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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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sich der Himmel
jedoch ganz verdunkelt hatte, richtete er sich auf und sagte ausdruckslos:
    „Lass
uns lieber wieder hinuntergehen. Der Abstieg ist nicht unbedingt einfacher, und
es wäre besser, wenn wir ihn nicht bei völliger Finsternis antreten müssten.“
    Seit
wir im Steinbruch angelangt waren, hatte Rasmus auf mich ein bisschen
ungeduldig gewirkt, so als würde er auf irgendetwas warten, das einfach nicht
eintrat. Langsam fing ich an, mich zu fragen, ob Jinxy hinter der ganzen Sache
steckte – vielleicht hatte sie ja Gerüchte darüber gesät, was für ein
geistreicher und liebenswerter Mensch ich war. Dann blieb Rasmus natürlich
nichts anderes als bittere Enttäuschung, die in diesem Augenblick überdeutlich
wurde.
    „Aber
… die Sterne?“, stammelte ich hilflos und fühlte mich gleich noch ein bisschen
elender, als mir klar wurde, wie lächerlich ich mich anhörte.
    Rasmus
ging hinter mir in die Hocke und streckte neben meinem Kopf den Arm aus, um in
Richtung der blassen Mondsichel auf den Himmel zu zeigen. „Siehst du das da,
tief am Horizont?“, fragte er gedämpft, weil sein Mund ganz nah an meinem Ohr
war. Ich bemerkte zum ersten Mal, dass sich seine Stimme ein bisschen rau
anhörte. Mein Herz begann schneller zu schlagen.
    „Ja“,
flüsterte ich.
    „Das
ist die Venus. Ist zwar ein Planet, aber die Sterne kannst du dir ganz ähnlich
vorstellen: helle Pünktchen auf dunklem Grund. Können wir jetzt gehen? Ich bin
echt am Verhungern.“
     
    Wir
begnügten uns mit dem erstbesten Schnellrestaurant, das wir nach einigen
Minuten Autofahrt fanden. Während die kaugummikauende Kellnerin unsere
Bestellung aufnahm, streifte sie mich mit einem merkwürdigen Blick, so als
fragte sie sich, was ein Typ wie Rasmus mit einem windzerzausten,
rotgesichtigen Ding wie mir wollte. Ich konnte es ihr nicht verdenken.
    Die
lauwarmen Nudeln, die sie uns kurz darauf servierte, schmeckten ziemlich fade.
Ich schnappte mir die Tabascosoße und schüttelte das Fläschchen über meinem
Teller, doch die Öffnung schien irgendwie verstopft zu sein. Noch ein kräftiger
Ruck – und ein Schwall roter Soße ergoss sich über meine armen Spaghetti.
Rasmus hatte mich natürlich beobachtet und runzelte jetzt die Stirn.
    „Ist
das nicht ein bisschen viel?“
    „Aber
nein“, meinte ich fröhlich und wickelte Nudeln um meine Gabel, „genau so mag
ich mein Essen. Richtig schön scharf.“
    Ich
würde mich nicht blamieren. Nachdem ich im Steinbruch mit dem Leben
davongekommen war, würde ich auch noch den restlichen Abend über die Runden
bringen, ohne mich als Pechvogel zu outen, und ich würde unter gar
keinen Umständen anfangen zu weinen, auch wenn mein Mund gerade wie Feuer brannte.
Vor allem aber musste ich Rasmus zum Reden bringen, damit er mich nicht mehr so
ansah.
    „Also,
Rasmus“, begann ich mit leicht betäubter Zunge, und mein Blick fiel auf das
lederne Armband, das er mechanisch ein Stück nach hinten schob, bevor er nach
seinem Besteck griff. „Wo hast du das denn her?“
    „Ist
ein Andenken“, antwortete er ausweichend und drehte es gedankenverloren herum,
sodass die metallene Plakette daran nach oben zeigte. „Ich trage es eigentlich
so gut wie immer, außer beim Sport.“ Alles in seinem Tonfall und in seiner
Mimik schien das Wort Exfreundin zu signalisieren.
    „Bringt
das … irgendwie Glück oder so?“
    Kurz
und freundlos lachte er auf. „Nein. Und abgesehen davon glaube ich auch nicht
an so was.“ Er musterte mich, während ich ungeschickt mit der Gabel hantierte –
von unserer Kletterpartie tat mir das geprellte Handgelenk ziemlich weh – und
wies dann mit dem Kinn auf meinen Verband. „Sieht aber so aus, als könntest du einen Glücksbringer gebrauchen“, fügte er hinzu, und eine Frage schwang in
dieser Bemerkung mit. Als hätte er mich bei etwas Verbotenem ertappt, sah ich
erschrocken hoch. War er doch Zeuge meines heutigen Unfalls gewesen, oder
versuchte er einfach nur ein bisschen Konversation zu machen? Ich hatte auf
jeden Fall nicht die Absicht, Rasmus darauf hinzuweisen, dass eine Stunde
Geräteturnen – und erst recht ein Ausflug in einen Steinbruch – für mich mit
hoher Wahrscheinlichkeit von einer Stippvisite beim Arzt gekrönt war. Wer
wollte schon mit einem Mädchen ausgehen, das eine Spur aus Blut und Verwüstung
hinter sich herzog?
    „Ach,
das“, sagte ich wegwerfend und zupfte an dem Verband. „Das war weiter nichts,
nur eine kleine Sportverletzung, wie sie manchmal eben

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