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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Schlüsselgeklimper der Lehrerin kein geheimnisvoller
Code sein sollte, packte ich schnell meine Tasche und huschte aus dem Raum.
    Jetzt,
da kein Sonnenlicht mehr durch die Buntglasfenster fiel, wirkten die Flure noch
einschüchternder als sonst. Mit langen Schritten eilte ich durch die verlassene
Aula, öffnete das schwere Schultor und seufzte resigniert: Dichter Nebel stieg
vom regennassen Asphalt auf und legte sich augenblicklich wie eine feuchte
Decke über mein Gesicht. Schaudernd zog ich den Kopf zwischen die Schultern und
lief zur Bushaltestelle hinüber, wo eine einsame Schülerin auf der Bank saß und
im Takt der Musik aus ihrem MP3-Player mit dem Kinn zuckte. Weil ich die
Galilei High noch nie um diese Uhrzeit verlassen hatte, wusste ich nicht, wann
der nächste Bus kommen sollte, und den Fahrplan hatte irgendjemand mit
wasserfestem Marker vollgekritzelt. „Hey, entschuldige“, sagte ich höflich und
beugte mich zu dem zuckenden Mädchen hinunter, um Blickkontakt aufzunehmen.
Widerwillig zog sie sich den Stöpsel aus einem Ohr. „Wartest du schon lange?“
    „Ja,
ziemlich … gibt wahrscheinlich eine Störung. Muss am Nebel liegen.“ Sofort
verstopfte sie sich wieder den Gehörgang und blendete mich komplett aus. Ich
sah die Straße hinauf und versuchte zu erkennen, ob der Bus vielleicht schon in
der Nähe war, doch bereits wenige Meter weiter versank alles in einem milchigen
Weiß. Als meine Zähne zu klappern anfingen, verfluchte ich in Gedanken meine
Eltern, die wohl gerade in einem warmen schottischen Hotelzimmer saßen und
Whiskey schlürften. Jeder andere Schüler – einmal abgesehen von dem stoischen
Exemplar auf der Bank – hätte in diesem Augenblick zu Hause angerufen und darum
gebeten, mit dem Auto abgeholt zu werden, nur ich war dazu verdammt, in dieser
Nebelsuppe elendiglich zu erfrieren. Ich kramte mein Portemonnaie hervor und
stellte fest, dass ich genug Geld dabei hatte, um mir ein Taxi zu leisten. Weil
es aber vermutlich ewig dauern würde, bis sich eines hierher verirrte,
beschloss ich, zur Hauptstraße zu laufen; das würde mich außerdem davor
bewahren, mich in einen Eiszapfen zu verwandeln. Ich zog den Zippverschluss
meiner Jacke bis zu meinem Kinn hoch und machte mich auf dem Weg, wobei ich
mich immer von einer Straßenlaterne zur nächsten flüchtete. Meine Tasche schlug
mir gegen die Beine und jeder meiner Atemzüge durchschnitt lautstark die
Stille, während der Nebel sämtliche Verkehrsgeräusche aus der Umgebung
verschluckte.
    „Lily?“
    Ich
musste mich gar nicht umdrehen, um zu wissen, wer das war. Stattdessen gab ich
vor, nichts gehört zu haben, und zwang mich zu einem zügigen, aber gleichmäßigen
Schritttempo.
    „Kann
es sein, dass du mich ignorierst? Für diesen Fall muss ich dir nämlich sagen,
dass du mich damit ziemlich verletzt.“ Er holte auf und erwischte mich am
Ellbogen. „Hey! Gehört sich das so unter Freunden?“
    Wie
beiläufig schob ich eine Hand in meine Tasche und griff nach meinem Handy; dann
legte ich den Zeigefinger dorthin, wo ich die Einser-Taste vermutete. Ich hatte
Jinxy auf Kurzwahl, und wenn es brenzlig wurde, konnte ich sie anrufen und
gleichzeitig loslaufen – nur leider standen meine Chancen, ein Wettrennen gegen
Rasmus zu gewinnen, denkbar schlecht.
    „Entschuldige“,
sagte ich leichthin, „ich war wohl gerade in Gedanken versunken und habe dich
nicht bemerkt.“ Mein Lächeln geriet ein wenig schief.
    Rasmus
musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. „Schon okay“, meinte er nach
einigen Sekunden, „das passiert mir andauernd. Hast du jetzt was vor?“
    „Oh
… Hausaufgaben machen. Jede Menge“, behauptete ich.
    Rasmus
lockerte den Griff um meinen Ellbogen nicht. „Dafür bleibt dir doch sicher am
Wochenende genug Zeit.“
    „Na
ja, aber ich muss auch noch lernen. Wir schreiben morgen einen Test.“
    „Welches
Fach?“
    Ich
hielt seinem Blick stand und gab mir alle Mühe, nicht zu blinzeln. „Biologie.“
    „Thema?“
    „Die
Haut.“ Leider wurde ich schon bei der Erwähnung dieses Stoffgebiets verlegen.
Weil Rasmus mich weiterhin unverwandt anstarrte, als wollte er auch die
kleineste Veränderung in meinem Gesicht registrieren, drehte ich schließlich
doch den Kopf weg. Unvermittelt ließ er meinen Arm los.
    „Ich
werde schon jetzt mit schwachen Ausreden abgespeist?“, fragte er in belustigtem
Tonfall, aber als ich den Blick wieder zu ihm huschen ließ, bemerkte ich, dass
sich seine Augenbrauen zusammengeschoben

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