joel sie überhaupt hören können? Joel.
    Judith drehte sich um, als ihr ein Gedanke kam. Natürlich! Wie hatte sie auch nur eine Sekunde lang an eine Bedrohung glauben können? An ein gefährliches Wesen?
    Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, doch ein Restzweifel blieb und sorgte dafür, dass sie die perfekte Bissspur an ihrem Hals berührte. Der kurze Schmerz erinnerte sie wieder an die Realität und vertrieb auch die letzte Kälte aus ihren Gliedern.
    »Joel?!« Ihr Ruf wurde vom Dickicht des Dschungels geschluckt.
    Sie würde höher steigen müssen, um eine Lichtung zu finden, von der aus ihre Stimme weiter hallte. Entschlossen machte sich Judith wieder an den Aufstieg, folgte in ihren ungeeigneten Halbschuhen und dem umgemodelten Kleid dem schmalen Trampelpfad, tastete sich an kleinen Abhängen entlang und beobachtete, wie die Bäume sich langsam lichteten und die Büsche kleiner wurden, überschaubarer. Schließlich ging der Urwald in einen Hang über, dessen schwarzer Untergrund mit hüfthohem Gestrüpp bedeckt war. Judith blieb stehen und sah sich um. Keine Bewegung war zu erkennen.
    »Joel!« Beinahe rechnete Judith mit erschrocken auffliegenden Vögeln. Doch sie erhielt keine Reaktion.
    »Verflucht!« Sie setzte sich auf eine der etwas höheren Bodenverwerfungen, die eine bequeme Sitzmöglichkeit bot. Von hier konnte sie den Dschungel beobachten und sehen, falls jemand – oder etwas – ihr folgte.
    »Wenn du dich verstecken willst, solltest du dir einen besseren Ort suchen!«
    Judith zuckte beim Klang von Joels Stimme zusammen. Wie war er so schnell hergekommen – und dann auch noch unbemerkt hinter sie? Sie drehte sich zu ihm um, doch alles, was sie vor der tiefstehenden Sonne erkennen konnte, war Schwarz vor einem gleißend hellen Hintergrund. Sie schirmte ihre schmerzenden Augen mit der Hand ab.
    Ihn am Tage – wenn auch in einem fiktiven Tage – zu sehen, war sonderbar. Er wirkte wie ein Fremdkörper in einer ansonsten harmonischen Umgebung. Zu dunkel und zu bleich. Ein Wesen geboren aus Finsternis und Schatten. Erst als sich sein Mund zu einem Lächeln verzog, verflog dieser Eindruck.
    »Wirkt es, als würde ich mich vor dir verstecken?«, gab Judith zurück und wunderte sich über ihre herausfordernde Frage. Nur mühsam konnte sie sich zurückhalten, ihm nicht um den Hals zu fallen.
    Zu ihrem Glück hatte er ihr kurzes Strahlen nicht bemerkt, da er sich von ihr abgewandt hatte und den Ausblick auf seine eigene Kreation genoss. Judith spürte eine Verärgerung in sich aufsteigen, die die Freude und das Glücksgefühl auslöschten und Verbitterung mit sich brachte. Er war nicht ihretwegen hier. Wieso auch?
    Wütend presste sie die Lippen zusammen und schwor sich, ihm jeden erdenklichen Widerstand entgegenzubringen. Weswegen auch immer er hier war, er würde es nicht bekommen.
    Judith war entzückend.
    Allein, wie sie das Kleid um ihren

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