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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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diesem Tag.
    Pit brachte den neuen Schirm am nächsten Abend vorbei. Ein schwarzer Stockschirm mit fiberglasverstärktem Gestänge und einem ergonomisch geformten Griff aus edlem Holz.
    Das Logo eines Herstellers von Luxusautos störte kaum.
    »Habt ihr den beschlagnahmt?«, fragte Nick.
    »Kummer hat ihn mir besorgt«, sagte Gernhardt, »die Dame seines Herzens hatte eine Autogeschichte in ihrem Blatt.«
    Nick kannte das Blatt. Seine verflossene Verlobte Leo hatte dort als Klatschelse gearbeitet und tat es immer noch von Los Angeles aus.
    »Ich erkenne deine gute Absicht«, sagte Nick.
    Er fuhr einen gebrauchten Golf. Ob er der richtige Träger dieses Schirms war, ließ sich bezweifeln. Schließlich war über Schein und Sein seine Verlobung entzweigegangen. Oder gab es andere Gründe?
    »Ich habe auch noch eine Antwort auf deine Frage«, sagte Pit.
    Er zog einen gefalteten Zettel aus der Brusttasche seines Hemdes.
    Nick stellte Gläser auf den Lindentisch. Holte eine Flasche Veltliner aus dem Kühlschrank. Er wollte einen Korkenzieher aus der Schublade holen. Doch dann sah er den Drehverschluss.
    »Ich vermisse die guten alten Korken«, sagte er.
    »Der Kork hat uns den Wein oft genug verdorben.«
    »Ich ziehe trotzdem einen echten Korken vor«, knurrte Nick.
    »Du suchst nur einen Nebenkriegsschauplatz«, sagte Pit.
    Nick füllte die Gläser und stellte eine Schale Cashewnüsse hin. Die hatten genügend fette Kalorien, um den Herrn Hauptkommissar nicht von einem Glas betrunken werden zu lassen.
    »Er ist eingereist«, sagte Pit. »Die Freunde am Flughafen haben es mir heute Vormittag gemailt. Am 21. April. Aus Kapstadt kommend.«
    »Also doch«, sagte Nick.
    »Dora hat mir von dem Mann am Kindergartentor erzählt«, sagte Pit. »Das ist nicht euer Perak. Das passt nicht ins Bild.«
    »Ich glaube das auch nicht«, sagte Nick.
    Sie hoben die Gläser und guckten einander an.
    »Glaubst du, dass Gefahr von ihm ausgeht?«, fragte Nick.
    »Ich nehme an, dass er ein Psychopath geblieben ist«, sagte Pit. »Er wird sich zu zähmen versuchen. In die geschlossene Abteilung will er sicher nicht mehr. ob er eine Gefahr für Vera ist? Keine Ahnung.«
    Nick dachte an das Loch in Veras Tür, das Philip Perak mit dem Schraubenzieher gestoßen hatte. An die Amokfahrt des Daimlers.
    »Wir können nur versuchen, die Augen aufzuhalten«, sagte Pit.
    »We never sleep«, sagte Nick. Das Logo der Chicagoer Detektei Pinkerton fiel ihm ein. Ein wachsames Auge mitten im Firmenzeichen.
    »Pinkerton ist längst an die Schweden verkauft«, sagte Pit.
    Nick nahm die Flasche ohne Korken und schenkte nach.
    »Nichts ist mehr, wie es war«, sagte er.
    Perak hasste die Färberei. Doch er würde sie niemals einem Friseur anvertrauen. Das Einzige, was er gern tat, war, die durchsichtigen Handschuhe über seine langen schmalen Hände zu ziehen.
    Ein leichtes Kribbeln am Kreuzbein empfand er dabei.
    Er stand in dem granitschwarzen Bad, das er höchstpersönlich mit einem Schwamm und Essigreiniger behandelt hatte, und verrührte den Inhalt der Tube mit dem Inhalt der Entwicklerflasche. Deep Black. Hundertprozentige Graukaschierung. Er tauchte den Pinsel ein.
    Das herauswachsende graue Haar hatte er erst vorgestern Abend wahrgenommen, als er vor dem Spiegel einer Parfümerie stand.
    Diese Spiegel waren ein böser Hinterhalt. Dazu angebracht, eigene Unzulänglichkeiten zu entdecken. In den Laden zu stürzen und sich mit Hilfsmitteln zu versorgen.
    Gut, dass Vera ihn noch nicht gesehen hatte. Nur dieses junge Huhn, das ihm vor ihrer Tür begegnete. Brachte man Kinder zu Vera?
    Hatte sie eine Patenschaft übernommen?
    In Kapstadt war das sehr verbreitet gewesen.
    Er war gerade dabei, die letzte Farbe auf den Ansatz an der Stirn aufzutragen, als das Telefon klingelte.
    Er zuckte nur leicht, dennoch fiel ihm Farbe auf die Braue. Er versuchte vergeblich, das Klingeln zu ignorieren. Schließlich ließ er den Pinsel in die Anmischschale fallen und fluchte dabei.
    Als er das Telefon auf dem Flügel fand, war bereits das Handtuch beschmutzt, das er sich um die Schultern gelegt hatte. Er hätte fast aufgelegt, als er die Stimme der Anley hörte. Doch er war zu neugierig, was sie zu seinem letzten Auftritt zu sagen hatte. Vielleicht wollte sie sich für das dummdreiste Benehmen dieses Dienstmädchens entschuldigen und für ihr eigenes dazu.
    »Einen Augenblick«, gelang ihm einzuwerfen, als ihre Tirade begann.
    Er nahm das Telefon und ging ins Bad zurück, um den

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