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Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Hasdrubals Blick fiel auf ihren verzweifelten Gesichtsausdruck und die Erkenntnis schlug über ihm zusammen: Es spielte für ihn keine Rolle mehr!
    Obwohl logische Argumente in ihm stritten, tat er, was seine Emotionen ihm vorgaben und trat einen Schritt näher zu der rothaarigen Schönheit.
    »Wenn du ein Blutopfer brauchst«, er strich sich die schulterlangen dunklen Haare, die von einem Hauch grauer Strähnen durchzogen waren, nach hinten, weg von seiner Halsschlagader, »dann nimm mich!«
    Auch wenn Maeve die Mörderin seines Bruders war, auch wenn der Wahnsinn sie zu Recht strafte, würde er sie retten. Und um das möglich zu machen, würde er sogar zum ersten Mal in seinem Leben einen anderen Vampir von sich trinken lassen.
    Maeve starrte ihn unverwandt an. Obwohl sie keine Anstalten machte, auf sein Angebot einzugehen, benutzte Hasdrubal einen Fingernagel, um seine Haut soweit aufzukratzen, dass sie blutete.
    Er wusste, dass er seinem kleinen Bruder nur bedingt ähnlich sah, weniger ähnlich als all die anderen Männer, die Maeve in ihrem wahnsinnigen Rausch getötet hatte, aber er hoffte, sein Opfer würde die Königin retten. Lange genug, um die Antwort auf das Rätsel in der Vampirbibel zu lösen und die Unsterblichkeit zurückzubringen. Er würde auf seine inzwischen ohnehin fragwürdige Rache verzichten und mit in ein anderes Leben nehmen. In der Hoffnung, dass die Rebellen seine Aufgabe in diesem übernahmen und Maeve töteten.
    Bevor ihm Zweifel an seinen Gefühlen kommen und sein aufgewühltes Gewissen eingreifen konnte, war Maeve zu ihm getreten. Ein müder, abgekämpfter Hauch ihrer selbst schien über ihr Antlitz zu huschen, bevor sie sich zu ihm beugte und über die zwei Blutstropfen leckte, die sich an der bereits wieder verheilten Wunde gebildet hatten.
    »Hasdrubal!« Ihr Flüstern war so leise und andächtig, dass er sie beinahe nicht gehört hätte. Dann biss sie zu.

23
    Joel sah sich in dem Zimmer um und verfluchte sich selbst für seine Dummheit. Natürlich war Judith nicht da. Er hatte ihr ein eigenes, kleines Paradies erschaffen, welches ausschließlich auf ihren Fantasien und Wünschen beruhte, und erwartete, dass sie es sich nur aus weiter Ferne ansah.
    Für Sekunden spielte er mit dem Gedanken, alles wieder rückgängig zu machen und die junge Frau so in ihr Zimmer zurückzubefördern, doch ein derart wichtiges Gespräch sollte keinen so herzlosen Einstieg haben.
    Ein merkwürdiger Gedanke angesichts dessen, dass er gerade dabei war, seinen eigenen Schwur zu brechen und sich in die Höhle des Löwen gewagt hatte. Joel grinste bei dem Gedanken und trat auf die verschlossene Zimmertür zu. Die Klinke in der Hand zögerte er. Er konnte die Helligkeit und die Wärme spüren, die von dem tropischen Strand ausging und einen perfekten Tag imaginierten. Der erste Tag seit Jahrhunderten.
    Die plötzliche Wehmut überraschte ihn. Er hatte nicht nur Judiths perfekte Welt geschaffen, sondern Erinnerungen an das, was er einst geliebt hatte – bevor er sich wegen Claire in der lieblosen, finsteren Nacht verloren hatte.
    Entschlossen gegen seinen inneren Dämon kämpfend, öffnete er die Tür und genoss das Gefühl, wieder ein Teil des Kreislaufs von Licht und Dunkel, Tag und Nacht zu sein. Er streckte die Hand aus und fühlte, wie die Oberseite in der surrealen Sonne warm wurde, während die Handfläche weiterhin kühl blieb. Er warf einen Schatten!
    Es war nicht wirklich, aber besser als die Welt aus verschiedenen Schattentiefen, in der er sich bewegte. Ein leises Geräusch irritierte ihn. Es kam von ihm. Ein Lachen, überschwänglicher und glücklicher, als er es je zu Lebzeiten von sich gegeben hatte und das noch anhielt, als er mit Blicken die Strandzone und das Meer nach einer menschlichen Bewegung absuchte. Nichts.
    Joel trat zwei Schritte auf das Meer zu und bewunderte seine eigene Schöpfung. Das Wasser war in ständiger Bewegung, simulierte Ebbe und Flut, die Anziehung des Mondes und die Erddrehung. Die Schaumkronen auf den brechenden Wellen waren das Tüpfelchen auf dem »i«. Mit einem wehmütigen Gefühl trat der Vampir näher an die Wassergrenze und begutachtete die Linien im Sand und obwohl er wusste, dass es vergebens war, suchte er nach Spuren von Würmern oder Krebsen. Es war ihm nicht gelungen, Judiths Welt mit Leben zu füllen. Sie war das einzige Lebewesen, welches im Inneren der Perle leben konnte – und nur ein Vampir konnte sie dort aufsuchen. Keine Fische, keine Vögel –

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