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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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reißen.
    Kein langes Gespräch. Vera kam in die Küche zurück und sah so nachdenklich aus, dass Nick aufhörte, erleichtert zu sein.
    »Sie ist bei Harlan aufgewacht und weiß nicht, wie sie dahin gekommen ist.«
    »Vielleicht hat ihr einer was ins Glas getan«, sagte Anni.
    »War sie denn vorher schon mit ihm unterwegs?«, fragte Nick.
    »Leo sagt nein. Sie sei auf dem Weg zu mir gewesen und ist ihm dann vor seinem Haus in die Arme gefallen. Er wohnt wohl nicht weit von ihrem Büro.«
    »Kann ein Mensch denn so erschöpft sein, dass er sich nicht mehr erinnert?«
    »Dann müsste man wohl schlafwandeln.«
    »Vielleicht ist es nur eine Ausrede«, sagte Nick, der eine lange Leidensgeschichte mit Leos Ausreden hinter sich hatte.
    »Es soll mal hier einen gegeben haben, der den Frauen ein Tuch mit Chloroform aufgedrückt hat, um sie in sein Versteck zu schleppen und ihnen sonst was anzutun«, sagte Anni. Sie war gerade fertig geworden mit Kartoffelschälen. Wurde doch ein arg verspätetes Mittagessen.
    »Was heißt hier?«, fragte Vera.
    »In Hamburg. Hat alle in einen Bunker geschleppt. Gab ja noch genügend nach dem Krieg.«
    »Wann war denn das?«, fragte Nick.
    »Ich war noch ein ganz junges Ding.«
    Vera seufzte auf. »Das ist ja schon länger her«, sagte sie.
    »Deck du mal den Tisch«, sagte Anni.
    »Hat man ihn gekriegt?«, fragte Nick.
    »Nicht, dass ich wüsste. Hat ja auch keine was erzählen können, das die Polizei auf eine Spur gebracht hätte.«
    »Er hat sie getötet?«
    »Nein«, sagte Anni, »er ist von hinten gekommen und hat ihnen das Tuch auf die Nase gedrückt, und wenn sie dann wieder aufwachten, lagen sie in einem Bunker, und nur ein paar Ratten waren noch da.«
    »Hast du nicht mal eine Geschichte von einem Mann erzählt, der seinen Opfern mit einer heißen Nadel Male einstickte?«
    »Anni ist voller guter Geschichten«, sagte Vera.
    »Das hab ich dann bei einer Kollegin gesehen, mit der ich am Lütjensee baden war«,sagte Anni, »die hatte so ein Mal. Der Kerl mit dem Chloroform war noch früher.«
    »Und Leo ist nun das Opfer eines Nachahmers?«
    »Ich halte das Ganze für eine Schutzbehauptung von Leo«, sagte Nick und klang bitter. »Dieser Harlan rief an, und sie
    wollte nicht nein sagen. Leo ist nicht ohnmächtig in seine Arme gefallen, sondern kam mit offenen Armen an.«
    Anni nahm eine Gabel und stach in die Kartoffeln. »Gleich gibt's Essen, Kinder«, sagte sie.
    »Leo soll heute Abend kommen«, sagte Vera, »vielleicht gelingt es uns ja diesmal.«
    »Singst du heute nicht?«, fragte Nick.
    »Morgen erst wieder. Dann speziell für dich.«
    Anni fasste ihre Dauerwelle an. Noch schön fest. Aber bald musste sie auch mal in die Bar zu Vera. Sonst war die ganze Pracht perdu.
    Einen Augenblick dachte er dar an, das Eis in der großen Kristallschale von unten zu beleuchten. Doch schmolz es dann nicht schneller? Perak entschied, auf diesen Effekt zu verzichten. Es war mühsam gewesen, all die Eiswürfel zu zerstoßen, die der Kühlschrank hergegeben hatte.
    Kurz vor zweiundzwanzig Uhr ging Philip Perak ein letztes Mal durch die Räume, um sein Werk zu betrachten.
    Dutzende weiße Lilien waren auf die Vasen verteilt und dufteten so schwer, dass es der Saphirblauen hoffentlich nicht den Appetit auf Kaviar verschlug.
    Vielleicht hätte er doch die Callas mit den geheimnisvollen Trichterblüten wählen sollen. Er nahm die Vase, die auf dem Flügel stand, und stellte sie weiter weg, damit ihr Duft den Kaviar nicht störe. Eine Kilodose des besten Beluga prunkte auf dem Eis, Perlmuttlöffellagen bereit, um sich hineinzugraben in die grauen Perlen.
    Er hoffte, Gloria schätzte Kaviar.
    Für den schlimmen Fall, dass sie es nicht tat, hatte er Hummerkrabbenschwänze in feinster Cocktailsauce im Kühlschrank bereit stehen. Vom Dom Pérignon standen Flaschen in Kühlern bereit. Sie hatte diesen Champagner doch gerne getrunken beim letzten Mal. Oder?
    Perak verdrängte die Erinnerung an das Gekrümel im zerbrochenen Glas. Wenn er daran dachte, nannte er es Weinstein. Das Salz der Weinsäure. Warum nicht?
    Andere Erinnerungen hatte er kaum noch an den ersten Abend mit der Saphirblauen. Außer, dass der ein Rausch gewesen war und er im Rausche.
    Er sollte behutsamer trinken heute.
    Philip Perak trat vor den großen Spiegel in der Diele und blickte prüfend hinein. Vielleicht würde sie sich wundern, dass er so förmlich angezogen war. Im dreiteiligen Anzug aus tasmanischer Merinowolle.
    Schließlich war

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