Venusblut - Schreiner, J: Venusblut
herunterzuwürgen. Alles war eine Lüge. Sein Verlangen und seine Dominanz. Einzig und allein dazu bestimmt, ihr die Kontrolle zu entreißen und gefügig zu machen. Er misshandelte sie, weil er dazu gezwungen war, mit ihr zusammen zu sein. Seine Härte und Dominanz waren nicht das, was sie sich erhofft hatte, was sie brauchte. Kein Zeichen ihrer Zusammengehörigkeit und einer gemeinsam erlebten Leidenschaft. Die Zeichen auf ihrer Haut waren eine Strafe dafür, dass er mit ihr schlafen musste, um sie zu manipulieren.
Joel konnte spüren, wie sich Judith unter seinen Händen versteifte. Eine Reaktion,die ihn zur Vernunft kommen ließ und dafür sorgte, dass er trotz aller Lust nur seine Zunge über die Wunde gleiten und sie heilen ließ.
Judith konnte die Tränen spüren, die sich in ihren Augen sammelten. Er hatte sie ausgenutzt und ihre Träume gestohlen. Wahrscheinlich hatte er gewusst, welche Art von Sex sie wollte – hatte es aus ihrem Blut oder ihren Gedanken. Sie drehte sich weg, damit der Vampir ihre Tränen nicht sah.
Joels schlechtes Gewissen wuchs, als er die Feuchtigkeit in ihren Augen glitzern sah – kurz bevor sie sich von ihm abwandte. Großer Gott!
Er beugte sich zu einem roten Biss, der knapp neben der verheilten Wunde leuchtete und ließ sie mit einem langen Zungenschlag verschwinden. Dann wandte er sich dem nächsten Abdruck zu.
»Nein!« Judiths Stimme klang seltsam rau, als sie sich seinem Griff entzog.
Sekundenlang gruben sich Joels Finger wirklich schmerzhaft in ihre Haut, dann ließ er sie los, so dass sie von ihm wegrutschen konnte.
Obwohl ihn Judiths Flucht bekümmerte, konnte ihr diese Reaktion nicht verübeln.
»Nein!«, wiederholte sie noch einmal, ohne ihn anzusehen. Nur um sicherzugehen, dass er verstand. Wenn das alles war, was ihr von ihm blieb, würde sie die Abdrücke solange behalten, wie möglich. Ein rotgeränderter Schatz in ihrer Erinnerung und auf ihrem Körper.
»Es tut mir Leid!« Joel fühlte sich angesichts seiner Schuld hilflos.
Er hatte niemals eine Frau gefangen nehmen wollen und doch hatte er es getan. Er hatte nie eine Frau verletzen wollen und doch hatte er es ausgerechnet bei ihr getan.
Er ließ seinen Blick über Judith gleiten und wusste, dass er sich nicht vertrauen konnte, was sie anging. Er konnte das Monster in sich spüren, auf der Lauer und bereit erneut zuzuschlagen, sobald er nicht aufpasste. Eine einzige Berührung konnte ausreichen, um ihn erneut alle guten Vorsätze und Absichten vergessen zu lassen. Er würde sie wirklich dem sanften und verführerischen Xylos und seinen Verführungskünsten überlassen müssen.
»Du sollst das nicht sagen!«, schnappte Judith wütend. Sie konnte es nicht fassen! Wieder entschuldigte er sich, als wäre zwischen ihnen etwas Bedauerliches vorgefallen oder als hätte er etwas Lapidares verbrochen, wie eine Tasse Tee umzukippen.
»Ich muss es aber sagen, denn es tut mir Leid!«
»Verdammt noch mal!« Judith verlor die Beherrschung und schlug nach ihm. So schnell, dass Joel nicht reagieren konnte und den Hieb gegen die Schulter bekam. Der kurze Schmerz ließ ihn aufspringen und sich vom Bett entfernen.
Seine nackte Kehrseite bot einen bezaubernden Anblick, doch Judith war weit davon entfernt, sich davon blenden zu lassen.
Joel hob seine Sachen auf, die er sich irgendwann im Laufe des gemeinsamen Liebesabenteuers doch noch ausgezogen haben musste.
Schließlich drehte er sich wieder zu seiner schönen Gefangenen um, die ihn unverhohlen anstarrte und sich keine Mühe mehr machte, ihre Tränen zu verbergen. Eine Entschuldigung war wahrlich zu wenig.
»Es tut mir Leid, dass ich dich zu meiner Gefangenen gemacht habe …« Joel deutete Richtung Tür, als wolle er sie darauf aufmerksam machen, dass er sich redliche Mühe mit der Ausstattung ihres Gefängnisses gegeben hatte. »… es tut mir Leid, dass ich dir wehgetan habe …« Sein Blick glitt zu einem der zahlreichen roten Male, die von ihm stammten, »… und es tut mir …«
»Was?«, schnappte Judith. »Was tut dir noch alles Leid?« Sie stand auf, nicht mehr gewillt, sich von ihm einschüchtern zu lassen. Nichts, was er jetzt noch tat oder sagte, konnte schlimmer sein als das, was er bereits gesagt und getan hatte. Nichts mehr schmerzen als die Zurückweisung ihrer Liebe.
»Tut es dir Leid, dass du mein erster Mann gewesen bist?«
Joel zuckte zusammen, als sie mit ihren Worten in die Mitte seines schlechten Gewissens zielte.
»Dass du mit mir Sex
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