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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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beiden Pizzen, für
die wir uns in letzter Sekunde anstelle der Pasta entschieden hatten. Leider
besaß Rasmus zu wenig Taktgefühl, um meine Aussage unkommentiert zu lassen.
„Ach, sind wir das jetzt?“, fragte er, während ich ihm meinen Teller hinhielt
und er einen Champignon auf seine Gabel spießte. Ich konnte ganz genau sehen,
dass er mir bei dieser Gelegenheit auch ein Stück Speck klaute.
    „Tritt
mir den Pizzarand ab, und wir sind es“, forderte ich unglaublich cool.
    „Das
kannst du vergessen“, erwiderte Rasmus ungerührt. Erst extra spät fügte er
hinzu: „… ich meine das mit dem Rand.“
    „War
ja klar“, log ich, und mein Herzschlag begann sich wieder zu beruhigen. „Ich
finde, bloß weil wir … also dieses verpatzte Treffen letzte Woche muss nicht
bedeuten, dass wir nicht befreundet sein können.“
    Rasmus
schob seinen leeren Teller weg und lehnte sich zurück. „Ich weiß nicht recht“,
meinte er nachdenklich, „schließlich bin ich dein Nachhilfelehrer.“
    „Und
was für ein eifriger auch noch!“
    „Davon
kannst du dich gleich selbst überzeugen“, verkündete er. Anstatt jedoch nach
meinem sträflich vernachlässigten Heft zu greifen, fing er an, das schmutzige
Geschirr zusammenzustellen, um es in die Küche hinüberzubalancieren. „Ich
spüle, du trocknest ab.“
    Die
nächsten Minuten verbrachten wir einträchtig über das Spülbecken gebeugt, wobei
ich es allerdings zur Sicherheit vermied, den Arm meines neuen guten
Freundes zu berühren. Schließlich fiel mein Blick auf die Anzeige der
Mikrowelle, und ich stellte fest, dass es bereits nach acht Uhr war. Meine
Eltern mussten jeden Augenblick nach Hause kommen, also packte Rasmus seine
Sachen zusammen. Während ich ihn in den Flur begleitete, staunte ich darüber,
dass es tatsächlich Spaß gemacht hatte, den Nachmittag mit ihm zu verbringen:
Klar, seine Art von Humor war manchmal etwas irritierend, und er hatte die
unangenehme Fähigkeit, in meinem Gesicht zu lesen wie in einem Buch … trotzdem
war es ärgerlich, dass er sich nicht schon früher von dieser Seite gezeigt
hatte. Als er sich bückte, um seine Docs zuzuschnüren, rutschte mir heraus: „Du
verhältst dich schon komisch, in aller Freundschaft gesagt.“
    „Was
meinst du jetzt genau?“, fragte er belustigt und richtete sich auf.
    Eilig
öffnete ich für ihn die Haustüre, um seinem Blick auszuweichen, während ich
antwortete: „Ein bisschen mehr vom heutigen Du und ein bisschen – viel –
weniger von dem, das du mir letzte Woche gezeigt hast, und es wäre deutlich
einfacher mit dir.“
    „Und
einfach hast du es lieber?“, erkundigte er sich plötzlich lauernd. Anstatt an
mir vorbeizugehen, blieb er ganz dicht neben mir stehen und lehnte sich gegen
den Türrahmen. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich es den ganzen Abend lang
vermieden hatte, näher über unser merkwürdiges Date nachzudenken. Er selbst
hatte es mit keiner Silbe erwähnt, und ich konnte mir immer noch keinen Reim
darauf machen, weshalb er mich plötzlich eingeladen und ebenso plötzlich wieder
das Interesse an mir verloren hatte. Wegen meiner verletzten Gefühle hatte ich
mir danach eingeredet, dass er irgendwie enttäuscht von mir gewesen war, oder
dass es sich bei ihm um einen mürrischen Sonderling handelte, der keine Ahnung
hatte, wie man mit Mädchen umging. Die letzten Stunden hatten mich jedoch
eindeutig eines Besseren belehrt, und auf einmal beschlich mich der Verdacht,
dass Rasmus eine instabile Persönlichkeit besaß: In der Schule gab er sich als
„cooler Bad Boy“; vor einigen Tagen war er mir gegenüber noch schroff und
unnahbar gewesen; und nachdem ich mit ihm gerade eben über einem Stück Pizza
Freundschaft geschlossen hatte, wirkte er nun, da er mich eindringlich
musterte, beinahe ein bisschen gefährlich.
    Weil
ich auf meine Antwort warten ließ, hakte er nach: „Soll ich versuchen, es dir
in Zukunft leicht zu machen?“ Diesmal war die Zweideutigkeit nicht mehr zu
überhören.
    Ich
gab mir Mühe, mein Unbehagen vor ihm zu verbergen. „Werd nicht unverschämt.“
    „Es
würde dich ein Stöhnen kosten, mir die Spitze zu nehmen“, erwiderte er
ernsthaft, und ein Schauer überlief mich, bis mir klar wurde, dass es sich
dabei um ein Zitat handelte.
    „Das
war das erste Mal heute, dass du direkt auf das Theaterstück Bezug genommen
hast“, versuchte ich die Situation mit einem gespielt vorwurfsvollen Ton zu
entspannen.
    Rasmus
wich keinen Millimeter zurück, doch

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