Venusblut - Schreiner, J: Venusblut
hattest? Zweimal?« Sie baute sich vor ihm auf und obwohl sie ihm nur bis zu den Schultern reichte, übersprang ihre Wut den Größenunterschied. Joel sah beschämt zur Seite, als sie fauchte: »Was genau tut dir denn so verdammt Leid?«
»Einfach alles!«
Eine Lüge
. Die Erkenntnis drang durch Judiths Wut und ließ sie stutzten. Behutsam griff sie nach Joels Kinn und zwang ihn dazu, sie anzusehen. Nie zuvor hatte sie eine dermaßen verschlossene Mine gesehen. Es war aussichtslos. Wenn sie die Wahrheit erfahren wollte, würde sie ihm vertrauen müssen – und ihr Herz riskieren.
»Nichts, was zwischen uns geschehen ist, tut mir Leid. Hätte ich eine Sex-Wunschliste machen dürfen, hätte ich alles genauso gewollt!« Sie musste sich ein Lachen angesichts seines ungläubigen Gesichtsausdrucks verkneifen und ergänzte: »Naja, vielleicht außer der Vermittlung durch meinen Vater und der Gefangenschaft in der Perle …«
Misstrauisch sah er sie an, bis sie ihm einen Kuss auf den Mund hauchte.
»Du bist genau der Vampir, den ich will!«
Endlich löste sich Joel aus seiner Erstarrung. »Weil du so viele Vampire kennst und so viele Alternativen hattest …« Er klang nicht restlos überzeugt.
»Was bist du? Ein blutsaugender Idiot?« Judith trat einen Schritt zurück und musterte ihn. »Ich will dich. Genauso, wie du bist – inklusive des Sex’.«
Joel konnte nicht anders als lachen. Ihre frechen Worte zusammen mit ihrem herausfordernden Blick ließen einen Stein von seinem Gewissen fallen und sein Herz jubeln. Was war er doch für ein verdammter Dummkopf, weil er alles so falsch interpretiert hatte. Natürlich … sie war nicht Claire, würde nicht um ihrer Sicherheit Willen lügen und ihn aus demselben Grund hintergehen. Sie war herrlich, fantastisch, einzigartig…
»Oh mein Gott!« Sie war nicht einzigartig! »Deine Schwester!«
Irritiert sah Judith den Vampir an, bevor sie sich an ihren Streit vor dem Sex erinnerte und sich eine lähmende Vorahnung in ihrem Inneren ausbreitete. »Was ist mit Joline?«
»Dein Vater hat sie aus dem Wohnheim geholt.«
»Er hat was?« Entsetzen schwang in ihrer Stimme mit und wischte Joels Verdacht, dass Judith etwas mit den Plänen Magnus’ zu tun hatte, fort.
»Es gibt nicht noch einen von euch leckeren Vampiren, an den er sie verkuppeln will, oder? Einen kleinen Bruder vielleicht?«
Joel schüttelte den Kopf. Es tat ihm leid, die Hoffnung in ihrer Frage zerstören zu müssen. »Nein, gibt es nicht.« Er legte Judith beide Hände auf die Schultern und sah sie ernst an. »Ich muss Joline finden!«
Judith wog die Möglichkeiten gegeneinander ab. »Wenn sie mit Papa zusammen ist, ist sie in Sicherheit.«
Joel nahm seine Hände von ihr und drehte sich zur Seite, nicht in der Lage, ihrem Blick standzuhalten. »Genau das ist das Problem. Ich glaube nicht, dass er bei ihr ist.«
Aber sicher wird Papa dafür sorgen, dass Joline nichts geschieht
. Trotzdem wollte sie sich dessen vergewissern. »Lass mich hier raus und wieder zurück in die normale Welt und du kannst alles von mir haben, was du willst.
Joel musterte Judith. Ihr Tonfall und Blick ließen darauf schließen, dass sie nicht nur von Informationen sprach. Sein Körper reagierte automatisch, spannte sich an und sein Penis verhärtete sich.
»Ich kann dich hier nicht raus lassen. Noch nicht.«
Das war beinahe ehrlich. Nur nicht die Wahrheit. Wenn er ihr die Wahrheit sagen würde, würde sie ihre Meinung über ihn und ihre Wünsche sicherlich ändern. Immerhin bestand die Chance, dass er es vor ihr geheim halten konnte. Lange genug. Schließlich bestand die Möglichkeit, dass das Elixier helfen konnte die Gefangenen aus den magischen Perlen zu befreien. Irgendwann – vielleicht.
26
Hasdrubal legte sich neben Maeve auf den kalten, unwirtlichen Steinboden und zog die Vampirkönigin fester in seine schützende Umarmung. Erst dann schloss er die Augen und betete zu Göttern, deren Namen seit Jahrhunderten von der Menschheit und der Geschichte vergessen waren.
Immerhin würden ihn und Maeve kein Lebewesen und kein Tageslicht an diesem Ort erreichen und etwas antun können. Abgelegen und hoch über den normalen Wegen der Wanderer hatte er sie und sich selbst mit letzter Kraft in einer der vielen ungenutzten und unter Denkmalschutz stehenden Höhlen, ehemalige in den Fels geschlagene Wohnungen, in Sicherheit gebracht.
Inzwischen war er davon überzeugt, dass Maeve wieder bei Sinnen war. Zum Erbarmen zitternd und nicht
Weitere Kostenlose Bücher