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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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war zu beschäftigt mit dem Bild, das Gernhardt aus der Tasche gezogen hatte. Die Gorska mit Perücke.
    Das Kopfschütteln kam spät.
    Zu spät fand Gernhardt.
    Philip Perak hatte auch die zweite Haushaltshilfe abgelehnt. Die dicke Blonde hatte ihm auf den ersten Blick gar nicht schlecht gefallen, ein anderes Deodorant, und sie wäre zu ertragen gewesen.
    Doch dann hatte sie die Noten zu Bartóks »Tagebuch einer Fliege« auf dem Flügel liegen gesehen und zu kichern angefangen.
    »Sieht aus wie Hühnerkacke«, hatte sie gesagt, »so was spielen Sie?«
    Vielleicht wäre das noch zu retten gewesen, der Geschmack eines Dienstmädchens, doch dann gackerte auch Katja Anley hysterisch.
    So leicht wollte er es der Dame nicht machen, die glaubte, an ihr sei eine Künstlerin der Innendekoration verlorengegangen.
    Er hatte die albernen Weiber ins Entree geführt und die Tür geschlossen, kaum dass sie ihre Hacken vor die Tür setzten.
    Seitdem hatte er nichts mehr von der Anley gehört.
    Perak stand auf der Terrasse und hielt Abstand zur Balustrade.
    Auch in Kapstadt hatte er das stets getan. Nie war die Beklemmung überwunden worden. Er hoch oben. Der tosende Atlantik unten.
    Die Höhenangst, die ihn Jahrzehnte begleitet hatte, war nicht vergessen. Ob die Kästen mit den Buchsbaumquadern daran etwas ändern konnten, glaubte er kaum. Auch eine Idee von der Anley.
    Als könne man nicht mit den Kästen in die Tiefe stürzen. Sie gäben einem Fallenden nicht den geringsten Halt. Im Grunde brauchte er die hohen Mauern einer Burg um sich. Dazu den Blick auf die Alster.
    Er sollte die Anley anrufen und sie herbefehlen, um das Bad zu putzen. Diesen Albtraum aus schwarzem Granit. Stumpf von den Wassertrapfen.
    Er könnte drohen, den letzten Teil des Geldes zurückzuhalten.
    Keine einzige bequeme Sitzgelegenheit im Haus.
    Das Gewhirle in der Wanne ließ sich nicht abstellen.
    Philip Perak dachte sich in den Zorn hinein auf seiner Terrasse.
    Dabei fing es gerade an, sich aufzuklären. Er blickte zum Himmel.
    Dieser stündliche Wetterwechsel machte ihm zu schaffen. Den hatte es in Kapstadt nicht gegeben.
    Vera war er keinen Schritt nähergekommen.
    Diese Heimkehr drohte ein Fiasko zu werden.
    Nein. Kein Fiasko. Ein Ödland, in dem er anfing, auszudörren.
    Ihm war klar, dass er handeln musste.
    Lennis und Johanns Mütter waren gelassen gewesen. Junge Frauen, auf die noch kein Schatten gefallen war. Einem gütigen Schicksal vertrauend oder dem lieben Gott. Vera hatte nicht beharren wollen auf einer Gefahr.
    Ein Auge wollten sie darauf haben. Wachsam sein.
    Das war das Fazit der kleinen Konferenz.
    Nicholas, Lenni und Johann hatten gespielt, während die Mütter um Veras Küchentisch saßen. Behütete Kinder. Ein glückliches Getto.
    Vera war keine Panikmacherin. Doch irgendwas klang in ihr.
    Keiner sollte ihr noch einmal vor seiner Zeit verlorengehen. Zu viel war passiert in den letzten Jahren.
    Sie hatten Erdbeerkuchen gegessen. Den ersten der Saison. Anni hielt sich an die regionalen Vorgaben der Jahreszeiten. Danach hatte es einen Sekt gegeben. Crémant de Bourgogne.
    Die drei Frauen waren heiter auseinandergegangen.
    »Ich habe vorhin einen getroffen, der sah aus wie Dracula«, sagte Lennis Mutter zum Abschied und lachte, »ein sehr gutaussehender Graf Dracula.«
    »Wo hast du ihn getroffen?«, fragte Vera.
    »Vor deiner Tür«, sagte Lennis Mutter, »ich dachte, er wolle das Haus streicheln. Vielleicht ein Verehrer von dir.«
    Vera stand im Flur und blickte in den Spiegel, dem vieles zu verbergen gelang. Den Schrecken in ihrem Gesicht verbarg er nicht. Vera zögerte, in die Küche zurückzugehen. Zu Anni. Zu dem Kleinen.
    Wäre Engelenburg doch da, sie könnte bei ihm klingeln. Kurz in den Flur hineinrufen, dass sie noch einmal zu Jan ginge. Sich bei Engelenburg das Bild von der Seele reden, das da beschworen worden war. Dracula. Hatten sie ihn nicht so genannt?
    Vera hatte kaum einen Zweifel, dass Philip Perak zurück war.
    Ließ sich ein Psychopath heilen?
    War er geheilt von dem Wahn, Vera zu lieben?
    Um jeden Preis zu lieben?
    Um den Preis, zu zerstören, was ihm im Wege stand?
    Peraks Stimme gellte ihr noch im Ohr. Die Stimme, die sein Verlangen nach ihr hinaus schrie. Gesehen hatte sie ihn nicht an jenem Abend im Oktober, als sie auf der Straße kniete. Nur Anni hatte sie gesehen, in deren Armen Jef gerade gestorben war. Den toten Jef sah sie, dessen Hand sie dann hielt. Annis Einkäufe, die auf der Straße verteilt

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