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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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letzte
Mal, als wir gemeinsam so vor dem Haus gestanden hatten.
    „Schick“,
kommentierte Rasmus die Einrichtung, nachdem ich ihn ins Wohnzimmer geführt
hatte.
    „Tja,
meine Eltern sind Antiquitätenhändler und schleppen das Zeug aus aller Welt
an.“
    „Und
wo ist dein Zimmer?“, fragte er beiläufig.
    „Gleich
oben, aber ich denke, der Wohnzimmertisch ist um einiges –“
    Er
war schon auf dem Weg die Treppe hinauf. „Und deine Eltern sind gerade
unterwegs?“, rief er über die Schulter.
    „Die
kommen erst gegen neun Uhr abends wieder, aber …“ Hilflos hastete ich hinter
ihm her.
    „In
Ordnung. Ich müsste sonst Angst haben, dass sie mich in deinem Zimmer
erwischen“, er öffnete die Tür, „… und das wäre äußerst unpassend. – Wer ist
das?“, erkundigte er sich plötzlich höflich und hielt meinen zerrauften Teddy eine
Armeslänge von sich weg.
    „Ach,
gib das her“, brummte ich, rupfte ihm den Bären aus der Hand und schleuderte
ihn so achtlos wie möglich auf meinen Schreibtischstuhl.
    „Das?“, wiederholte Rasmus vorwurfsvoll, aber zum Glück wurde seine Aufmerksamkeit von
etwas anderem abgelenkt. Er blieb vor meinem Bücherregal stehen und pfiff leise
durch die Zähne. „Wenn du die wirklich alle gelesen hast, dann verstehe ich,
warum du keine Nachhilfe von irgendeinem Bad Boy annehmen möchtest“,
bemerkte er, während er den Blick über die Buchtitel huschen ließ. Diesmal war
es offensichtlich, dass er damit auf meinen abfälligen Kommentar zu Jinxy
anspielte. „Du hast ja alle lehrplanrelevanten Werke hier versammelt“, fuhr er
fort und zog wahllos einige Bände heraus (wobei er die alphabetische Ordnung
durcheinanderbrachte).
    „Na
ja, bei den meisten hat mir die Lektüre auch wirklich Spaß gemacht“, antwortete
ich ausweichend, „und außerdem bin ich eben gerne vorbereitet.“
    Abrupt
stellte Rasmus die Bücher wieder zurück und drehte sich zu mir um. „Das ist mir
auch schon aufgefallen“, meinte er. „Wieso stehst du eigentlich so unter diesem
Zwang, alles ganz und gar unter Kontrolle zu haben?“
    Ich
zögerte einige Sekunden lang, aber dann fasste ich einen Entschluss. Er war ein
Junge. Und er war in meinem Zimmer. Ich musste einfach davon ausgehen, dass ich
ihm vertrauen konnte, also holte ich tief Luft und stieß dann schnell hervor:
    „Also,
die Sache ist die – du musst wissen, ich bin ein ziemlicher Pechvogel.“
    „Ein
w as ?“, fragte er nach und trug damit nicht gerade dazu bei, meine
Verlegenheit zu mindern.
    „Ein
Pechvogel“, wiederholte ich beschämt. „Bei unserem … unserem Treffen letzte
Woche habe ich bezüglich meiner Schülerakte sozusagen gelogen. Ich habe
tatsächlich schon eine Menge Unfälle gehabt, was im Klartext bedeutet, dass ich
mich am laufenden Band blamiere.“
    Rasmus
musterte mich eine Weile schweigend; sein Blick wirkte – vermutlich das
allererste Mal, seit ich ihn kannte – hellwach. Schließlich sagte er langsam:
    „Und
du glaubst, wenn du immer Klassenbeste bist, kannst du diese Blamagen besser
verkraften? Denkst du nicht, dass du dadurch nur noch verkrampfter wirst?“
    Diese
unverblümte Analyse meiner Selbst weckte in mir das Gefühl, als säße ich auf
einem Präsentierteller. Ich versuchte es vor Rasmus zu verbergen, aber meine
schauspielerischen Fähigkeiten ließen mich offenbar im Stich, denn er
versicherte beinahe hastig:
    „Ich
werde mich von nun an ausschließlich zu oberflächlichen Themen äußern, wenn du
willst.“
    „Ist
doch okay“, antwortete ich undeutlich, „ich gebe schon was auf deine Meinung.“
Unfassbar, was für ein Gänschen ich sein konnte! Zum Glück schien mir Rasmus
nicht richtig zugehört zu haben. Er hatte sich ein wenig aufgerichtet und sah
mich wieder fest an. Dann fragte er völlig übergangslos:
    „Was
hattest du heute in der Cafeteria?“
    „Fischstäbchen“,
stammelte ich verwirrt.
    „Bäh“,
machte Rasmus ernsthaft und fing dann doch an zu grinsen, als er mein Gesicht
sah. „Das ist meine professionelle Meinung zu diesem oberflächlichen Thema.
Ich hoffe, da gibst du auch einiges drauf. Und jetzt“, verkündete er und
erinnerte mich in seiner Vorfreude merkwürdigerweise an Jinxy, „sollten wir
ganz dringend was zu essen bestellen.“
     
    „Was
willst du für diesen Champignon?“
    „Nichts“,
kam es heraus, bevor ich darüber nachgedacht hatte, „Freunde teilen ihr Essen
doch einfach.“
    Wir
saßen auf dem Teppich in meinem Zimmer und verspeisten die

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