Venusblut - Schreiner, J: Venusblut
Körper drapiert hatte. Der enge, grüne Corsagenstoff umschmeichelte ihren Oberkörper, betonte ihren kleinen, kecken Busen und ließ die Haut ihrer Schultern entzückend schimmern. Ab der Taille hatte sie den Stoff zerschnitten oder … er runzelte die Stirn … zerrissen und dann in Bahnen um ihre Beine geschlungen, so dass sie etwas trug, was sie bedeckte, schützte und ihr Bewegungsfreiheit bot. Innerlich schmunzelte er über ihren Einfallsreichtum. Vielleicht sollte er ihrer Garderobe auch einige Hosen hinzufügen – nicht nur lange!
Erst als er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte, wandte er sich seiner schönen Gefangenen zu. Sie wirkte sehr wütend und sehr verletzt. Joel betrachtete die Abdrücke, die seine Zähne auf ihrer Haut hinterlassen hatten. Es machte ihn wütend. Es machte ihn an. Beides gleichzeitig. Er wunderte sich darüber, dass es ihm gelang, seine stoische Mine beizubehalten, und bewunderte Judith dafür, dass sie nicht vor ihm zurückwich, sondern seinen Blick beinahe gelassen hinnahm. Nur ihr erhobenes Kinn zeugte davon, dass es nicht Mut, sondern Trotz war, der sie seine Betrachtung ertragen ließ.
»Es tut mir Leid!«
Judith begriff, dass Joels Geste einem der Bissmale galt. Wutröte flammte in ihrem Gesicht auf.
»Es tut dir Leid?« Sie konnte das Blaffen in ihrer Stimme hören und das machte sie wütend. Er zeichnete sie, war der Mann ihres Lebens und alles, was er ihr zu sagen hatte, war: Es tut mir Leid?! Sie war versucht, sich auf ihn zu stürzen.
Es war also wahr. Er empfand tatsächlich Abscheu und hatte nur mit ihr geschlafen, um sie zur Aufgabe zu bewegen. Sie soweit zu manipulieren, bis sie ihm half – gegen ihren Vater!
»Was willst du von mir hören, Judith?« Seine Stimme klang kalt, frei von Gefühlen. Ein Umstand, der zu ihrer Wut beitrug.
»Was ich hören will?« Sie war fassungslos. Was war er? Ein unsterblicher Schwachkopf? »Auf jeden Fall nicht, dass es dir Leid tut!« Sie schüttelte den Kopf und unterstrich mit dieser Geste ihre Entschlossenheit. »Niemals wieder will ich von dir hören, dass es dir Leid tut!« Schließlich tat ihr nichts von dem, was bei ihrer letzten Begegnung geschehen war, Leid!
Joel nickte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihm verzieh. Er hatte sich schändlich benommen. Wie ein Monster.
»Ich bin hergekommen, um dich nach deiner Schwester zu befragen.«
Kurzes Entsetzen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, dann hatte sie sich wieder unter Kontrolle und versteckte ihre Überraschung hinter Trotz.
»Ach!«
Und sie Närrin hatte wirklich kurz gedacht, er wäre wegen etwas anderem zurückgekehrt. Leises Schuldbewusstsein schlich sich unter ihre Erschütterung, als sie begriff, dass sie ihm beim Erwachen beinahe gesagt hätte, was sie empfand – und ihm beinahe alles erzählt hätte.
»Judith!« Joel legte einen flehenden Unterton in seine Stimme. »Bitte, es ist wichtig!« Sogar sehr, denn so, wie sie vor ihm stand, die Hände wütend in die Hüften gestemmt und mit einem Blick, der die wilden Furien Angst gelehrt hätte, wollte er sie doch nur in seine Arme ziehen, und sie küssen, bis sich ihr Gesicht wieder in eine Offenbarung der Leidenschaft verwandelte und er erneut ihre entzückenden Schreie kosten könnte.
Sein Blick glitt erneut über ihren Körper und über die Bissspuren. Sie war sein! Auch wenn er es leugnen mochte, sie trug seine Zeichen und bis diese verblassten, würde jeder sehen können, wem sie gehörte. Ein Schauder der Erregung ging durch seinen Körper. Er sah weg.
»Sicher ist es wichtig!« Judiths Stimme hatte einen herablassenden Unterton angenommen. Sie musste ihn von ihrer Schwester ablenken! »Wichtig genug, um mit mir zu schlafen, nehme ich an?!«
Sie glaubte, er habe mit ihr geschlafen, um Informationen von ihr zu erhalten? Beinahe hätte Joel über die Absonderlichkeit dieser Idee gelacht. Dann fiel ihm ein, dass er nichts anders vorhatte, indem er sie Xylos auslieferte – der sie verführen würde, um alles Wissenswerte von Magnus‘ Tochter zu erfahren.
Wütend machte er einen Schritt auf sie zu. »Eigentlich eine gute Idee, oder nicht?«
»Eine fantastische Idee!«, provozierte sie, trat aber einen Schritt zurück, wobei sie beinahe über eine Bodenunebenheit gefallen wäre.
Mit einem Schritt war Joel bei ihr und fing sie auf. Ohne sie loszulassen, sorgte der Vampir dafür, dass Judith wieder einen festen Halt unter ihre jämmerlichen Schuhe bekam.
Judith starrte ihn an.
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