Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Venusblut - Schreiner, J: Venusblut

Titel: Venusblut - Schreiner, J: Venusblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
Vom Netzwerk:
entgegensah.
    »Sie ist nur eine Frau…« Joel gelang es, seine Lippen zu bewegen, seine Stimme war nur ein Hauch, aber Logan hatte ihn gehört, und für einen Moment klammerte sich der Herr der Schatten an die unwahrscheinliche Möglichkeit, dass Logan ihm glaubte.
    »Wo ist meine Zwillingsschwester?«
    Joel stöhnte leise, als sich der Kloß in seinem Inneren verdichtete, und er Xylos ungläubigen Blick einfing. Er tat alles, um Judith in Sicherheit zu bringen … und sie sagte das Falscheste, was sie nur sagen konnte!
    Judith triumphierte, als sie den Gesichtsausdruck des bösen Vampirs sah. Sie hatte gewonnen und seine Aufmerksamkeit. Die Frage war gut genug gewesen, um ihn von Joel und dem anderen abzulenken. Das einzige, was zählte!
    »Zwillinge?«
    Der Vampir löste die Kette von Joels Hals und hielt sie höher und mehr ins Licht, als könne er das Gehörte besser begreifen, wenn er es besser sehen konnte. Schließlich wanderte sein Blick zu Joel. »Sind sie die zwei, die sterben müssen?«
    Joel schaffte ein Kopfschütteln, bevor Logan sein Schwert zog.
    »Wir sind die zwei, die wissen wo das Artefakt ist, das Magnus gestohlen hat.« Judiths Stimme klang seltsam belustigt und ihre Worte sandten ohnmächtige Wut, hilfloses Entsetzen und pure Panik zu gleichen Teilen durch Joels Körper. Was tat sie nur? Sie provozierte Logan, ausgerechnet!
    Als Logan sich wieder der Perle und dem Headset zuwandte, und Judith abermals leise und hochmütig lachte, verdichtete sich der Knoten in Joels Eingeweiden noch mehr. Sie tat es für ihn! Um Logan abzulenken.
    Sie musste damit aufhören; ihn opfern, nicht sich. Sie musste es so machen, wie Claire es damals getan hatte. Mit einem Unterschied: für Judith würde er gerne sterben, freiwillig. Doch er bekam kein einziges Wort der Warnung heraus, hatte keinen klaren Gedanken, den er ihr übermitteln konnte.
    »Wo ist Magnus?« Logan hielt den Anhänger noch höher.
    Judith schüttelte stumm den Kopf, ihr Gesichtsausdruck eine einzige offene Herausforderung.
    Logan schloss kurz die Augen, doch worauf auch immer er sich konzentrierte, es funktionierte nicht. Joel war erleichtert.
    »Wo ist das Artefakt?«
    »Bei mir!«
    Joel stöhnte. Wegen der Perle konnte er Wahrheit und Lüge nicht mit Hilfe seiner Vampirsinne erkennen, aber ihre Lüge war so offensichtlich, dass Logans Hereinfallen beinahe eine Beleidigung war. In einer Sekunde stand der Vampir neben ihm, das Schwert drohend erhoben, in der nächsten war er verschwunden. Ein Schemen in einer fallenden Kette.

    Judith, immer noch den Telefonhörer in der Hand, starrte den blonden Chipendale-Vampir entsetzt an. All ihre Gedanken und Gefühle implodierten in einem Augenblick voller Schrecken und ließen sie nahezu leer zurück. Genau bis zudiesem Augenblick waren all ihre Überlegungen und Pläne gegangen – weiter hatte sie nicht gedacht.
    Jetzt war Joel in Sicherheit … aber was war mit ihr? Sekundenlang musterte sie ihn und offenbar ging auch er ebenso wie sie sämtliche Möglichkeiten und Alternativen seines weiteren Vorgehens durch. Dann spürte sie seinen mentalen Griff nach ihrem Bewusstsein, nach der Schutzhülle, die sie um ihre Seele gelegt hatte, und drückte zu. Judith konnte den Schmerz in jeder Faser ihres Körpers spüren und schlug ebenso körperlich zu.
    Zu ihrer Überraschung erstarrte der Vampir und trat zurück, um sie zu mustern. Das Lächeln auf seinem Gesicht war das Fürchterlichste, was sie in ihrem ganzen Leben je gesehen hatte.
    »Also, wo ist das Elixier?«
    »Elixier? Welches Elixier? Ich dachte, es ist ein Artefakt?«
    »Magnus hat es getrunken,« Joels Stimme aus dem Hörer klang sehr leise. Logan legte auf, bevor er einen Schritt auf Judith zutrat.
    »Und du?«
    Unwillkürlich wich sie zurück. Doch es war weder Logan noch die unausgesprochene Drohung in seinen Worten, die sie ängstigten, sondern das Begreifen. Magnus‘ Plan und nebenbei geschehene Dinge passten plötzlich zusammen, ergaben ein Gesamtbild und einen ganz neuen Sinn. Das letzte gemeinsame Essen, der merkwürdige Geschmack des »ganz speziellen Rotweins«, den nur sie als solchen empfunden hatte, viel zu süß für einen lieblichen Moselwein, hatte sie noch Stunden danach das Gefühl gehabt, ihn auf der Zunge zu spüren. Ihr war ziemlich schnell ziemlich schwindelig geworden. So als sei sie betrunken – oder als habe jemand die Tür zu einem neuen, größeren Bewusstsein aufgestoßen und alle Informationen, alles Wissen und

Weitere Kostenlose Bücher