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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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nein.“
    Ich
spürte, wie ich vor Unbehagen zu schwitzen begann, und holte tief Luft. Auf
einmal hatte ich es satt, mich vor ihm immer so schrecklich hilflos zu fühlen.
Bevor ich mich wieder in ein stammelndes, jämmerliches Etwas verwandeln konnte,
kratzte ich all meinen Mut zusammen und legte los:
    „Weißt
du was? Du kannst dir deinen Sarkasmus sparen. Ja, und auch deinen Dank, den
kannst du dir ganz besonders sparen. Danke für den Abend? Ist das dein Ernst?
Schließlich hast du mich angerufen, du wolltest mit mir ausgehen,
und es tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe, aber da kann man eben
nichts machen. Ich hätte mir fast in die Hosen gemacht in diesem Steinbruch,
ja, ich hatte natürlich überhaupt keine Hosen an, sondern einen wirklich viel
zu kurzen Rock, in dem einem wirklich viel zu kalt wird, und dann hatte ich den
Mund voll scharfer Soße, und dann schaust du auch noch dauernd so, so“ –
ich bemerkte, dass ich den Faden verlor – „jedenfalls ist es mir egal, was du
denkst. Dann bin ich eben eine Streberin, na und? Meine Aufsätze sind wirklich
gut, zumindest waren sie das immer, und es wäre nett von dir, wenn du mir dabei
helfen würdest, dass sie wieder gut werden.“ Damit waren sowohl mein Mut als
auch mein Zorn restlos verpufft.
    Rasmus
starrte mich aus ungewöhnlich großen Augen an. „Okay“, meinte er dann.
    „Danke“,
flüsterte ich zurück, und da sich der Boden leider nicht vor mir auftun wollte,
wandte ich mich schnell zum Gehen.
    „Das
war es übrigens wirklich wert“, hörte ich ihn plötzlich hinter mir.
    „Was?“,
fragte ich, ohne mich umzudrehen.
    „Das
Frieren. Der Rock. Das war es wirklich wert.“
    „Morgen
nach der letzten Stunde würde es mir passen“, brachte ich hervor. Dann – und
ich hätte schwören können, dass er lautlos lachte – ergriff ich die Flucht.
     
    Am
nächsten Tag lernte ich schon vor der verabredeten Nachhilfestunde eine
wichtige Lektion: Obwohl ich mich von der Turnhalle fernhielt, durfte ich mich
keineswegs in Sicherheit wiegen. Ich saß gerade mit Jinxy und Sam in der
Cafeteria, als einige der jüngeren Schüler damit begannen, einen Ball über
mehrere Tische hinweg hin und her zu kicken. Die Frau von der Essensausgabe
stürzte mit erhobener Kelle hinter ihrem Tresen hervor und fing an zu zetern,
woraufhin die Jungen sich erschrocken nach ihr umdrehten und den Ball aus den
Augen ließen. Er sauste in unsere Richtung, prallte – was sonst? – direkt in
mein Gesicht und landete schließlich mit einem satten Platschen auf Jinxys
Teller.
    „Sie
ist nicht gebrochen“, stellte die Schulärztin wenig später fest und unterließ
es endlich, an meiner schmerzenden Nase herumzudrücken. Angesichts der
Tatsache, dass das Mädchen mit der spannenden Akte schon wieder auf ihrer
Behandlungsliege saß, konnte sie ihre Miene nur schwer unter Kontrolle halten.
„Kühlen Sie die Stelle und tragen Sie diese Salbe auf. In ein paar Tagen sollte
es wieder normal aussehen.“
    Normal?
Bedeutete das etwa, dass ich gerade abnormal aussah?
    „Sei
ehrlich“, wandte ich mich besorgt an Jinxy, als wir das Krankenzimmer verließen,
„wie wirkt mein Gesicht?“
    „Schön
bunt“, antwortete sie tröstend. Der Spiegel am Mädchenklo gab ihr zur Hälfte
Recht: Ich sah tatsächlich bunt aus. Meine Nase leuchtete in einem wunderbaren
Tiefrot, und auf meinen Wangenknochen breiteten sich malerische violette
Schatten aus. Heute jedenfalls keine Nachhilfe für mich!
    Als
die Biologiestunde zu Ende war, verabschiedete ich mich von Sam und setzte mich
auf eine Bank vor dem Schulgebäude, um auf den Bus zu warten. Dann schrieb ich
eine SMS an Rasmus, dessen Nummer ich nach seinem Anruf bei mir zu Hause in
mein Handy eingespeichert hatte:
    Tut
mir leid, ich muss unser Treffen absagen. Ich habe –
hier überlegte ich kurz und tippte dann: einen persönlichen Termin. Zufrieden
stellte ich fest, dass sich das einerseits ziemlich wichtig anhörte,
andererseits war es unwahrscheinlich, dass Rasmus genauer nachfragte. Ich
wollte mein Handy gerade wieder in meiner Umhängetasche verstauen, als das
kleine Briefzeichen am Display aufleuchtete.
    Zu
schade , schrieb er. Sonst nichts. Ich scrollte bis zum
Ende des Textfeldes, um mich zu vergewissern, dass da nicht doch noch etwas
stand.
    „Wie
persönlich denn genau?“
    Erschrocken
fuhr ich herum und befand mich gleich darauf Auge in Auge mit Rasmus, der sich
über die Rückenlehne der Bank beugte. Plötzlich nur wenige

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