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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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denke ich, dass ich ihn liebe.«
    »Wann denkst du das?«
    Leo hob die Schultern. »Er ist so besonders«, sagte sie, »Nick kommt mir dagegen wie der gute Kumpel vor.«
    »Das ist er auch«, sagte Vera, »aber nicht nur.«
    »Vielleicht wärst du die bessere Frau für Nick.«
    Vera lächelte. »Ich habe Jef«, sagte sie.
    Es tat ihr ungeheuer gut, das zu sagen.
    Perak wachte in seinem Bett auf. Er war nackt und glücklich. Dabei lag er allein im hellen Licht eines neuen schöneren Tages, das durch das Fenster seines Schlafzimmers fiel.
    Er hatte vergessen, die Vorhänge zu schließen.
    Doch das war alles, was er vergessen hatte.
    Sein Kopf war klar. Er erinnerte sich an jede Einzelheit.
    War er je glücklicher gewesen?
    Perak hob den Kopf aus den Kissen und blickte zu seinem Nachttisch, an dessen Lampe ein Kunstdruck lehnte, den die Saphirblaue ihm aus London mitgebracht hatte.
    The Beguiling of Merlin. Edward Burne-Jones.
    Eine blau gekleidete Frau, die einen blau gekleideten Mann betörte. Stand Beguiling für Betörung?
    Philip Perak war ein gebildeter Mann. Er hatte Tage und Monate seiner Kindheit und Jugend in Museen und Theatern verbracht, an der Seite Ola Peraks. Oft genug in Londoner Museen und Theatern. Er sprach ein gepflegtes Englisch.
    Beguiling. Verlockung. Verleitung. Täuschung.
    Er blieb bei Betörung, als er das Bild betrachtete.
    Die Saphirblaue hatte ihn betört. Verwöhnt. Ihm seinen Körper gezeigt. Sie selbst blieb noch verborgen unter der blauen Seide des engen Kleides, dessen Farbe die ihrer Augen so betonte. Gloria war eine Frau, die bei aller Sinnlichkeit die Kunst des Sichaufbewahrens beherrschte.
    Das nächste Mal. Sie hatte es ihm versprochen.
    Dann durfte er sie nackt sehen.
    Warum alles gleich auf einmal haben, wenn die Freuden und das Glück sich in diese herrlichen Portionen teilen ließen.
    Philip Perak stand auf und tat, was er nie vorher getan hatte, er ging über den Flur und in den Salon, ohne sich in einen Morgenmantel zu hüllen, kaum, dass er aus dem Bett gestiegen war. Er genoss seinen unbedeckten Körper.
    Hatte Gloria nicht Wunder gewirkt?
    Perak hob das Plaid, das in lässiger Unordnung auf dem Sofa lag. Sie hatte es gefunden, das schwere Armband aus Platin, das seine Mutter täglich getragen hatte. Sollte sie es haben, obwohl er das kostbarste der ausgelegten Stücke eigentlich als Belohnung fürs Vögeln vorgesehen hatte.
    So weit war es noch nicht gekommen.
    Gloria hatte auch die anderen Schmuckstücke entdeckt, nicht einmal die Granatohrringe waren noch da, die er für außergewöhnlich gut versteckt gehalten hatte.
    Sie liebte eben die schönen Dinge. Das Besondere.
    Eine kleptomane Kunsthändlerin. Perak lächelte.
    In der Kristallschale war das Eis längst zu Wasser geworden.
    Ein paar der grauen persischen Perlen schwammen darin.
    Die noch halb volle Dose Kaviar hatte Gloria eigenhändig in den Kühlschrank gestellt. Sie ehrte das Gute.
    Perak nahm eine getrocknete Toastscheibe vom Flügel und zwei leere Champagnerflaschen aus den Kühlern.
    Vielleicht sollte er doch etwas anziehen. Keine Tasche, in die er Stanniol und Korken hätte tun können.
    Er trug Toast und Flaschen in die Küche und sah den Fensterputzer im Haus gegenüber. Perak lief rot an.
    Er floh in den Flur und ins Schlafzimmer und griff seinen Morgenmantel. Nein. So souverän war er nicht. Wollte es auch gar nicht sein. Philip Perak kriegte eine Gänsehaut bei dem Gedanken, dass ein Mann ihn nackt sehen könnte.
    Das hätte er nicht einmal Vic erlaubt.
    The Beguiling of Merlin. Ein wenig düster sah er aus, dieser Merlin. Kam er der Saphirblauen so vor? Perak, der Düstere?
    Er zog eine feste Schleife in das Band des Morgenmantels, ehe er in den Salon zurückkehrte.
    Den Zettel an sich nehmen, der auf dem Schreibtisch lag.
    Am besten war es wohl, Glorias Telefonnummer auswendig zu lernen. Er hatte neben ihr gestanden, als sie in ihrer kühnen großen Schrift die Ziffern niederschrieb.
    Ihr dabei über die Schulter geguckt, als stünden sie auf dem Standesamt und dieses sei ihr Jawort, das sie schriftlich hinterließ. Seinen Montblanc hatte sie benutzt.
    Er war noch da. Vielleicht galt ihre Kleptomanie einzig den kostbaren Schmuckstücken, und alles andere ließ sie liegen.
    Der Zettel lag nicht mehr da.
    Perak tastete den Schreibtisch ab wie ein Blinder. Er hatte Mühe, nicht gleich hysterisch zu werden. Er kroch auf dem Boden herum und prüfte jedes einzelne Möbelstück.
    Hatte er ihn denn schon

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