Venusblut - Schreiner, J: Venusblut
die Dunkelheit durchdrang. Plötzlich war alles sichtbar, alles klar. Für Bruchteile von Sekunden schwamm sie in unvorstellbaren Wonnen und alles breitete sich vor ihr aus: jede Frage, jede Antwort und jeder Sinn.
Hasdrubal spürte die konvulsivischen Erschütterungen von Maeves Körper und hörte ihren ungehemmten Schrei. Er entriss ihm den letzten Rest Selbstkontrolle, katapultierte ihn von einer Ebene der körperlichen Erlösung auf die nächste und übernächste und zerrte an seinem Herzen und seiner Seele.
Dann war alles vorbei und Maeves Wissen wieder beschränkt auf ihr eigenes Leben. Als auch das letzte Begreifen in ihren Verstand eindrang und das bewusste Verstehen einsetzte, brach sie weinend auf Hasdrubal zusammen.
25
Der Schmerz überrumpelte sie vollkommen. Abrupt setzte sich Judith auf und ihr überraschter Schrei weckte Joel.
Mit einem Satz war er aus dem Bett und sah sich nach einem Angreifer um, doch das Zimmer war bis auf ihn und Judith leer. Sein Blick wanderte zurück zu Magnus’ Tochter, die die Bettdecke vor ihrer Brust zusammengerafft hatte, als hinge ihr Leben von dem Stoff ab.
Rote Sprenkel waren auf der Decke und dem Laken verteilt und eine Bisswunde, die sich nicht nur wie ein Stempel in die Haut geprägt, sondern sie zerrissen hatte, prangte auf ihrer Schulter. Er musste von ihr getrunken und den Biss hinterher nicht geschlossen haben.
Erinnerungsfetzen stoben durch seine Gedanken und erklärten Judiths fassungslosen und von Schmerz benommenen Blick, mit dem sie ins Leere starrte. Abwechselnd hatte er sie geliebt, in Besitz genommen und sich an ihrem Blut gütlich getan. Wie ein wildes Tier hatte er sich genommen, was er wollte – getrieben von einer animalischen Leidenschaft und ohne Rücksicht auf Konsequenzen. So viel Blut auf dem Laken!
»Es ist nicht mein Blut!« Ihre Stimme klang fremd in seinen Ohren und nur langsam kam ihm zu Bewusstsein, was sie gesagt hatte.
Judiths Gesichtsausdruck hatte sich nach dem ersten Schock gewandelt, aber er konnte die Gefühle in ihm nicht deuten. Empfand sie Abscheu, Angst oder Gier? Obwohl er sich wieder gierig fühlte, bezweifelte er, dass die junge Frau dasselbe dachte und empfand.
Judith starrte auf ihre Hände. Sie waren blutig, unter ihren Fingernägeln hingen kleine Hautfetzen. Seine Hautfetzen. Hilfesuchend sah sie ihn an.
Joel blinzelte, als sich neue Erinnerungen auftaten. Er konnte spüren, wie sie sich an ihn geklammert hatte, als er sich in einem der seltenen klaren Momente des Liebesaktes entschlossen hatte, sie von dem rauen Steinboden aufzuheben und in ihr Bett zu bringen. Ihre Schreie hatten sich mit seinen gemischt, als er sie in die Schulter gebissen und als sie sich in seinen Rücken gekrallt hatte. Mit langen Bewegungen hatte sie seine Haut zerkratzt, ihre Nägel in sein Fleisch gebohrt und ihn bluten lassen.
»Würdest du bitte …« Judith deutete auf ihre Schulter und hoffte, dass keine weitere Erklärung notwendig war. Im Gegensatz zu ihm besaß sie nicht die Fähigkeit augenblicklich zu heilen. Und es gab Zeichen, die zu schmerzhaft waren, um sie lange zu behalten.
Sie musste grinsen, als sie an die überwältigenden bittersüßen Qualen dachte, die sein Biss ausgelöst hatte. Trotzdem versuchte sie, sich nicht abermals zu recken. Schmerzen waren nur gut, wenn sie mit Sex gepaart waren und mit Leidenschaft.
Joel sah, wie Judith ihren Mund verzog und beugte sich zu ihr. Vermutlich tat diese Wunde mehr weh als alles Vorangegangene, denn die junge Frau wich nicht vor ihm zurück, obwohl sie jeden Grund dafür gehabt hätte, seine Berührung zu fürchten.
Der Vampir griff nach ihren Schultern und bückte sich zu ihr. Auf halbem Weg zu der Verletzung stieg dem Vampir der Blutgeruch in die Nase und er hielt inne. Verlockend und verführerisch prickelte der Duft als Erregung in seinen Adern weiter und ließ seinen Schaft erneut anschwellen.
War er wirklich ein wildes Tier geworden, das von seinem Opfer nicht genug bekam?
Judith spürte, wie sich Joels Finger in die ohnehin empfindliche Haut ihrer Schultern gruben, schmerzhafte Zeugen seiner Anspannung. Sie hob ihren Kopf, um einen Blick in sein Gesicht zu werfen – und wünschte sich, sie hätte es nicht getan. Offensichtlich kämpfte er einen inneren Kampf mit sich selbst.
Wie schon zuvor erweckte sein Gesichtsausdruck den Verdacht, dass er sich vor ihr und einem direkten Kontakt zu ihr ekelte.
Judith musste mehrmals schlucken, um den Kloß in ihrem Hals
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