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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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die Schlüssel und steckte sie dann in die Tasche seiner Hose.
    Dort hingen sie schwer. Perak holte sie wieder hervor und bog den Schlüsselring mit Hilfe des Brieföffners auf und entfernte den Klumpen Gold, der zu einem OP geformt war.
    Er atmete tief durch. Ein kleiner Befreiungsschlag. Wäre er doch in der Lage zu größeren. Einen Augenblick lang sah er sich die Möbel zerschlagen. Er hasste Mooreiche.
    Perak ließ die Schlüssel in der Hosentasche klimpern, als er zur Garage ging. Er war noch jung. Oft vergaß er das. Doch bei diesem Gang jetzt spürte er eine Leichtigkeit im Körper.
    Der Gedanke verdichtete sich in ihm, sein Leben ganz neu anzufangen. Die Saphirblaue tat ihm gut.
    Er öffnete das Garagentor. Auf den acht Stellplätzen stand nur einer dieser vulgären Maseratis und hinten in der Ecke die Daimlerlimousine. Der Anblick rührte ihn beinah.
    Vielleicht sollte er das Auto nicht so sehr mit seiner Mutter assoziieren. Er schloss auf und setzte sich hinein.
    Die Kühle der Ledersitze. Das glänzende Wurzelholz des Armaturenbretts. Er wäre geborgen darin, wenn er unten am Hafen stand und auf die Saphirblaue wartete. Gloria.
    Morgen, dachte Philip Perak. Vielleicht übermorgen. Er drehte den Zündschlüssel und wartete einen Moment lang bange darauf, dass der Motor ansprang.
    Das satte Geräusch des Daimlers. Perak atmete durch.
    Er schaltete den Motor ab, stieg aus und verschloss den Wagen. Nichts würde ihm im Wege stehen.
    Der Himmel färbte sich rötlich, als er nach Hause ging.
    Wenige Stunden noch, dann war dieser Tag vorbei.
    Der vierte Tag nach Gloria.
    Doch Philip Perak war nicht mehr niedergeschlagen.
    Es tat ihm gut, etwas vorzuhaben. Er hatte viel zu wenig vorgehabt in seinem Leben. Und ausgeführt.
    Selbst Ola Perak war friedlich im Schlaf gestorben.
    »Sieh jene Kraniche in großem Bogen«, las Harlan. Er hatte Mühe zu lesen, es war dunkel im Loft, und nur eine Kerze leuchtete auf dem Stehpult, an dem er stand.
    Er unterbrach und sah Leo strafend an. Sie wirkte schläfrig.
    »Bertolt Brecht«, sagte er. Leo nickte.
    »Hat es Sinn weiterzulesen? Hörst du zu?«
    »Ich hatte einen harten Tag.«
    »Die Wolken, welche ihnen beigegeben, zogen mit ihnen schon, als sie entflogen. Aus einem Leben in ein andres Leben.« Harlans Stimme hörte sich angestrengt an.
    Leo entglitt ihm. Es würde nicht mehr lange gut gehen.
    Ihm gelang auch kaum noch, Interesse zu heucheln für ihre harten Tage. Er hasste Banalitäten.
    Leos Leben schien ihm eine einzige Banalität zu sein.
    Er hatte sich getäuscht in ihr. Geglaubt, eine gute Gefolgsfrau zu finden. Eine Gläubige. Ein Gefühl von Verlust überkam ihn, wenn er daran dachte, mit welcher Intensität sie seinen Gedichten gelauscht hatte.
    »In gleicher Höhe und mit gleicher Eile scheinen sie alle beide nur daneben.« Harlan brach ab. Er verlor die Konzentration, zu sehr hingen seine Gedanken an Leo.
    Er hatte keine Schönere gehabt bisher. Das hielt ihn.
    Harlan dachte an die Sängerin, Vera, die nicht weniger schön war. Wenn auch anders. Ganz anders. Nichts für ihn.
    Zu sehr im Leben. Zu fest auf dem Boden.
    Leo schlief. Einen Augenblick lang dachte er darüber nach, wie es wäre, sie im Schlaf zu nehmen.
    Harlan schüttelte den Kopf. Er war kein Vergewaltiger.
    Er ließ sie auf dem Ledersofa liegen. Holte noch ein Plaid aus weichem Mohair, um sie zuzudecken.
    Vielleicht sollte er Leos Rolle ändern. Ihr nicht länger Gedichte vorlesen, sondern Sex mit ihr haben.
    Er ging zum Stehpult und nahm den silbernen Leuchter, um dann an Leos Seite zu treten und sie zu betrachten.
    Ja. Sie war schön. Er wollte nicht auf sie verzichten.
    Harlan ging zu dem großen Schrank, der in der hintersten Ecke des Loftes stand, und schloss ihn ab. Dann löschte er die Kerze und tastete sich im Dunkeln davon.
    Wo war er gewesen, als Margos Tochter neun Jahre alt war? Jef stand am Fenster und versuchte, sich zu erinnern.
    London tauchte vor ihm auf. Ein Jazzlokal in Soho. Er war nur als zweiter Pianist engagiert, durfte an den freien Tagen des ersten spielen. Jef dachte daran, wie mühevoll es gewesen war, sich über Wasser zu halten.
    Dass ihm gerade diese Formulierung einfiel.
    Jef ging zum Klavier und nahm den Brief des Notars, den er dort abgelegt hatte. Margos Tochter. Seine Halbschwester? Kind seines Vaters? Der schon tot war, als die Kleine ertrank.
    Jef sah das Ufer des Rheins vor sich, so wie es war unweit des Hauses. Hinter dem Garten. Weiden wuchsen dort.
    Die

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