Ihre Grippe aus.« Die Chefin baute sich neben dem Wagen und vor mir auf.
»Sie kennen sich?«, fragte Schimmel.
Ich buckelte noch immer.
»Ja«, knautschte ich.
»Allerdings«, keifte die Chefin. »Und wir sehen uns. Bald!«
Dann stieg sie ein, ich schmiss automatisch den Kofferraumdeckel zu und sprang zur Seite, als sie rückwärts aus der Halle schoss.
»Kennen Sie die Dame?«, wollte Schimmel erneut von mir wissen.
»Kann ich eine Pause machen?«, fragte ich.
»Ja, wollen Sie sich hinlegen? Wegen dem Rücken?«
Ach, warum ist es ein Kreuz mit manchen Chefs und andere sind so nett? Also lag ich eine halbe Stunde auf der Couch in seinem Büro, bekam Kaffee und zwei Kekse und wienerte danach noch einen Familien-Van mit zwei Kilo Krümel unter den Kindersitzen und einen sowieso sauberen Neuwagen.
Tja, und nun könnt Ihr Euch auch denken, von wem das Einschreiben kommt und warum ich keinen Bock habe, die Kündigung aufzumachen. Schimmel hat mir übrigens einen Fulltimejob als Politesse angeboten. Und ich glaube, das sollte ich nicht ausschlagen.
Es grüßt Euch aus dem Chaos die blitzblanke
Sue.
6.
Von:
[email protected] An:
[email protected] ,
[email protected] Gesendet: Samstag, 06. Oktober, 15:48 Uhr
Betreff: Turbo-Chef, der Papst und Betty Blue
So, Ihr zwei,
Hagebutten ausschlabbern, sich einen antüdeln und den Job schmeißen. Sue, Du Chaotenweib!
Ich trinke nicht, ich rauche nicht, aber ich wurde zu einer Tupperparty eingeladen! Dass es das noch gibt! Eine aus dem Dorf. Die Tupper-Schneider. Jetzt hatte sie mich erwischt. Und ich solle aber nicht wahrsagen, nichts davon sagen, so ganz normal als Hausfrau auftreten. Sagte sie. Hausfrau? Ich? Schaurig. Allein schon das Wort. Ich hasse es.
Was aber tat sie? »Jetzt zeige ich Ihnen den Turbo-Chef!«
Ich grinste. Guckte. Ahnte. Mit dem Teil, das drei große scharfe Klingen hat, sollte ich eine Zwiebel schneiden. Wollte ich aber nicht. Musste so lachen und dachte, Mordwerkzeug? Gibt’s schon einen Krimi mit dem Turbo-Chef? Nein. Niemals. Dann schreibe ich den Krimi. Dörfliche Idylle ist derzeit gefragt und dann kommt – Gerda mit dem Turbo-Chef und tupprigem Jodeldiplom. Der Turbo soll geruchsfrei sein, erklärte Tupper-Schneider. Prima. Dann riecht der Mord nach nix. Tupper-Schneider hatte so ein Stewardessengehabe drauf, mit dörflicher Eleganz, schwang den Turbo-Chef hin und her und dozierte: »Das besteht aus diesem und jenem, und so schraubt man den Chef auseinander und hier sind die Klingen …«
Dann aber war die Privatvorführung zu Ende. Weil ich weiter gelacht habe. Ziemlich laut. Tupper-Schneider packte den Chef zusammen, fragte pikiert: »Also, wie es aussieht, bleiben Sie bei Ihrem häuslichen Saustall?«
Ich nickte, sprechen konnte ich nicht.
So einen Turbo-Chef kannst Du, Sue, der Exchefin zum Abschied schenken. Denn ganz sicher wirst Du die Milchbar irgendwann einmal wieder besuchen. Als Gast. Vielleicht gibt’s ja auch was Getuppertes für den neuen Job! Herzlichen Glückwunsch dazu! Halt Dir den neuen Chef warm.
Und die Pflänzchen kommen? Vorsicht, dass sie nicht zu schnell in die Höhe schießen. Sonst wird das Ergebnis kümmerlich. Dann wirst Du endlich mal vernünftiger leben. Wie kann Frau so viel Eis fressen und dazu billigste Brause trinken?
Überleg lieber, was unsere geniale Josefa mit dem Spruch wohl gemeint hat:
Bisous von Betty Blue. 37,2 Grad am Morgen.
Die Küsschen können nur von ihr stammen. Ein Buch, ein Film, eine verstörende Liebe – wenn Du das liest oder Dir eine DVD holst, dann weißt Du, wie Liebe sein kann. Und nicht dieses Gebramsele mit Henrik und Frank. Was soll es denn werden? Bisschen Prick hier und bisschen Gekiller da? Da lob ich mir Josefa! Die holt jetzt Leidenschaft nach. Sonst wäre sie nicht auf Betty Blues’ Spuren!
Habt Ihr eigentlich auch den Papst gesehen? Als ich seine festlichen Gewänder sah, überlegte ich, was wohl passieren würde, wenn ein Mann im langen Kleid und mit großem Hut durchs Kaufhaus ginge?
Über den alltäglichen Wahn des Lebens nachdenkend,
grüßt die Gerda.
Von:
[email protected] An:
[email protected] ,
[email protected] Gesendet: Sonntag, 07. Oktober, 11:42 Uhr
Betreff: Oh là là!
Mesdames,
bien sûr: Je suis en France! Gerda hat es erraten: Natürlich wandle ich auf den Spuren von Philippe Djian. Unter anderem, denn es gibt ja den einen oder anderen Franzosen, der ganz wundervolle Dinge schreibt. Die Damen nicht zu