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Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Venusbrüstchen: Roman (German Edition)

Titel: Venusbrüstchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Detering , Silke Porath
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vor sich. Sehen Sie, es ist nebelig geworden, und auf der Autobahn wird’s noch nebeliger sein …«
    Endlich fand ich meine Sprache wieder.
    »Ich bin doch kein Hotel!«
    Meinen Einwand überging Hilberich. »Der Herbert, der Herr Wurz, muss ins Taubertal, nach Lauda.« Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, wo das lag und ob es das Taubertal überhaupt gibt. Nur mochte ich mich auch nicht blamieren. »Nur für eine Nacht«, sagte ich.
    Gott, wie die strahlten. Wie Verliebte. Hilberich konnte gar nicht mehr aufhören, sich zu freuen und zu reden. »Bitte – und ich kann auch übernachten, für mehr als eine Nacht? Ich zahle auch gleich die volle Miete.«
    Mädels, Miete kann ich gut gebrauchen. Ich dachte an meine Abstellkammer und wenn die gut bezahlt würde … Also lotste ich die Männer dahin, der Raum ist gar nicht mal so klein. Ich kramte einiges zusammen. Wie gut, dass ich eine Luftmatratze und ein zusammenrollbares Gästebett besitze.
    ***
    Heute früh standen sie in der Küche, zwischen den grässlichen Kartons, und guckten hungrig.
    Ich machte Frühstück, sagte: »Dazu lade ich Sie ein.« Und es wurde auch ganz lustig. Vor allem, weil ich daran dachte, dass dieser Wurz gleich abreisen würde. Obwohl er einiges zur Unterhaltung beitrug. Angenehmer Mensch – mit einer Spur schwarzem Humor. So etwas gefällt mir.
    Jetzt ist es Nachmittag. Herbert Wurz ist immer noch da. Ich meine, ich kann ihn ja nicht so grob rausschmeißen. Er und Hilberich machen gerade einen Spaziergang durchs Dorf. Was soll das werden?,
    fragt Gerda.
    P.S.: Da kommt gerade ein Suesches Mailchen herein.
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Freitag, 09. November, 19:19 Uhr
    Betreff: Ein Wurz und eine Wutz
    Ihr Lieben,
    was? Wie bitte? Der Wurzelsepp zieht bei Dir ein? Ich lach mich schief, Gerda, obwohl mir so überhaupt nicht zum Lachen ist. Erzähl ich gleich. Muss erst noch eine Runde heulen. Und ja, das Taubertal gibt es, ist so zwei Stündchen weg von hier. Oder? Mit Entfernungen kenne ich mich nicht so aus. Es gibt da aber guten Wein und ich kenne einen, der in der Gegend von Bad Mergentheim und Würzburg wohnt. Gib dem Wurz meine Adresse, ich brauche bis morgen um elf einen Mann.
    Warum? Wegen dieser Wutz von Exmann. Den habe ich heute gesehen, als ich aus lauter Langeweile die Friedrichstraße rauf und wieder runter gelaufen bin. Ich trau mich nicht, mir was zu kaufen, weil meine Finanzen ohne Arbeitgeber … ach, anderes Thema. Jedenfalls kam mein Ex aus dem Blumenladen. Ohne Blumen, aber mit breitestem Grinsen. Stürmt auf mich zu, breitet die Arme aus und will mich eben in dieselben schließen, als ich einen Schritt zurückspringe. Dabei bin ich gegen das Schaufenster des Schuhladens gedonnert (ausgerechnet) und hab mir dermaßen den Kopf angehauen, dass mir schwummerig wurde. Die Beule ist beachtlich, aber die ist mein kleinstes Problem.
    Schaut mal auf das Datum. Was ist übermorgen? Der 11. November. Der Elfte Elfte. Und was macht dieser Geizkragen von Ex? Er geht um 11 Uhr und 11 Minuten ins Standesamt – mit seiner Katharina oder Carina oder weiß ich es, die er seit 11 (!) Wochen kennt. Hat einen Sondertermin bekommen, weil doch Sonntag ist.
    Am liebsten hätte ich ihm direkt vor die Füße gespuckt. Stattdessen blubbert mein Mund automatisch was von »Toll« und »Herzlichen Glückwunsch«.
    Ich will das auch. Heiraten. Entweder morgen oder nächstes Jahr um 12 Uhr 12. Oder 13 Uhr 13.
    Von mir aus den Herrn Wurz. Oder den Hilberich. Der scheint zwar ein Geheimnis und nicht ganz alle Latten am Zaun zu haben – hat aber bald ein richtig schönes Haus.
    Eure Sue,
    wutschnaubend heute.
    Von: [email protected]
    An: [email protected] , [email protected]
    Gesendet: Montag, 12. November, 13:01 Uhr
    Betreff: Gäste, Polizei und Dr. Magerkorn
    Meine Lieben,
    ich finde es nicht besonders nett, dass keine ein Wort beziehungsweise eine Mail für mich übrig hat. Es sind doch Dinge geschehen, die ich nur Euch erzählen kann. Ich ginge auch lieber nach draußen. Es ist so warm wie im Frühling. Wenn man bedenkt, bald ist schon wieder Weihnachten!
    Vorweg: Nein, Sue, ich will nicht nach Schwaben. Trotz Einbauküche. Wenn ich umziehe, dann muss zumindest Wasser im Ort sein. Ein Fluss. Besser wäre die Nord- oder Ostsee. Da bin ich flexibel. Wer Zugereister in Schwaben ist, braucht ja vier Generationen, um überhaupt einmal gegrüßt zu werden. Und da ich das nicht mehr erlebe,

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