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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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warf ihm einen gespielt leidenden Blick zu. „Du weißt, wie neugierig sie ist.“
    Er verdrehte die Augen und begann, die Lymphdrüsen an meinem Hals abzutasten. „Du musst mir nicht sagen, wie hartnäckig sie sein kann, wenn es um das Wohlergehen der Menschen geht, die sie liebt.“ Er fühlte meinen Puls. „Wie lange hast du dich schon selbst abgeführt?“
    „Abgeführt?“ Ich war verwirrt. Bulimie hatte mich noch nie interessiert. Wenn es um Gewichtskontrolle geht, war ich schon immer ein strenger Verfechter der Einstellung: Iss alles, was in Reichweite ist, und treibe zum Ausgleich Sport wie eine Irre.
    „Dich dessen erleichtert, was du gegessen hast. Dich übergeben“, klärte er mich auf.
    „Oh, das habe ich ganz gewiss nicht absichtlich gemacht.“
    „Natürlich nicht!“
    Er hielt mit seiner Untersuchung inne und sah mich schockiert an.
    Ich spürte eine sarkastische Bemerkung an meinen Lippen zupfen, doch das, was für meine Freunde aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert normal wäre, war für ihn schockierend. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber manchmal vergesse ich, dass ich nicht mehr in einer Welt lebe, in der das Schönheitsideal von magersüchtigen Models mit künstlichen Brüsten bestimmt wird.
    „Übergeben tue ich mich erst seit etwas mehr als einer Woche, aber das Gefühl, spucken zu müssen, begleitet mich schon seit drei Wochen.“ Bevor er seiner Verwirrung Ausdruck verleihen konnte, fügte ich hinzu: „Zu spucken ist sich übergeben.“
    „Spucken“, wiederholte er nachdenklich, während er die große Ledertasche öffnete, die er ständig bei sich trug. „Das ist ein interessanter Ausdruck.“
    Wir lächelten einander an.
    „Hast du noch andere Symptome außer deinem verstimmten Magen?“, wollte er wissen.
    „Nun ja“, sagte ich zögernd. „Ich fühle mich ein wenig seltsam und deprimiert und bin ungewohnt schreckhaft.“ Ich nahm an, dass diese Beschreibung alles einschloss, von meinen völlig außer Kontrolle geratenen Gefühlen bis zu den Halluzinationen in der vergangenen Nacht.
    Er tätschelte meinen Arm und zog ein langes, trichterförmiges Objekt aus seiner Tasche, das aus Bastelpapier gemacht zu sein schien.
    „Bitte setz dich gerade hin und atme tief ein und aus“, sagte er.
    Ich gehorchte, und er nutzte den Trichter als eine Art Stethoskop, mit dem er mich abhörte.
    Er schien zufrieden mit dem, was er hörte, denn er packte den Trichter weg und machte mit seiner Untersuchung weiter. Vorsichtig drückte er hier und da, schaute sich meinen Körper von oben bis unten und von außen und innen an. Er fragte mich alles Mögliche, angefangen bei den Blumenarten, die meine Mädchen für die Arrangements in meinen Räumen verwendeten, bis hin zur Häufigkeit meines Stuhlgangs.
    Endlich war er fertig. Er klopfte meine nervös gefalteten Hände und fing an: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass du ...“
    „Ein Gehirntumor!“ Mein Magen hob sich, und ich spürte, wie meine Handflächen feucht wurden.
    Carolan gluckste. „Du hast keinen Tumor, Rhea, aber es stimmt, es wächst etwas in deinem Körper, das vor ein paar Wochen noch nicht da war.“
    Seine Augen funkelten, und ich hätte ihn am liebsten gewürgt, bis sie ihm aus dem Kopf gefallen wären.
    „Ein verdammtes Aneurysma. Ich hab’s gewusst. Irgendwie bin ich radioaktiver Strahlung ausgesetzt gewesen, als Rhiannon, diese Schlange, den Platz mit mir getauscht hat.“ Ich ließ mich in den Stapel Kissen sinken und versuchte vergeblich, meine Augen davon abzuhalten, sich mit Wasser zu füllen.
    „Bei der Göttin, Rhea, wirst du mir jetzt zuhören?“ Carolan klang frustriert, aber auch leicht belustigt. „Du stirbst nicht. Du bist nicht krank. Du bist, Gott sei Dank, einfach nur schwanger.“
    „Ich bin ... ich bin ... ich bin ...“
    „Ich schätze, dass die Geburt im Frühling ansteht.“
    „Ein Baby?“ Ich merkte, dass ich wie der letzte Depp klang, aber mein Gehirn war im wahrsten Sinne des Wortes zu Brei geworden.
    „Das zumindest ist meine sachkundige Diagnose.“ Er lächelte, während er seine Instrumente zusammensammelte und in seiner Tasche verstaute. „Ein Mädchen“, fügte er hinzu.
    „Ein Mädchen? Woher weißt du das?“ Meine Hände lösten sich voneinander und glitten wie von selbst zu meinem täuschend normal aussehenden Bauch hinunter.
    „Die Erstgeborene von Eponas Auserwählter ist immer ein Mädchen. Das ist ein Geschenk unserer Göttin an dich und dein Volk.“
    Ich war

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