Venusblut - Schreiner, J: Venusblut
ansprechbar, zu geschockt, um auf äußere Reize zu reagieren – aber bei Sinnen.
Sie wimmerte leise und schmiegte ihre Rückseite fester an ihn. So, als bräuchte sie seine Nähe. Ein Umstand, der Gefühle in ihm weckte, die er augenblicklich wieder zu verdrängen suchte. Längst war er sich nicht mehr sicher, ob er je in der Lage sein würde, Maeve zu töten. Schon allein der Gedanke daran, sie auszulöschen oder sie durch die Hand eines anderen zu verlieren, schmerzte ihn mehr, als er je für möglich gehalten hätte.
Erschöpft und wütend auf sich selbst vergrub er sein Gesicht in ihren Haaren. Dankbar registrierte er, dass sie in seinen Armen in einen unruhigen Schlaf gefallen war.
Maeve träumte.
Ihr Körper gehörte wieder ihr, sie war sich ihrer selbst bewusst und sie fühlte sich geborgen, wie seit langer Zeit nicht mehr. Es war sogar in Ordnung, dass sie verletzt war und im Sterben lag. Sterben, ein seltsames, kristallklares Wissen, das sie merkwürdig entspannt realisierte.
Und gleichzeitig wusste sei, dass ihr nichts geschehen würde, denn ihre Mutter war da. Sie hielt ihren Kopf auf ihrem Kopf gebettet und summte ein beruhigendes, einschläferndes Lied. Ein irisches Kinderlied mit Worten, die vielleicht Latein, vielleicht ein frühes Italienisch sein mochten. Maeve versuchte sich auf die einzelnen Worte zu konzentrieren, die sich mit der Melodie abhoben und nicht zu dem Lied gehörten. Sie ergaben keinen Sinn. – Zumindest hatten sie es damals nicht!
Unwillkürlich begann sich Maeve, die sterbende junge Frau, gegen ihre Mutter zu wehren – und gegen die Tatsache, dass sie von ihr getötet wurde.
Es gelang Hasdrubal Maeve zu halten, bevor sie ihn oder sich selbst verletzen konnte. Noch immer fest in den Klauen eines Alptraums, versuchte die Vampirin wie ein Irrwisch zu entkommen, schlug um sich und trat nach einer Person, die nur in ihren Träumen existierte. Er setzte sich auf, verstärkte seinen Griff um Maeves Körper und drückte sie mit all seiner Kraft zurück auf den Boden. Ihr Wimmern und ihr verzweifelter Versuch, mit dem sie gegen einen unsichtbaren Feind kämpfte, dauerten ihn. Beruhigend strich er mit seiner freien Hand über ihre Wange und ihre Haare, und flüsterte ihren Namen, bis ihre Bewegungen erlahmten und sie wieder fest einschlief. Erst dann schmiegte er sich wieder an sie. Bereit, sie jederzeit wieder festzuhalten und ihr zu helfen.
Er war wahrhaftig ein Narr! Ein Narr, der zuließ, dass seine Rachepläne durch falsches Mitgefühl und guten Sex zerstört wurden. Nicht nur Mitgefühl und Sex … Der Fluch, mit dem er von Maeve abrückte, kam vom Herzen.
Hasdrubals Fluch drang durch Maeves Alptraum und durch ihre Ängste. Seltsamerweise beruhigte er sie und verdrängte den leisen Ärger darüber, dass sie gegen ihre Erinnerungen gekämpft hatte. Trotzdem wusste sie, dass sie ein zweites Mal ebenso reagieren würde. Es war zu schmerzhaft, zusehen zu müssen, wie ausgerechnet der Mensch, der sie beschützen, hüten und lieben hätte müssen – die eigene Mutter – sie verriet und tötete. Und Maeve selbst hatte ihre Tötung geschehen lassen, betäubt und willenlos! Ihr Ärger katapultierte sie ineinen neuen Traum, in die Arme eines zweiten Verräters. Julius war ihr sofort so nahe, dass seine Anwesenheit sie zum Zittern brachte. Furcht, Liebe, Hass und Verlangen brannten durch ihre Adern und ihren Verstand und kämpften um die Vorherrschaft über ihre Emotionen und Entscheidungen.
Zum ersten Mal begriff Maeve, dass ihr ehemaliger Geliebter durch ihren magischen Bund immer noch real war, ein Abbild seines früheren Selbst – und vermutlich gekommen, sie endgültig zu vernichten. Sie versuchte zurückzutreten, doch Julius schloss seine Arme um sie und zog sie zurück in seine ewige Umarmung. Sein Gesichtsausdruck ließ auf Wut und Enttäuschung schließen. Er schien über ihre Reaktion nicht erfreut zu sein. Maeve versuchte sich aus seinem Griff zu lösen, seiner Umarmung zu entkommen, doch er beschränkte sich darauf, sie sanft und beharrlich festzuhalten und ihr Winden zu ignorieren. Schließlich begannen ihre Kräfte nachzulassen.
Bevor Maeve reagieren konnte, hatte Julius sie losgelassen und erneut gepackt. Eine Hand in ihren Haaren vergraben, hielt er ihren Kopf fest, so dass sie nicht zurückweichen konnte, als er sie küsste. Und ihr verräterischer Mund gehorchte nicht etwa dem Verstand, sondern einem Instinkt und öffnete sich für den Verräter!
Sie schloss
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