Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
Vom Netzwerk:
miteinander geschlafen hatten.
    Harlan stand schon wieder im Brokatmantel da, während sie noch nackt auf dem Teppich lag.
    »Zieh dich an. Ich habe einen Imbiss vorbereitet.«
    Leo aß die Sandwiches mit Truthahn und Avocado.
    Harlan trank nur von dem grünen Tee.
    »Du bist schön«, sagte er, »ich habe es gewusst.«
    Er klang zufrieden. Ein Sammler, der ein schönes Objekt erworben hatte. Er lächelte sie an.
    »Ist das jetzt eine echte Beziehung?«, fragte Leo.
    Sein Lächeln vertiefte sich.
    »Hast du Zweifel?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Leo. Sie hatte Zweifel.
    Der Zwang, den Zettel zu suchen, kam täglich über ihn wie ein Fieberschub. Perak suchte in allen Zimmern. Er suchte in Kästen und Kartons, deren Deckel er seit Ewigkeiten nicht gehoben hatte. Ihm entging kein Stäubchen.
    Den Zettel fand er nicht.
    Am Ende jeder Suche saß er in seinem Salon und quälte sich ob seiner Nachlässigkeit. Die einzige Erklärung, die er fand, war, dass er ihn schon in jener Nacht verloren hatte.
    Beim Bereiten einer weiteren Portion Kaviar vielleicht. Beim Öffnen einer Champagnerflasche. Um ihn dann mit Korken und Servietten versehentlich zu entsorgen.
    Er ließ keinen Zweifel an der Saphirblauen zu.
    Zweimal fuhr er zu dem Parkplatz nahe der Überseebrücke.
    Der Aston Martin stand nicht da.
    Perak kehrte nach Hause zurück, das kleine Kuvert in der Tasche, das immer dringlichere Worte enthielt. Er flehte.
    So nah dem Glück. So nah der Vollkommenheit. Er fasste es nicht, allein zurückzubleiben.
    Nachts lag er wach und war ohne Hoffnung.
    Hörte ganz schwach die Schläge der Uhr, die von nebenan kamen. Nur der Gedanke an Vera ließ ihn dann nicht völlig verzweifeln. Als habe er sie noch in petto.
    Am Morgen nach einer solchen Nacht stand er in der Küche und guckte in den schwarzen Koffer aus Kunststoff hinein, der vor ihm auf der Anrichte lag. Silberglänzender Stahl. Zangen. Schraubenzieher. Ein lächerliches Spielzeug, das er sich da angeschafft hatte. Philip Perak, der Praktische.
    Der Mann der Tat. Wann würde er endlich aufhören, sich seiner Mutter beweisen zu wollen. Beweisen, das Gegenteil des Mannes zu sein, den sie in ihm zu erkennen glaubte.
    Homosexuell. Nicht fähig, sich dem Leben zu stellen.
    Nur sein Klavierspiel hatte sie anerkannt.
    Solange er nicht Stardust spielte.
    Wie sehr musste seine Mutter Männer gehasst haben.
    Sein Vater war ein Geheimnis geblieben.
    Perak hatte nur einmal gewagt, nach ihm zu fragen.
    Er strich über die kühlen Werkzeuge und überlegte, ob es ihn wohl erleichtern würde, die Mooreichenmöbel auseinander zu nehmen. Um sie Teil für Teil zu zerkleinern.
    Philip Perak trug den schwarzen Koffer in den Salon und schloss die Zimmertür hinter sich. Er hielt den größten der Schraubenzieher in der Hand, als sich die Tür öffnete.
    Perak ließ das Werkzeug sinken.
    Er hatte vergessen, dass heute seine Putzfrau kam.
    Nun konnte er nur auf die Post hoffen, auf ein kleines blaues Kuvert mit einer eleganten, fast kunstvollen Schrift, um Erlösung zu finden. Philip Perak atmete tief ein.
    Glaubte beinah, ihr Parfüm zu riechen.
    Vera kaufte ein Negligé, das geeignet gewesen wäre, den Tanz der sieben Schleier darin zu tanzen.
    Nelly Lichte liebte Teile, die verhüllten, weichzeichneten und doch transparent waren. Das Negligé war austerngrau.
    Das gab ihm eine Spur Seriosität, fand Vera.
    Anni empörte sich über das Hochzeitsgeschenk.
    Gut, Nelly bedurfte keines zwölfteiligen Kaffeeservices mehr, doch dieses Nichts aus Chiffon war einfach anrüchig.
    »Wer wird Edouard sein«, sagte Vera, »im schlimmsten Falle ein Gigolo, im besten ein Fabrikant im Ruhestand, der sexuell zu kurz gekommen ist. Ihm wird das Negligé gefallen.«
    Anni drückte das Bügeleisen auf ein Nachthemd aus weißem Batist mit Lochstickerei, das ungleich solider war. Doch sie musste zugeben, dass Vera es weniger im Bett trug. Eher als Kleid für heiße Tage. Die schienen endgültig vorbei.
    »Wirst du nach Nizza fahren?«, fragte Anni und klang grollig.
    »Du siehst doch, dass ich einen Karton suche, der den internationalen Postverkehr zufrieden stellt«, sagte Vera.
    »Wirst du deiner Mutter Jef nicht vorstellen?«
    »Es eilt nicht. Lass Nelly und Edouard erst mal die nötige Basis für ein langes gemeinsames Leben gefunden haben.«
    »Glaubst du, dass sie Jef schöne Augen macht?«
    Vera lächelte. »Ich bin sicher, er ist davor gefeit«, sagte sie.
    Anni hatte ihre Zweifel. Sie sah Nelly immer noch als

Weitere Kostenlose Bücher