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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Herd.
    »Wann immer du willst.«
    »Und was soll ich in Sachen Harlan tun?«
    »Nichts. Nur abwarten. Es wird sich von selbst erledigen.«
    »Dein Wort in Leos Ohr«, sagte er.
    »Und was tun wir in Sachen Tattoomörder, nun, da du und ich Eingeweihte sind?«
    »Es ist nur ein Verdacht. Es kann nach wie vor ein Mann sein.«
    »Nichts? Nur abwarten? Bis zur nächsten Toten?«
    »Schlag was vor«, sagte Nick. Das Öl zischte. Die Pfanne war schneller heiß geworden, als er gedacht hatte. Er gab die gerührten Eier hinein und ließ sie kurz stocken.
    »Ein Lockvogel? Ich stelle mich zur Verfügung.«
    »Gott sei Dank eignest du dich nicht dazu. Die beiden letzten Toten waren dünner und jünger als du.«
    »Kann man einer Frau etwas Netteres sagen?«
    »Ganz abgesehen davon, an welche Ecke dieser Stadt wolltest du dich denn hinstellen, um zu locken?«
    »Hat die Kripo nichts eingekreist?«
    »Er scheint in allen Stadtteilen tätig zu sein.«
    Nick nahm die Pfanne und ging zum Tisch hinüber, um das Omelette auf Veras Teller gleiten zu lassen.
    »Du isst nichts?«
    »Kommt noch«, sagte Nick, »ich habe nur eine Pfanne. Falls Leo und ich wieder zusammenkommen, werde ich meinen Haushalt aufstocken.«
    »Ein F«, sagte Vera, »und sonst nur Punkt und Strich.«
    »Genau.«
    »Was könnte ihn gestört haben?«
    Nick zuckte die Achseln. »Seine Ehefrau?«, schlug er vor. »Er wäre nicht der erste Serienmörder, der Frau und Kinder zu Hause hat und anschließend den Fernseher anschaltet und die »Lustigen Musikanten« anguckt.«
    »Wir sind wieder beim männlichen Personalpronomen angekommen«, sagte Vera.
    »Die männliche Vorherrschaft.«
    »Vielleicht bewerten sie die Lippenstiftspur völlig über.«
    Nick seufzte. »Erzähl mir doch nochmal die Geschichte von Sisyphus«, sagte er.
    Nick wälzte sich im Schlaf. Hatte ihm ein Omelette jemals so schwer im Magen gelegen? Als läge der Stein des Sisyphus darin. Wirres Zeug, das er da träumte.
    Leo, die nackt aus einem Sumpf gekrochen kam und am ganzen Körper mit Lippenstift beschmiert war.
    Pit lag im Gras und rührte sich nicht. Schlief er nur?
    Wo war er selber? Nick hatte das Gefühl, anwesend zu sein, doch er konnte sich nicht finden in diesem Traumbild.
    Und doch kroch Leo auf ihn zu.
    Nick spürte die Anstrengung, auf sich aufmerksam zu machen. Obwohl er doch nicht da war, streckte er die Arme aus. Versuchte, sie beide zu fassen. Leo. Und Pit.
    Er wachte von einem Krampf auf, den er in der linken Wade hatte. Nicht in den Armen. Nick setzte die Füße vors Bett und stand vorsichtig auf und tapste über den Flur und in die Küche und dann zum Schlafzimmer zurück. Bei der vierten Runde ließ der Krampf endlich nach.
    Doch im Dunkeln stieß er gegen die Tüte Altpapier, die er am Abend noch im Flur bereitgestellt hatte. Er fluchte, als er das Licht anschaltete, um die Zeitungen aufzusammeln.
    Ein ziemlich schlechtes Foto von Pit mit Handy, der vor dem Darius stand, dort, wo ein Drogenkurier getötet worden war. Links neben Pit ein Schaukasten.
    Hatte die Bongo-Bar einen Schaukasten? Mit Bildern von Vera? Und Jef? Nick erinnerte sich nicht.
    Er war auch abgelenkt von einer anderen Zeitungsseite.
    Die Nahaufnahme eines alten Mannes, der aus irgendeiner Tür kam. Die der Gerichtsmedizin, dachte Nick.
    Er guckte lange in die Verzweiflung hinein, die das Gesicht des alten Mannes zeigte.
    Dann saß er noch eine Weile auf den harten Dielen vor seiner Wohnungstür und weinte. Das Wenigste, was er tun konnte.

Weinen um eine Tochter aus Georgien.
    Um eine Ophelia.
    Um die anderen Frauen.
    Keiner beschäftigt sich mit solch gewaltsamen Toden, ohne zu weinen. Wirr zu träumen. Sich um den Schlaf zu bringen.
    Keiner, der war wie Nick.
    Philip Perak hatte sich bis zum Sloman Haus fahren lassen, das gegenüber der Hochbahnstation Baumwall lag. Das Licht der untergehenden Sonne färbte die Wolken rot, die über den Hafen zogen. Perak ging zur Station hinüber.
    Wenigstens war sie die schönste Station der Stadt, mit einem Blick auf den Hafen und hinein in die Docks, in die auch um zehn Uhr abends noch die großen Schiffe fuhren.
    Perak blickte beunruhigt auf all die Schönheit. Er fröstelte, obwohl es warm war an diesem Abend im Juli.
    Noch war er allein auf dem Bahnsteig, in dem in acht Minuten wieder ein Zug einfahren würde. Vielleicht war sie in einem der Wagen. Vielleicht kam sie gar nicht. Ihn hatten Zweifel angefallen, seit er aus der Tür getreten war.
    Eine Frau näherte sich

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