Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
Vom Netzwerk:
ab zu Schimmel! Das Autohaus kenn ich, dort hat mein Ex seinen 3er-BMW gekauft. Ist eine ziemlich große Bude, mit Werkstatt und allem Gedöns. Da kann ich mit meinem kleinen Franzosen nicht mithalten und hab meine Rostlaube um die Ecke geparkt. Es war schon fast Mittagszeit, und außer glänzenden Neuwagen und einem Herrn mit Schnauzbart war keiner mehr im Verkaufsraum. Der Schnauzer stellte sich als Franz Schimmel vor, bot mir gleich einen Kaffee an, dazu die feinen Konferenzkekse aus der teuren Blechdose. Nun. Die Konditionen sind eigentlich optimal: Ich arbeite nach Bedarf, das Geld stimmt (zwei Euro mehr die Stunde als in der Milchbar), im Prinzip hab ich freie Zeiteinteilung. Und ich muss kein einziges Klo putzen! Warum? Weil ich ab sofort die Politesse für die Wagen der Kunden bin, die neben dem Kundendienst oder der Reparatur gleich eine Wagenreinigung gebucht haben.
    Das Grobe mach ich in der hauseigenen Waschanlage weg, dann geht’s an den Innenraum. Ich hab zwei feine Wägelchen auf Probe gewienert und poliert. Leckt mich an der Strumpfhose, für die Wagenpflege gibt’s mehr Tiegelchen und Töpfchen, als eine Parfümerie für die Karosse der Damen zu bieten hat. Cockpitpflege, Spray mit Neuwagenduft, Lederpolitur, Lackpolitur, für jedes Mittelchen ein spezieller Schwamm. Die Schlitze der Klimaanlagen werden mit speziellen Saugaufsätzen picobello, die Scheiben mit dem Zeugs mit Lotuseffekt imprägniert, und alle toten Fliegen perlen am Ende ihres Lebens ab. Wenn dieser ganze Plunder nicht so verteufelt nach Gummi riechen würde, könnt ich das glatt als Cellulitecreme benutzen.
    Die beiden Autos waren innerhalb zwei Stunden sauber. Das zweite war ein bisschen eklig, weil da jemand Cola über die Fußmatten gekippt und das Ganze mit einem vollen Aschenbecher gekrönt hatte. Aber Franz ist ein Netter, hat mir sogar geholfen. Ist wirklich keine Zauberei, auch wenn’s sicher Schöneres gibt, als Autos zu putzen. Aber ich darf die Radios anmachen, hab einen Putzraum, also die alte Werkstatt, für mich allein.
    Den Vertrag hab ich noch am Samstag unterschrieben, und dann war ich am Sonntag mit der Pflege meiner höchstpersönlichen Karosserie beschäftigt, und den Tag der Deutschen Einheit habe ich mit Frank verbracht. Das heißt – den halben Tag, nach dem Kaffee musste er weg. Zu seiner Mutter.
    Da ich ja in der Milchbar blau gemacht hatte, bin ich dann wieder zum Schimmel gesaust. Meine Euphorie sackte in sich zusammen, als ich sah, was ich da säubern sollte. Einen alten 5er. Metallicblau. Mit demselben Kennzeichen, das die Chefin hat. Verdammte Hacke!
    Aber ich hab trotzdem geputzt und Ihr glaubt ja nicht, was die olle Schrapnell für eine Sauerei im Wagen hatte. Ich hab zwei Tüten Müll rausgeholt. Gebrauchte Taschentücher hinter, unter und auf den Sitzen, leere Bonbontüten, zwei abgebrochene Kämme, eine leere Flasche Nagellack und jede Menge Bäckertüten mit angebissenen, vertrockneten Brezeln. Am liebsten hätte ich ihr ja irgendwas von der Fenstergummipolitur auf die cremefarbenen Sitze geschmiert, nur so aus Spaß, aber ich wollte es mir nicht gleich mit dem Schimmel verderben.
    Als ich eben mit dem Oberkörper im Kofferraum steckte, um die klebrigen Flecken vom Teppich zu kratzen, hör ich den Franz.
    »Ihr Wagen ist wahrscheinlich wie neu«, sagt er und kommt näher. Ich höre seine Schritte. Und die einer Frau. Und zwar unverkennbar von der Dame, die ich jetzt ganz bestimmt nicht sehen wollte.
    »Frau Mayer ist auch gleich fertig«, flötete Franz.
    »Ich bin in Eile«, keifte die Chefin zurück. Charmant wie immer.
    »Wie lange brauchen Sie noch?«, fragte Franz mich leise. Ich versuchte, mich klein zu machen. Um noch weiter in den Kofferraum zu kriechen.
    »Gleichichmachnochschnelldannkommich«, nuschelte ich gegen das Blech.
    »Ich stell schon mal meinen Sitz richtig ein, das stimmt ja nie nach dem Kundendienst«, kläffte Frau Milchbar. Der Wagen ruckelte ganz schön, als sie sich auf den Sitz fallen ließ. Ich wartete zwei Sekunden, dann schlängelte ich mich in gebückter Haltung aus dem Kofferraum.
    »Haben Sie’s im Kreuz?«, fragte der Franz mich besorgt, als ich vor ihm dienerte und um den Wagen schleichen wollte.
    »Ja«, flüsterte ich, »ganz schlimm.« Wollte davonschleichen. Da brüllte es vom Fahrersitz: »Sind Sie das? Das sind Sie !«
    Keine Ahnung, wie die mich sehen konnte. Aber sie sah mich. Am liebsten wäre ich durchs Abflussgitter verschwunden.
    »So sieht also

Weitere Kostenlose Bücher