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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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bestimmtes Möbelstück
stammte.
    Rasmus
zuckte mit den Achseln. „Ich schätze mal, dass sich Naturwerksteine anderswo
viel billiger abbauen lassen, zum Beispiel in Asien. Jetzt ist der Steinbruch
wohl schon seit dreißig Jahren stillgelegt. Soweit ich weiß, gab es mal die
Idee, ihn als Mülldeponie zu nutzen, aber das war aus irgendwelchen rechtlichen
Gründen nicht möglich.“
    „Ah.“
Ich las einen Brocken vom Boden auf, drehte ihn zwischen den Fingern und
betrachtete ihn mit geheucheltem Interesse, so als könnte er sich jeden
Augenblick in Gold verwandeln. Als Rasmus ein leises Geräusch von sich gab,
blickte ich irritiert zu ihm hinüber und bemerkte, dass er zum ersten Mal an
diesem Abend lachte. Er nahm mir ohne Umschweife den Stein aus der Hand und
warf ihn achtlos über die Schulter.
    „Siehst
du diese Plattform auf halber Höhe?“, fragte er mich und deutete nach oben.
„Von dort hat man einen ganz guten Ausblick. Los, da wollen wir jetzt mal
hinauf!“
    Ich
legte den Kopf in den Nacken und entdeckte eine breite Stufe im Fels. In der
Wand dahinter erkannte ich eine knapp mannshohe, ovale Öffnung, durch die man
vermutlich in eine kleine Höhle gelangte. Für mich sah sie allerdings so aus
wie ein dunkles Auge, das mich bedrohlich von weit, weit oben her anglotzte.
    „Da
hinauf?“ , wiederholte ich und bemerkte zu spät, dass sich
meine Stimme so anhörte, als hätte Rasmus mir eine monströse Spinne zum Verzehr
angeboten.
    „Ja,
wieso nicht? Oder hast du Höhenangst?“
    „Aber
nein“, winkte ich lässig ab – was streng genommen nicht einmal gelogen war. Vor
der Höhe an sich hatte ich tatsächlich keine Angst, sehr wohl jedoch davor, in
die Tiefe zu stürzen. Oder davor, dass mir ein Felsbrocken auf den Kopf fiel.
    „Du
sollst ja nicht direkt die Steilwand hinaufklettern“, drängte Rasmus. „Es gibt
einen kleinen Pfad am seitlichen Hang, da ist es eigentlich recht einfach.“
Jetzt, da er diesen Plan gefasst hatte, wirkte er auf einmal merkwürdig
aufgekratzt. Er wartete meine Antwort gar nicht ab, sondern machte sich sofort
auf den Weg, wobei er sich trittsicher über das Geröll bewegte. Leise vor mich
hin schimpfend und vermutlich etwas weniger elegant stapfte ich hinterher.
    Anfangs
war es wirklich nicht allzu schwierig, dem Pfad zu folgen, da dieser zunächst
noch relativ sanft anstieg. Nach und nach verwandelte er sich allerdings in
einen schmalen Steg, der schließlich so steil bergauf führte, dass ich
sicherheitshalber meine Hände zu Hilfe nahm. Bald kroch ich den Weg eher in
gebückter Haltung entlang als dass ich ging (und wenn ich an meinen kurzen Rock
dachte, war ich froh, dass Rasmus nicht hinter mir war). Zu allem Überfluss kam
ein kühler Wind auf, der meine nackten Beine mit Gänsehaut überzog und mich zum
Zittern brachte. Trotz allem geriet ich jedoch nicht in Panik: Als ich es
einmal wagte, den Blick vom Boden zu heben und nach vorne zu sehen, bemerkte
ich nämlich, dass Rasmus sich alle paar Sekunden nach mir umdrehte. Dabei
streckte er die Hand in meine Richtung, als wüsste er von meinem
„Koordinationsproblem“. Ich ignorierte diese angebotene Hilfestellung zwar
würdevoll, aber es war immerhin schön zu wissen, dass es ihm nicht völlig
gleichgültig war, ob ich wie ein überreifer Apfel in die Tiefe plumpste.
    Später
vermochte ich überhaupt nicht abzuschätzen, wie lange wir für den Aufstieg
gebraucht hatten; gemessen an der Menge von Angstschweiß, die in dieser Zeit
meinen Rücken hinabgerieselt war, konnte es gut und gern eine ganze Stunde gewesen
sein. In Wahrheit hatte es vermutlich bloß fünfzehn Minuten gedauert, denn es
war immer noch nicht richtig finster, als ich schließlich erschöpft auf die
Felsplattform krabbelte. Noch bevor mich der Wind dazu bringen konnte, spontan
einen auf Marilyn Monroe zu machen, setzte ich mich schnell hin und klemmte mir
den Rocksaum zwischen die Knie. Sowieso wurde mir gerade ganz schwindelig vor
Stolz, dass ich, die ich nicht einmal eine Turnhalle gefahrlos betreten konnte,
diesen halsbrecherischen Aufstieg bewältigt hatte. Falls ich jedoch von Rasmus‘
Seite mit einem Lob oder zumindest mit einem beifälligen Grunzen gerechnet
hatte, wurde ich enttäuscht: Er hatte sich neben der Felsnische gegen die Wand
gelehnt und blickte schweigend in die Geröllhalde hinunter, die von der
untergehenden Sonne in ein orangerotes Licht getaucht wurde.
    „Sieht
schön aus“, meinte ich zaghaft, und er nickte. Noch bevor

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